Kann ein Volk wirklich unschuldig sein?

Zur Frage der Unschuld der Palästinenser

„Ich glaube nicht an die Kollektivschuld. Die Schuldigen sind schuldig, aber die Kinder der Schuldigen sind Kinder.“
Elie Wiesel

1.000 Jahre

Erinnern sie sich noch an die 1.000 Jahre von 1933 bis 1945? Wohl eher nicht. Sie dürften damals noch nicht einmal geboren sein. Meine Mutter, Gott habe sie selig, ist 1933 geboren. Am Ende der 1.000 Jahre war sie gerade einmal 12 Jahre alt. Und ich? Ich kenne diese Zeit nur noch aus den Geschichtsbüchern. Und ein wenig aus den Erzählungen meiner Großeltern.

Es ist unbestritten, diese Jahre waren eine der dunkelsten Zeiten in der deutschen Geschichte. Und es ist richtig zu fordern, dass sich die Verfolgung der Juden niemals wiederholen darf.
Was mir in diesem Zusammenhang aber immer wieder auf den Sack geht, ist die Sprache von Schuld. Ich fühle mich keineswegs schuldig. Und ich kann das alles auch nicht mehr rückgängig machen. Warum sollte ich also eine besondere Verantwortung haben?

Der deutsche Rechtsstaat

Ich lebe in einem Rechtsstaat. Obwohl, so ganz sicher bin ich mir da nicht mehr. Wie auch immer. Im Grundgesetz steht: „Dier Würde des Menschen ist unantastbar…“. Das gilt für alle Menschen. Ich wüsste nicht, dass es Menschen gibt, für die das in besonderer Weise gilt. Also zeige ich allen Menschen gegenüber Respekt. Ich erwarte allerdings auch, dass mir mein Gegenüber den gleichen Respekt zollt.
Ich gehe mal davon aus, dass sie verstehen was ich meine. Und so ist es auch gar nicht erforderlich, dass ich gegenüber irgendjemanden eine besondere Schuld fühlen müsste. Logisch, das gilt auch für Juden. Ist allein diese Erwähnung jetzt schon rassistisch? Was ich meine, ich zolle allen Respekt und Achtung. Und dafür braucht mir keiner ein Schuldgefühl einreden. Und Rasse, Religion oder sonst noch was spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Die Schuld der Deutschen

Und trotzdem sprechen unsere Politidioten bei bestimmten Anlässen immer wieder von einer besonderen Verantwortung, von einer Schuld, die uns niemals verlässt, wenn es um den Holocaust geht. Nach wie vor redet man uns ein, dass uns unsere Vorfahren eine Schuld aufgeladen haben, die niemals reingewaschen werden kann. Ich soll also nach wie vor schuld sein. Halten wir das einmal fest.

Die Bibel

Ich weiß, dass ich jetzt ein Bibelzitat aus dem Zusammenhang reiße. Trotzdem denke ich, dass dieses Zitat ganz gut in den Zusammenhang passt. Dort steht im zweiten Buch Mose (20,5): „Ich, der Herr dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern, die mich hassen…“.
Sie sehen, sogar die Bibel kennt die Erbschuld. Ich will das nicht weiter ausarbeiten, das sollen Theologen tun. Die können das besser. Wenn wir das aber wörtlich nehmen, dann tragen vier Generationen an der Schuld. Damit müssten sogar noch meine Kinder die Schuld für das Grauen vor 80 Jahren abtragen.

Im Buch Nehemia (9,1) finden sie ein weiteres interessantes Zitat: „Am vierundzwanzigsten Tag dieses Monats kamen die Israeliten zu einem Fasten zusammen, in Säcke gehüllt und mit Erde auf ihren Häuptern… und traten hin und bekannten ihre Sünden und die Missetaten ihrer Väter.“ Auch hier kann man erkennen, dass Kinder für die Missetaten ihrer Vorfahren Schuld tragen. Und es ist nicht mal auf die wirklich Schuldigen begrenzt. Das Volk ist schuldig. (Quelle:  theologische-miniaturen.de)

Die Realität

Es ist egal, wie sie zu diesen Aussagen stehen. Aber wenn es in Deutschland um den Nationalsozialismus geht, dann verhalten sich unsere Politidioten genauso. Auch wenn es um Rassismus oder die Folgen des Kolonialismus geht, wird auch so argumentiert. Schuld sind die alten weißen Männer, schuld ist das deutsche Volk ohne Ausnahme. Damit werden dann sogar Unmassen von Ablasszahlungen als Wiedergutmachung begründet. In dieser Frage sind die Grünen ausnahmsweise mal wirklich Fachkräfte.

Die Ausnahme

Und dennoch gibt es eine Ausnahme. Immer wenn es um unsere Qualitätseinwanderer geht, dann kommt sofort die Aussage, es seien ja nicht alle so. Merkwürdigerweise wird da sofort differenziert. Besonders auffällig ist das im Falle der Palästinenser. Da heißt es sofort, nicht jeder Palästinenser sei doch ein Hamas. Die Israelis fordert man sogar auf, unschuldige Palästinenser zu schützen.

Während man uns immer wieder fragt, warum man den Nationalsozialismus nicht verhindert habe, gesteht man den Palästinensern zu, dass sie sich nicht gegen die Hamas wehren können. Und das obwohl viele von denen nach den brutalen Angriffen auf Israel jubelnd auf den Straßen gefeiert haben. Ich glaube nicht, dass es da viele gab, die nicht in Feierlaune waren. Und es geht noch weiter. Und nicht nur das. Auch im Ausland haben sich große Gruppen gebildet, die den Angriff der Hamas lautstark bejubelt und gefeiert haben. Wie kann man da von unschuldigen Zivilisten reden. Für mich sind die das sicherlich nicht.

Fazit

Wenn man über den Nationalsozialismus redet, dann stehen wir alle nach wie vor in der Verantwortung. Wir sollen uns erinnern und bestimmt auch ein wenig schuldig fühlen. Und das selbst nach fast 80 Jahren.
Sobald es aber um die Palästinenser geht, dann sollen wir natürlich differenzieren. Es seien ja nicht alle böse. Natürlich nicht. Nur wie erkenne ich die?
Und wieder einmal muss ich mich wiederholen. Es sind nicht die Maßstäbe, die mich ankotzen, es sind die zweierlei Maßstäbe!

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