Erinnerungen

Wissen sie noch, was ein „Spar Club“ ist?

„Spare, wenn du kannst, und nicht, wenn du musst.“
John D. Rockefeller

Einsamkeit

Irgendwie seltsam, ein großes Thema der heutigen Zeit ist die Einsamkeit. Es geht schon so weit, dass der Staat sich Gedanken macht, was man dagegen tun könne. Wahrscheinlich geht es dabei aber nur um noch mehr Kontrolle.
Wie dem auch sei, vor 40 Jahren war das noch kein Thema. Natürlich war da nicht alles besser. Aber eben auch nicht alles schlechter.

Freitagabend

So war es damals durchaus üblich, dass man sich am Ende der Arbeitswoche in der Stammkneipe getroffen hat. Dass da das eine oder andere Bier durch die Kehle gegangen ist, ist auch nicht bestreitbar. Es gab auch den einen oder andern Alkoholiker. Ich kann mich da an einen erinnern, der trank Bier nur, um den billigen Fusel runterzuspülen. Den Führerschein hatte man ihm längst entzogen, aber das störte den nicht.

Man spielte dann in der Regel irgendwelche Würfelspiele, um zu ermitteln, wer für den Biernachschub zuständig war. Lügen-Max oder Mäxchen war damals groß in Mode. Die Runden waren oft groß, 10 bis 15 Teilnehmer waren keine Seltenheit. Das hatte den Vorteil, dass es Tage gab, an denen man am Ende betrunken war, ohne ein einziges Bier gezahlt zu haben. Wenn man aber dann mal dran war, dann war es gleich teuer. Wie dem auch sei, einsam war da keiner.

Der Spar Club

Aber eigentlich will ich auf was ganz anderes raus. In vielen Kneipen hingen da solche Sparkästen. Und die gehörten zu einem Sparverein oder einem Spar Club. Da konnte man sich anmelden, und dann wurde einem ein Fach in diesem Schränkchen zugewiesen. Und da schmiss man Woche für Woche Geld hinein. In der Regel war ein Mindestbetrag vorgegeben. Bei mir waren das damals 5 Mark pro Woche. Am Montag wurde dann der Schrank geleert. Dafür verantwortlich waren drei Kassenwarte. Einer von denen war in der Regel der Kneipenbesitzer.

Die haben die entsprechenden Beträge in ein eigens dafür geschaffenes Buch eingetragen, das war so etwas ähnliches wie ein Sparbuch. Das Geld wurde dann wöchentlich, unter Umständen auch monatlich zur Bank getragen und dort auf das Vereinskonto eingezahlt.

Gewinne

Aus diesen Einzahlungen wurden natürlich Zinsgewinne erzielt. Vor dreißig Jahren gab es die tatsächlich noch. 3,5 Prozent für ein normales Sparkonto war da durchaus normal. Darüber hinaus haben die Banken und Sparkassen das auch noch gefördert, so dass es für diese Konten möglicherweise sogar noch mehr Zinsen gab.
Eine zweite Einnahmequelle für diese Sparvereine waren Strafen. Wer nicht die Mindestsparrate eingezahlt hatte, wurde mit einer Strafe belegt. Ich meine das waren seinerzeit 50 Pfennig für jede Woche. Man glaubt es kaum, aber am Ende des Jahres kam da schon einiges zusammen.

Die Ausschüttung der Sparbeträge

Kurz vor Weihnachten kam es dann zur Auszahlung der Sparbeträge. Die Kassenwarte haben dann das Geld vom Konto abgehoben und gemäß der Sparliste in Tütchen verteilt. Diese wurden übrigens auch von der Sparkasse gestiftet. Ja, die hatten speziell dafür eine entsprechende Ausstattung. Da kamen dann schon kleine Sümmchen zusammen. Wer nur den festgelegten Regelbeitrag eingezahlt hat, erhielt bei der Auszahlung 240 Mark. Und das war 1980 noch gutes Geld. Die besten Sparer erhielten meines Wissens sogar noch einen kleinen Preis, natürlich von der Bank gesponsert.

Was nicht ausgezahlt wurde, waren die Strafen und Zinserträge. Die hat man für eine kleine Feier zum Zahltag verwendet. Ich meine, zu meiner Zeit hätte es da sogar mal Rippchen mit Kraut gegeben. Ich weiß es nicht mehr genau. Es konnten aber auch einfach Frikadellen mit Brötchen sein.
Natürlich haben dafür die Gewinne das Clubs nicht gereicht und die Teilnehmer mussten einen gewissen Betrag dazugeben. Trotzdem waren die Veranstaltungen immer irgendwie cool. Und einsam war an diesem Abend keiner.

Ein wenig Sehnsucht

Heute gehe ich nur noch selten in Gaststätten. Schon gar nicht mehr regelmäßig. Es scheint aber auch diese kleinen Bierkneipen überhaupt nicht mehr zu geben, zumindest in der Anzahl von früher nicht mehr.
Solche Sparkästchen habe ich allerdings schon lange nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht einmal, ob es die noch gibt. Eigentlich schade.
Und lassen wir den Spareffekt doch einfach mal außer Acht. Diese Art des Sparens hatte auch einen gewissen Geselligkeitsanteil. Da musste sich keiner Gedanken über Einsamkeit machen. Und den Staat brauchten wir schon gar nicht dafür.

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