Wir sind am Limit, die Kapazitätsgrenze ist erreicht

„Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.“
Albert Einstein

Tagtäglich berichten die Medien, die Krankenhäuser hätten die Kapazitätsgrenze erreicht, das Personal arbeitet am Limit. Und immer wieder werden damit diese unseligen Corona-Maßnahmen begründet. Aber stimmt das überhaupt?

Ich habe mir daher einmal Gedanken gemacht, was wir unter den beiden Begrifflichkeiten verstehen, und was wir damit meinen. Gleichzeitig werde ich versuchen, das in ein Verhältnis mit der Vergangenheit zu setzen.

Ein Busunternehmen

Ein Busunternehmen hat einen Bus mit 52 Sitzen. Mehr kann er nicht transportieren. Eine zweite Begrenzung sind die Lenk- und Ruhezeiten. Auch wenn es etwas komplizierter ist, gehen wir von maximal acht Stunden Fahrzeit täglich aus. Er hat also eine maximale Kapazität von 52×8=416 Bus- Personenstunden am Tag. Der Unternehmer wird versuchen, diese bis zum Maximum auszuschlachten. Nur der volle Bus bringt richtig Gewinn. Ich glaube auch nicht, dass der sich beschweren wird, weil der Bus ständig voll ist.

Jetzt weiß er allerdings, dass der Bus bei dieser Berechnung zwei Drittel des Tages steht. Wie kann er das verändern? Ganz einfach, er stellt einen zweiten Fahrer ein. Somit verdoppelt er die Kapazität des Busses. Das, was dann übrig bleibt, sind Zeiten für Wartung, Reparatur und sonstiges.
Jetzt wird einer der Fahrer krank. Damit verliert er wieder Kapazitäten. Dafür schafft er sich, wo immer möglich, Reserven. Das können zum Beispiel Rentner sein, die kurzzeitig aushelfen können. Das ist gar nicht einmal so selten.
Bei größeren Unternehmen gibt es unter Umständen sogar Fahrerreserven, die als Urlaubs- und Krankenvertretungen einspringen. Selbst bei den üblichen Ausfällen gerät ein solches Unternehmen nicht ans Limit.

Und wenn es jetzt zu einem Notfall kommt?

Stellen sie sich einmal vor, irgendwo bricht ein Deich, oder in Italien bricht der Vesuv aus. Hier kann es erforderlich sein, ganze Stadtteile zu evakuieren. Sie erinnern sich sicherlich an die Unwetterkatastrophe im Ahrtal im letzten Jahr. Da braucht man dann jeden Bus. Jetzt planen die Unternehmen aber sowieso schon knapp. Und für diesen Fall werden in der Regel keine Reserven vorgehalten.

Wie kann man jetzt trotzdem die Ressourcen erhöhen?

Mehr Busse wird man auf die Schnelle nicht besorgen können. Aber man könnte kurzzeitig die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten aufheben. Somit könnten die Fahrer länger arbeiten, und die Kapazitäten würden entsprechend größer. Dabei müssen wir allerdings berücksichtigen, dass die Fahrer irgendwann doch einmal schlafen müssen. Irgendwann können die nicht mehr, sie kommen an ihr Limit. Aus verschiedenen Einsätzen im Katastrophenschutz weiß ich aber, dass Zwölf-Stunden-Schichten über mehrere Tage durchaus zu bewältigen sind. Nach einer Woche wird es dann aber wirklich zäh.

Übertragen wir das einmal auf unsere Krankenhäuser

Nehmen wir einmal an, wir haben ein Krankenhaus mit einhundert Betten. Dafür braucht man nach einem Schlüssel des Gesundheitsministeriums im Normalfall 10 Pfleger pro Schicht. Die Nachtschicht wird jetzt mal nicht betrachtet. Und ich will auch nicht diskutieren, ob das ausreichend ist. Es geht letztendlich um Kapazitäten.
Noch ein Hinweis vorab. Wir haben also errechnet, dass das Krankenhaus eine Kapazität von einhundert Betten im Pflegeberich hat. Wenn sie der Unternehmer wären, wieviele dieser Betten müssten ihrer Ansicht nach belegt sein? Natürlich alle, leere Betten bringen keinen Gewinn. Und die Personalkosten laufen trotzdem weiter.

In unserem Krankenhaus sind somit also 20 Pflegekräfte dauerhaft beschäftigt. Ich gehe davon aus, dass es sogar noch ein paar mehr sind. Denn Urlaub und Krankheit kommen natürlich auch bei denen vor. Auf der anderen Seite weiß ich aber, dass einzelnen Ausfälle durch Mehrarbeit der anderen kompensiert werden können. Das habe ich in meiner Ausbildung selbst erlebt. An mein Limit bin ich trotzdem nicht gekommen.
Auf der anderen Seite gab es aber auch Tage, an denen die Station nicht vollbelegt war. Unseren Lohn haben wir aber trotzdem erhalten.
Nun rechnen wir einfach mal. Fällt in unserem Krankenhaus nur eine Pflegekraft aus, dann müssen die anderen Neun etwas mehr arbeiten, um die Lücke zu schließen. Dafür sind in der Regel noch nicht einmal Überstunden nötig.

Besondere Notlagen

Wenn aber im Zusammenhang mit Katastrophen, eine Pandemie ist so etwas, die Ausfälle größer werden, dann muss man logischerweise in einen Notfallmodus wechseln. Dann muss das Personal aus der Nachtschicht möglicherweise in die Spätschicht mit eingegliedert werden oder ähnliches. Das könnte durchaus bedeuten, dass jeder mal eine 12 Stundenschicht einlegen muss. Wenn das natürlich täglich passiert, dann wird das Personal natürlich schnell ans Limit kommen. Irgendwann ist einfach Schluss. Aber einmal die Woche sollte das durchaus möglich sein. Was mich jetzt einmal interessieren würde, ist die Frage, ob es in Deutschland Krankenhäuser gibt, die während der Corona-Krise zu solchen Notfallplänen gegriffen haben. Solange das nicht der Fall ist, sind die Maximalkapazitäten möglicherweise ausgeschöpft. Dass das Personal ans Limit gekommen ist, wage ich in diesem Zusammenhang zu bezweifeln.

Und dass Patienten kurzzeitig auf den Fluren lagen, kenne ich noch aus meiner Ausbildungszeit in den frühen Achzigern.
Auch wenn mich der eine oder andere jetzt beschimpfen möchte, auch Pflegepersonal wird für acht Stunden bezahlt und hat dafür auch acht Stunden zu arbeiten.

Intensivstationen

Insbesondere die Intensivmedizin beschwert sich massiv über Überlastung. Richtig ist, dass dort der Pflege- und Versorgungsaufwand höher ist. Dafür ist aber auch der Personalschlüssel deutlich höher. Ich will das jetzt nicht im Einzelnen durchrechnen. Was aber auffällig ist: nirgendwo in der Welt gibt es soviele Intensivbetten auf 100.000 Einwohner wie in Deutschland. Ist das Problem der Überlastung vielleicht ein hausgemachtes? Landen hier vielleicht Menschen auf den Intensivstationen, die dort gar nicht zwingend untergebracht werden müssten?

Ich kann mich da an die Aussage eines Intensivmediziners erinnern. Der sagte, dass man weniger Kranke auf Normalstation verlegen musste, um Intensivbetten freizubekommen. Da darf man dann doch wirklich fragen, warum ist dieser Patient überhaupt auf Intensiv gelandet? Auch die Frage, warum palliativ begleitete Patienten überhaupt noch auf Intensiv landen, darf man sicherlich stellen.
Man sollte das mal genau überprüfen. Vielleicht erledigt sich das mit der Überlastung dann von ganz alleine.

Und es wird gejammert, dass diese Überlastung nunmehr seit zwei Jahren besteht. Ich kann mich aber erinnern, dass im letzten Sommer die Belastung der Krankenhäuser mit Corona-Patienten eher zu vernachlässigen war. Kann es sein, dass der derzeitige Zustand, wenn er denn wirklich so besteht, überhaupt nichts mit Corona zu tun hat?

Schauen wir jetzt einmal in unsere Labore

Hier hören wir in den letzten Tagen immer wieder, dass die Labore die vorliegenden Tests nicht zeitgerecht auswerten können. Hier sei die Kapazitätsgrenze erreicht. Ich weiß nicht, ob man in diesen Laboren in zwei Schichten arbeitet. Aber hier sind die Kapazitäten auf einen Normalbetrieb ausgelegt. Durch die Teststrategie des Bundes ist aber der Bedarf für solche Tests massiv in die Höhe geschnellt. Das kann dann irgendwann auch nicht mehr durch Überstunden aufgefangen werden. Gerade jetzt wo mit Omikron die Fallzahlen in die Höhe schießen, ist irgendwann Ende. In diesem Zusammenhang glaube ich den Medien sogar, dass jetzt die Kapazitätsgrenze erreicht ist. Und Laboranten, die auch mit infektiösem Material arbeiten können, wachsen eben nicht auf den Bäumen.

Bei diesen Laboren kommt dann aber noch ein zweiter Aspekt dazu, die materielle Ausstattung. Auch da dürfte man mittlerweile die Kapazitätsgrenze erreicht haben. Und solche speziellen Geräte werden auch nicht unbegrenzt auf Lager gehalten. Ich glaube es ist leichter einen Bus zu organisieren als eine Laborausstattung.

Die Ursache

Diese Knappheit ist aber durch die Politik selbst verursacht. Wenn wir natürlich in dieser Pandemie jeden Furz und Feuerstein testen, dann erreicht man gerade bei hohen Fallzahlen schnell eine Grenze. Dass man auch gesunde Menschen testet, darf man durchaus hinterfragen. Bei der Delta-Variante konnte ich das ja noch verstehen. Die hatte ja ein gewisses Gefahrenpotential. Aber bei Omikron halte ich diese Testorgie für völlig überzogen.

Besinnen wir uns doch einfach mal auf das zurück, worauf es wirklich ankommt. Schutz der vulnerablen Gruppen. Alten- und Pflegeheime, sowie Krankenhäuser sollen weiterhin testen. Bei allen anderen stellen wir diesen Quatsch ein. Und nur bei wirklich Erkrankten können wir noch testen. Und sie werden überrascht sein (oder auch nicht), wie schnell dann wieder Kapazitäten frei sind. Bei Influenza hatten wir doch noch nie eine solche Testorgie. Und Omikron ist definitiv nicht gefährlicher als Influenza. Da dürften sich sogar viele Wissenschaftler einig sein, außer KL vielleicht.

Zusammenfassung

Bei der materiellen Ausstattung erreicht man durchaus Grenzen. Denn die ist kalkuliert für einen Regelbetrieb mit geringen Reserven. Zusätzliche Notfallausstattung kann vorgehalten werden. Wieviel das aber sein muss, liegt in der Verantwortung des Katastrophenschutzes. Der muss das dann aber auch bezahlen.
Beim Personal können Engpässe zumindestens zeitweise durch Überstunden ausgeglichen werden. Unbegrenzt geht das aber auch nicht. Ich glaube allerdings nicht, dass diese Grenze, sofern sie schon erreicht ist, Corona als Ursache hat.

Arbeiten am Limit

In vielen Berufen gilt heute eine wöchentliche Arbeitszeit von 35 – 40 Stunden. Wir sollten dabei aber nicht vergessen, dass das eine Errungenschaft der letzten 50 Jahre ist. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da gab es sogar noch die 46 Stunden-Woche. Und Überstunden wurden auch da noch geschrubbt. Da war man abends entsprechend müde. Den Sonntag hatte man als Erholung dann wirklich nötig.
Nur zum Verständnis: das war nichts Besonderes, das war völlig normal. Und über Überforderung hat da keiner geklagt.
Heute ist das aber häufig so, dass man schon klagt, wenn man nur den früheren Normalzustand erreicht. Ich glaube die heutige Generation muss endlich wieder lernen, was es heißt, Leistung zu bringen.

Und trotzdem noch ein Nachsatz

Ich kenne mehrere Menschen, die im Altenheim, Krankenhaus oder auch in ambulanten Therapiezentren beschäftigt sind. Keiner von denen hat sich bisher wirklich beklagt. Sie erfüllen ihren Job, unermüdlich, Tag für Tag. Und das, obwohl sie ständig mit irgendwelchen schwindligen Corona-Maßnahmen gepiesackt werden. Vor all diesen Menschen ziehe ich den Hut.

Was diese Menschen aber alle maßlos stört. Sie werden mit Dingen belästigt, die eigentlich gar nicht zu ihrem Beruf gehören. Häufig sind das Verwaltungsarbeiten und ähnliches. Ich frage mich schon manchmal, warum ein ausgebildeter Krankenpfleger Anmeldebögen von Patienten ausfüllen muss. Ist das nicht eher Aufgabe der Verwaltung? Nur mal so laut gedacht.

Ob es diese Krise wirklich gibt, weiß ich nicht. Dass Corona die Ursache ist, wage ich allerdings zu bezweifeln. In diesem Fall ist das eher ein mediales Problem.

Dazu noch ein Videoclip von Samuel Eckert (Dauer 15 min)

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