In den letzten beiden Tagen sind mir zum Thema Corona zwei Meldungen aufgefallen, die ich ihnen gerne näher bringen möchte.
Corona und die Fussball-EM
Gestern kam in den Medien die Meldung, dass die europäische Gesundheitsbehörde über 2500 Neuinfektionen gezählt habe, die auf Veranstaltungen mit der Fußball-EM in Verbindung gebracht werden können. Einen entsprechenden Bericht Fussball-EM-Corona habe ich auf Tagesschau.de gefunden.
Allein in Schottland wären in diesem Zusammenhang 1991 Fälle festgestellt worden. Dazu kämen noch 436 Fälle, die nach Spielen in St. Petersburg beim Grenzübertritt nach Finnland entdeckt worden seien. Insgesamt seien 7 Länder betroffen.
Leider wisse man aber nicht, wo die Ansteckungen stattgefunden haben.
Meine Bewertung
Lassen sie mich das einmal im Einzelnen betrachten. 2500 Neuinfektionen insgesamt, davon 1991 in Schottland und 436 in Finnland. Wenn die Zahlen stimmen, dann verbleiben für die restlichen fünf Länder 73 Neuinfizierte. Und die will man eindeutig Veranstaltungen der EM zuordnen?
Man weiß auch nicht genau, wo sich diese positiv Getesteten angesteckt haben. Also kann es durchaus möglich sein, dass diese Personen die Infektion schon mitgebracht haben.
Man weiß wie üblich nichts, aber man ist sich sicher, dass es einen Zusammenhang mit der EM gibt, obwohl die Stadionbesucher getestet oder vollständig geimpft waren.
Eine letzte Frage zu dieser Sache habe ich immer noch: Wieviele von den 2500 waren wirklich krank?
Und noch eine Merkwürdigkeit.
In Ungarn scheint die Inzidenz trotz vollem Stadion nicht anzusteigen.
Sind Erleichterungen der Maßnahmen trotz neuer Varianten möglich?
Heute morgen sprach Till Nassif im ZDF-MOMA mit Dr. Julian Nida-Rümelin. Rümelin ist Philosoph und Mitglied des Ethikrates. Er betonte allerdings bei Beginn des Gespräches, dass er nicht für den Ethikrat spräche. Das lässt den Schluss zu, dass man sich im Ethikrat nicht immer einig ist.
Das Gespräch finden hier Interview Julian-Nida-Ruemelin (Dauer ca. 5 min)
Die Inhalte
Die Anmoderation bezog sich auf die Absicht des Britischen Premiers, in Kürze weitreichende Lockerungen in England zuzulassen.
Rümelin sagte, es räche sich jetzt, dass man ausschließlich auf die Inzidenzen geschaut habe. Viel wichtiger sei es doch, welche Wirkung das Infektionsgeschehen auf die Belegung der Krankenhäuser habe.
Weiter führt er aus, entscheidend sei doch die Bewertung der Mortalität und Morbidität. Über 90% der Verstorbenen sei über 70. Für alle anderen läge die Mortalität unter 10%. Genau aus diesem Grund würde England doch die Lockerungen wagen.
Der Moderator spricht das Problem der Kinder an. Dass die Situation jetzt so sei, sei doch ein Erfolg der Maßnahmen. Und wenn man diese jetzt aufhebe…
Rümeling zeigt sich verwundert. Von den ca. 80.000 Corona-Toten seien gerade einmal zwanzig unter 20 Jahren gewesen. Und bei diesen hätten auch noch andere Ursachen vorgelegen. Das Risiko in dieser Altersgruppe sei verschwindend gering.
Und wieder versucht Nassif reinzugrätschen. Das sei doch alles ein Erfolg der Maskenpflicht usw. Und wenn man jetzt lockere, dann würden viel mehr Kinder infiziert, und somit auch viel mehr sterben.
Das weist Rümelin entschieden zurück. Er wiederholt, für die unter 35-jährigen sei das Risiko gering. Und man könne die Kinder, die bisher erhebliche Einschränkungen ertragen mussten, nicht weiter traktieren.
An die Regierung appellierte er, sie möge diese Bindung an die Inzidenzwerte aufgeben. Deutschland sei das einzige Land in Europa, das das so mache. Man solle viel mehr die Auswirkungen auf das Gesundheitswesen in die Bewertung einbeziehen.
Mein Eindruck
Die Argumentation Rümelins ist fast deckungsgleich mit meiner Meinung. Er spricht mir wirklich aus der Seele. Und endlich ist da mal einer, der auch an die Kinder und Jugendlichen denkt.
Bei Nassif hatte ich immer wieder das Gefühl, dass ihm diese Argumentation unangenehm ist. Er hat immer wieder versucht, die Regierungslinie zu bestärken. Deutlich wurde das, wenn er den Erfolg der Maskenpflicht herausheben wollte.
In der Moderation dieses Gespräches bin ich einfach das Gefühl nicht losgeworden, dass es sich um Staatsfernsehen handelt. Der Moderator ist dem Staat verpflichtet ist, nicht aber der journalistischen Neutralität. Insbesondere im ZDF-Morgenmagazin ist mir das schon häufiger aufgefallen.
Till Nassif und Dunja Hayali sind für mich die Paradebeispiele für Reporter aus dem links-grünen Mainstream.
Auch für diese ist noch Platz auf St. Helena.
Anmerkung: Ich hatte in meinem ursprünglichen Beitrag Mitri Sirin (ZDF) mit Till Nassif (ARD), verwechselt. Das Gespräch wurde von Till Nassif geführt. Den Text habe ich entsprechend berichtigt.