Gender Pay Gap und Fußballbundesliga

DFB fordert Mindestgehälter für Frauen

„Ein Mindestlohn, der von den Arbeitgebern im Wettbewerb nicht gezahlt werden kann, vernichtet Arbeitsplätze.“
Ronald Pofalla

Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn

Normalerweise lasse ich Zitate einfach so im Raum stehen. In diesem Fall muss ich aber davon abweichen. Der Politiker Pofalla ist in seiner politischen Karriere nicht unbedingt durch übermäßige Intelligenz aufgefallen. Als er dann in der Merkel-Ära auch noch Vorstandschef der Deutschen Bahn wurde, hat er eindrücklich unter Beweis gestellt, dass er eine ziemliche Flachpfeife ist. Möglicherweise ist die Bahn nicht mehr zu retten, ein Pofalla kann das aber ganz sicher nicht. Aber er war halt ein starker Unterstützer Merkels, und die hat es ihm gedankt.
Aber manchmal sagen auch solche Leute etwas ganz Richtiges. Und so komme ich auf das Zitat zurück.

Gehälter im internationalen Sport

Dass im Sport teilweise unverschämte Gehälter gezahlt werden ist nicht neu. Dabei ist die Bundesliga noch nicht einmal der Spitzenreiter. Betrachten sie einfach einmal die Gehälter in der NHL (Eishockey), der NBA (Basketball) oder auch im Golfsport. Ich könnte noch beliebig weitermachen, sie dürften wissen, dass in den USA Gehälter gezahlt werden, da können europäische Sportler nur vor Neid erblassen.
Trotzdem, Spitzenfußballer erhalten zumindest bei den Männern auch in Europa keine Almosen. Auch da sind Millionengehälter durchaus möglich. Harry Kane von Bayern München ist derzeit wohl der Spitzenverdiener mit einem Jahresgehalt von 25 Mio. Euro jährlich. Ich habe das Durchschnittsgehalt von männlichen Bundesligaspielern nicht nachgerechnet. Ich schätze aber, dass das irgendwo zwischen Zwei- und Dreimillionen Euro liegen dürfte. Wer mehr Details wünscht, kann das hier nachlesen.

Gehälter in der Frauenbundesliga

Gegenüber solchen Beträgen sind die Gehälter in der Frauenbundesliga dann doch eher bescheiden. Gemäß einer Sendung bei Sat 1 (ran) liegt das Durchschnittsgehalt bei den Frauen bei etwa 48.000 Euro im Jahr. Spitzenverdiener erhalten beispielsweise bei Bayern München 300.000 Euro jährlich, in Einzefällen auch darüber. Die sollen uns aber gar nicht interessieren. Wir wissen, dass Durchschnittswerte nur einen geringen Aussagewert haben bezüglich der Ausreißer nach oben, bzw. nach unten.
Und so müssen wir konstatieren, dass es in der Frauenbundesliga eine Menge Spieler gibt, die weniger 2.000 Euro monatlich verdienen. Das ist zum Sterben zu viel, zum Leben allerdings zu wenig. Und so kommt die DFB-Führung auf die glorreiche Idee, Mindestgehälter für die Frauenbundesliga festzulegen. Ob die Vereine diese zusätzlichen Kosten dann stemmen können, interessiert den DFB nicht wirklich. Kleinere Vereine dürften unter diesen Umständen irgendwann ganz von der Bildfläche verschwinden. Wenn sie es eh noch nicht sind.

Gründungsmitglieder der Frauenbundesliga

Als es mit der Frauenbundesliga begann, da gab es noch Vereine, an die kann man sich heute gar nicht mehr erinnern. Eine der ersten Nationaltorhüterrinnen, Silke Rottenberg, spielte seinerzeit beim FFC Brauweiler. Dieser Frauenfußballclub wurde sogar schon mal Deutscher Meister. Das ist allerdings schon lange her. Ansonsten fällt mir noch der FFC Frankfurt ein. Dort spielte viele Jahre unsere Top-Stürmerin Birgit Prinz. Bei diesem Verein bin ich mir sicher, den gibt es nicht mehr. Der ist nach einer Fusion in die Eintracht Frankfurt eingegliedert worden. Das letzte Gründungsmitglied, der 1. FFC Turbine Potsdam, musste dann 2022 die Bundesliga verlassen.

Der Profifußball entdeckt den Frauensport

Mittlerweile haben die meiste Bundesligisten der Männervereine auch eine erfolgreiche Frauenmannschaft. So spielen derzeit in der Frauenbundesliga nur noch drei Vereine, die keine Verbindung zu einem Bundesligisten haben. Das ist der FC Nürnberg, da spielen die Männer in der 2. Liga, und das sind Carl Zeiss Jena und die SGS Essen. Die letztgenannten haben keine Männermannschaft im bezahlten Fußball. Ich wage mal die Prognose, dass deren Verbleib in der Frauenbundesliga auch nicht mehr lange andauern wird.

Womit verdienen die Vereine Geld

Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass es sich im Profi-Sport wirklich nur noch um Sport handelt. Der Profi-Sport ist ein knallhartes Geschäft. Der erste deutsche Verein, der das seinerzeit begriffen hat, ist der FC Bayern München. Man kann von ihm halten was man will, aber Uli Hoenes hat da einiges geleistet.

Diese Vereine generieren zunächst Einnahmen durch die Zuschauer. Das dürfte ein großer Batzen sein. Darüber hinaus erhalten sie große Summen von ihren Werbepartnern, den Sponsoren. Die Zahlen aber auch nur, wenn dadurch ihr Produkt positiv und weitreichend vertreten wird. Je besser der Verein, um so größer die Werbeeinnahmen.

Und jetzt kommt noch eine weitere Einnahmequelle. Das sind die sogenannten Merchandising Produkte. Kaufen sie mal ein Trikot von Bayern München. Je nachdem, welches sie haben wollen, zahlen sie zwischen 100 und 150 Euro. Und wissen sie, warum die so teuer sind? Weil es genügend Fans, also Verrückte, gibt, die diesen Preis bezahlen. Selbst im Ausland werden diese Produkte verkauft. Und an jedem Trikot verdient der Verein mit. Und wenn dann noch Harry Kane draufstehen soll, dann wird es noch teurer.

Zurück zu den Frauen

Ein Bundesligaspiel mit über 50.000 Zuschauern ist in der Bundesliga eher selten. Gestern beim Spiel zwischen Bayern München und Leverkusen war das mal der Fall. Allerdings gab es ja auch keine Männerbundesliga. Und in der Not frisst der Teufel Fliegen.

Die Regel ist das definitiv nicht. Man kann bei manchen Spielen schon froh sein, wenn man 10.000 Zuschauer überschreitet. Gleichzeitig muss man berücksichtigen, dass die Eintrittspreise im Frauenfußball deutlich geringer sind. Somit können die Frauen gar nicht die Einnahmen erzielen, die bei den Männern möglich sind. Das gleiche gilt auch für das Merchandising. Versuchen sie doch einfach mal ein Trikot von Alexandra Popp an den Mann/die Frau zu bringen. Da dürfte schon national der Bedarf begrenzt sein, international wird es dann noch weniger. Und Popp war ohne Zweifel eine Topspielerin. Wenn wir die jetzt noch mit Messi oder Ronaldo vergleichen, aber das lassen wir lieber.
Mit den Werbepartnern sieht das nicht anders aus. Auch die zahlen wegen der fehlenden Reichweite für die Frauen deutlich weniger.

Die Konsequenz

Wenn weniger Einnahmen vorhanden sind, dann kann man auch weniger ausgeben. Das hat logischerweise auch Auswirkungen auf die Gehälter. Wenn der Verein aber bei den Männern im Profigeschäft ist, dann sieht die Sache schon etwas besser aus. Da können Einnahmen aus dem Männerbereich zumindest in kleinen Teilen an die Frauenmannschaft umgeleitet werden. Das zeigt sich dann auch, wenn diese Vereine dann Spieler kaufen. Und wenn der Sponsor dann noch einen Fable für den Frauenfußball entwickelt, dann ist da einiges möglich.

Dieser Effekt hat sich seinerzeit beim VFL Wolfsburg gezeigt. Der Bundesligist war erfolgreich, spielte zeitweise sogar um die Meisterschaft mit, und der Hauptsponsor VW hat sogar gezielt für den Frauenfußball Geld bereitgestellt. Das führte dazu, das in der Frauenmannschaft die halbe Nationalmannschaft vereinigt war. Natürlich kam das nötige Geld auch aus dem Männerbereich. Was wir aber nicht vergessen sollten, dadurch konnten zum einen höhere Ablösesummen, aber auch höhere Gehälter gezahlt werden. Für die kleineren Vereine, war das der Untergang. Die konnten sich diese Gehälter nicht mehr leisten und verschwanden so nach und nach aus dem Geschäft. Der letzte dieser Vereine war, wie schon gesagt, der FFC Turbine Potsdam.

Der Zwang zu höheren Gehältern

Die Frauenbundesliga hat sowieso schon nur 14 Mannschaften. Und selbst da sind mindestens zwei Vereine dabei, die auf Dauer nicht mithalten können. Da ist eben keine Männermannschaft, die zusätzliches Geld erwirtschaften könnte. Wenn ich die jetzt zwinge, höhere Gehälter zu zahlen, dann wird deren Untergang nochmals beschleunigt. Die zweite Frauenbundesliga könnte es noch härter treffen. Da nehmen noch sieben solcher kleinen Vereine teil. Und wenn man dann noch sieht, dass in dieser zweiten Liga noch drei Bundesligavereine mit einer zweiten Mannschaft antreten, dann dürfte klar sein, wie nötig eigentlich die Förderung der kleinen Vereine ist. Mit einer erzwungenen Gehaltserhöhung wird man denen allerdings das Genick brechen. Die werden sich dann den Profifußball einfach nicht mehr leisten können. Was das für den Frauensport bedeutet, muss ich ihnen nicht erklären.

Zusammenfassung

Mindestlohndebatten waren schon immer sozialistischer Unfug. Das gilt nicht nur für die Wirtschaft, das gilt auch für den Fußball, der ja eigentlich im Profibereich auch Wirtschaft ist.
Bei den Männern sind die Gehälter so hoch, dass man da so etwas sowieso nicht braucht. Bei den Frauen sollte man aber aufpassen. Noch gibt es da eine Menge von Vereinen, die sich höhere Gehälter einfach nicht leisten können. Im Sinne einer breiten Aufstellung und somit einer größeren Talentförderung sollte der DFB mit solchen Maßnahmen sehr vorsichtig sein.

Der DFB-Vorsitzende ist allerdings SPD-Mann. Somit sollte man nicht unbedingt Vernunft erwarten. Ideologie ist für so einen wichtiger. Allerdings beweist Deutschland derzeit, dass Ideologie die Wirtschaft zerstört. Mindestlöhne im Frauenfußball dürften also wenig hilfreich sein..

Der DFB könnte allerdings mit gutem Beispielvorangehen. Er könnte den Nationalspielerinnen beispielsweise die gleichen Prämien zukommen lassen wie den Männern. Aber so gerecht soll es dann wohl auch wieder nicht sein.

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