Merz will den ersten Fusionsreaktor in Deutschland bauen
„Ein Großmaul können die Menschen nicht ausstehen. Aber zuhören werden sie immer.“
Peter Altenberg
Die Fakten
Deutschland soll zukünftig Strom erzeugen ohne CO2-Ausstoß. Wind und Sonne sollen es richten. Allerdings hat Deutschland schon über 120 GW Leistung an Windmühlen und Solarpaneelen installiert, obwohl wir in Spitzenzeiten nur 70 GW Leistung benötigen. Aber Windmühlen produzieren nicht bei Windstille, und Solarpaneelen produzieren nicht ohne Licht. Für die Solarenergie heißt das, sie ist nachts ein Totalausfall. Und wenn dann auch noch der Wind ausbleibt, dann stehen wir im Dunkeln. Stromspeicher haben wir leider immer noch nicht. Sind auch teuer und noch unwirtschaftlicher als der Rest es schon ist.
Man braucht also eine Stromerzeugung, die diese Lücke schließt. Atomkraftwerke wären die Lösung. Aber die ist nach Aussage vom Spezialdemokraten Scholz ein totes Pferd. Blöd nur, dass dieses „tote Pferd“ in anderen Ländern noch CO2-frei und gewinnbringend geritten wird. Trotzdem ist der Weg zurück in die Atomenergie in Deutschland endgültig verbaut. Das hat die zukünftige PleiKo (Pleitenkoalition) so beschlossen. Vorrübergehend sollen Gaskraftwerke die Lösung sein. Aber was dann?
Merz und das Krokodil
Wieso denke ich bei Merz immer an ein Krokodil. Nun, ganz einfach Ein Krokodil hat ein großes Maul und die meiste Kraft im … Oha, geht nicht. Für die Kraft im Schwanz brauchte man ja Eier. Und die hat Merz ja auch nicht. Der Vergleich hinkt also.
Aber das mit dem großen Maul, das bleibt stehen, uneingeschränkt. Denn der hat doch allen Ernstes behauptet, dass mehr Geld in die Forschung zur Kernfusion fließen solle und gleichzeitig gefragt, warum der erste Kernfusionsreaktor nicht in Deutschland stehen solle. Das ist mal wirklich ein strammer Ansatz.
Die wissenschaftliche Kapazität
Um in diesem Bereich vorwärts zu kommen, benötigt man entsprechend ausgebildetes Personal. Im Wesentlichen sollten das Kernphysiker sein. Blöd ist nur, dass es in Deutschland nur noch eine Professur für Kernphysik gibt. Die 160 Professuren für Genderwissenschaften sind dafür wenig hilfreich.
Natürlich benötigt man auch Ingenieure aus dem Bereich Maschinenbau. Aber auch da sieht es in der Republik mau aus.
Und selbst wenn wir die ausreichend hätten, dann brauche wir auch noch Personal für den Bau solcher Kraftwerke. Das Baugeschäft strotzt aber in Deutschland auch nicht vor Kraft. Könnte also auch schwierig werden.
Stand der Entwicklung
Hier müssen wir kurz in die Geschichte schauen. Die Stromgewinnung mit Atomenergie, also Kernspaltung, ist eigentlich eine Entwicklung für den Krieg. Sie erinnern sich an die Abwürfe der ersten Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima. Erst später hat man sich dann darüber Gedanken gemacht, wie man die Energiegewinnung kontrollieren und somit für den zivilen Bereich nutzbar machen kann.
Ähnlich ist das auch mit der Fusion von Wasserstoffatomen zu Heliumatomen. Das ist übrigens der Vorgang, der auf der Sonne stattfindet, und damit so viel Energie freisetzt, dass wir auf der Erde in ca. 150 Mio. Kilometern Entfernung noch genug dieser Energie anzapfen können um Strom zu erzeugen.
Die Erkenntnis, dass die Kernfusion erhebliche Energiemengen freisetzt hatte man schon in den Dreißigern des letzten Jahrhunderts. 1952 zündete man die erste Wasserstoffbombe. Die Wirkung war unglaublich. Damit aber die Kernfusion überhaupt in Gang kommen konnte, brauchte man eine erhebliche Hitze sowie einen großen Druck. Den erzeugte man mit einer kleinen Atombombe. Sie lesen richtig. Die Atombombe war eigentlich der Zünder für die Wasserstoffbombe. Und das sollten sie sich merken. Um die Kernfusion zum Laufen zu bringen, benötigen sie Hitze und Druck. Den müssen sie erst einmal erzeugen. Sie müssen also erst einmal Energie ins System hineinstecken.
Temperaturen
Im Inneren der Sonne herrschen Temperaturen von ca. 100 Mio. Selbst an der Oberfläche der Sonne herrschen noch Fünf- bis Sechstausend Grad. Wenn wir also über Kernfusion sprechen, sind das die Temperaturen, um das es geht.
Nur mal so zum Vergleich. Wenn sie einen Liter Wasser in einem Wasserkocher auf 100 Grad erhitzen, dann dauert das etwa 5 Minuten. So ein Wasserkocher hat eine Leistung von etwa 1.000 Watt (W), bzw. einem Kilowatt (kW). Sie verbrauchen dafür also knapp 0,1 Kilowattstunden (kWh an Strom. Um die gleiche Menge Wasser auf 100 Mio. Grad zu erhitzen würden sie mindestens 10 Mio. (kWh) an Strom.
Meine wissenschaftlich gebildeten Leser bitte ich um Vergebung, die Rechnung ist stark vereinfacht. Vielleicht auch nicht ganz richtig. Es geht aber letztendlich nur darum, dass sie erkennen, in welchen Sphären wir uns bewegen.
Die Energiegewinnung per Kernspaltung
Ich weiß es nicht genau, aber die ersten Versuche mit der Kernspaltung begannen wohl in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts. Sie führte letztendlich zu den Abwürfen der beiden Atombomben in Hiroshima und Nagasaki im August 1945.
Schon 1954 konnte der erste Kernreaktor in Russland in Betrieb genommen werden. Mittlerweile sind weltweit über 400 Kernreaktoren am Netz und es werden immer mehr. Die Entwicklung neuer Reaktortypen geht weiter. Zurzeit entwickelt man Kleinreaktoren, die sogar mit den Abfällen aus älteren Reaktoren weiterbetrieben werden können. Leider finden diese Entwicklungen nicht mehr in Deutschland statt. Man hat sich von der Kernenergie endgültig verabschiedet. Das bedeutet allerdings auch, dass sich die entsprechende Fachexpertise aus Deutschland verabschiedet hat. Deutsche Wissenschaftler mit entsprechender Expertise befinden sich nahezu ausnahmslos im Ausland. Und warum sollten die wieder zurückkommen?
Wo stehen wir mit der Kernfusion?
Ich hatte anfangs erwähnt, dass man das Prinzip der Kernfusion nahezu gleichzeitig mit der Kernspaltung entdeckt hat. Während die ersten Atombomben allerdings schon in den Vierzigern gezündet wurden, musste man bei der Wasserstoffbombe noch zehn Jahre warten.
Bei der friedlichen Nutzung der Verschmelzung von Wasserstoffatomen sieht es im Vergleich zur Kernspaltung noch schlechter aus. Bis auf einige wenige Versuchsreaktoren gibt es da noch nichts. Es ist zwar schon gelungen, eine Kernfusion künstlich zu erzeugen, aber eine echte Nutzbarkeit ist noch in weiter Ferne. Die längste Fusionskette dauerte meines Wissens gerade einmal knapp 20 Sekunden. Und die Energiebilanz ist dabei immer negativ. Das heißt, bisher musste man immer deutlich mehr Energie aufwenden, um die Fusion zu starten, als man am Ende an Energie zurückbekam.
Ich will hier noch einmal darauf hinweisen. Die Erforschung und Entwicklung dieser Technologie dauern mittlerweile 70 Jahre. Und es ist derzeit nicht zu erwarten, dass in Kürze ein Durchbruch zu erwarten ist.
Zusammenfassung
Wenn sie heute einen Wissenschaftler fragen, wann der erste funktionierende Fusionsreaktor in Betrieb gehen wird, dann wird der antworten, in etwa 50 Jahren. Diese Antwort haben ihnen die Wissenschaftler auch schon vor 20 Jahren gegeben, und im Moment sieht es so aus, dass sie auch in 20 Jahren dieselbe Antwort geben werden.
Wenn es tatsächlich einmal gelingen sollte, die Kernfusion nutzbar zu machen, ich glaube nicht, dass ich das noch erleben werde. Mit 66 Jahren ist der Horizont nun einmal begrenzt. Ich glaube auch nicht, dass es meine Kinder noch erleben werden. Und die haben noch 30 Jahre mehr.
Und sollte es überraschend doch einmal gelingen, die Fusionstechnik nutzbar zu machen, dann wird das sicherlich nicht in Deutschland passieren. Schlechte Bildung, schlechte Wirtschaft, das sind nun mal nicht die Voraussetzungen, die man für ein solches Projekt braucht.
Merz hat jedenfalls den Mund ziemlich voll genommen. Von Lügen will ich in diesem Zusammenhang nicht einmal reden. Dafür müsste er ja Ahnung von der Sache haben.
Zwei Links zur Vertiefung des Themas
Kernfusion: EU-Experiment erzielt Energierekord | tagesschau.de