„Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen.“
Sigmund Freud
Gestern habe ich einen Film gesehen. Es war eine von den üblichen Liebesgeschichten, eine Schnulze halt.
Die Geschichte spielte in den USA. Die Tochter einer griechischen Einwandererfamilie verliebt sich in einen Amerikaner aus gutem Hause. So ein bisschen Pretty Woman.
Und dabei ist mir eines aufgefallen
Das Verhalten der amerikanischen Familie wirkte seriös, zurückhaltend, reserviert. Man konnte sich durchaus fragen, ob diese Menschen noch lebten.
In der griechischen Familie ging es teilweise hoch her. Da wurde auch gestritten. Da wurde der Patriarch umgarnt. Er sollte eine Entscheidung treffen und dabei glauben, es wäre seine eigene. Dabei war es laut. Und nach der Entscheidung kam die Freude. Auch der Patriarch glaubte an den Erfolg. Es wurde gefeiert, da war Leben.
Fast wie im richtigen Leben
Auch wenn in diesem Film durchaus Klischees bedient wurden, so habe ich das eine oder andere tatsächlich so erlebt.
Wenn sie hier in eine Gaststätte gehen, dann ist es meist leise. Man will den Nachbarn nicht stören. Keiner will auffallen. Und wenn dann mal ein lauter Lacher ertönt, dann muss man damit rechnen, dass von den Nachbartischen abfällige Blicke herübergeworfen werden. Möglicherweise aus Neid, man möchte gerne Wissen warum da so laut gelacht wird.
Leben ist wohl nicht so wichtig, Hauptsache der Nachbar denkt nicht schlecht über mich.
Waren sie aber schon einmal in einer griechischen Gaststätte?
Ich meine nicht diese griechischen Restaurants in Deutschland, auch nicht die Hotelrestaurants in den Touristenhochburgen. Nein, ich meine ein Speiserestaurant in Griechenland, ein Restaurant, welches auch von den Einheimischen besucht wird. So nach dem Motto, die kleine Kneipe…
Ich hatte das Glück, genau das zu erleben. Es war dort immer laut. Auch der Fremde (Ich) wurde mit einbezogen. Die Gespräche fanden über mehrere Tische statt. Es wurde gelacht. Und auch die Sprache war kein Problem, irgendeiner konnte immer eine Sprache, mit der man sich verständigen konnte. Deutsch oder Englisch, völlig egal. Da war Leben, da war Freude, es war laut.
Regeln der EU, beispielsweise Rauchverbot in der Kneipe, war bekannt. Hat keinen wirklich interessiert. Brüssel ist weit weg. Gelächter, lautes Gelächter.
Auch in Italien
In Italien ist mir ähnliches aufgefallen, allerdings eher beim Umgang mit Kindern. In Italien sind selbst kleine Kinder um neun noch mit den Eltern unterwegs. Und sie flitzen durch die Gaststätte. Und sie sind laut, wie Kinder halt sind. Natürlich greifen die Eltern ein, wenn andere belästigt werden. Aber die Meisten fühlen sich gar nicht belästigt. Kinder sind Leben!
In Deutschland mokiert man sich dann eher über so schlecht erzogene Kinder.
Aber die Kinder sprühten vor Leben, sie waren laut und lebhaft. Bei deutschen Kindern habe ich häufig das Gefühl, dass sie von Anfang an in ein Korsett gesteckt werden, das ihnen das Leben unmöglich macht. Man gibt ihnen manchmal ein Tablet, auf dem ein Film läuft. Hauptsache sie sind leise. Wahrscheinlich ist es nur in Deutschland möglich, dass Gerichtsverfahren wegen Kinderlärms angestrengt werden.
Leise ist nur der Tod
In Deutschland ist vieles leise. Im Museum wird nur geflüstert. Schadet Lärm eigentlich den Kunstwerken? Leise ist aber eigentlich nur die Trauer, nur der Tod.
Gott sei Dank darf man im privaten noch Freude bekunden, laute Freude. Aber auch das soll schon vielen schwer fallen. Da frage ich mich häufig, leben diese Menschen noch, oder werden die einfach nur alt?
Wie hieß dieser Werbespruch von IKEA noch?
„Wohnst du noch, oder lebst du schon?“
Was nervt mich an Deutschland
In Deutschland geht es immer nur darum, älter zu werden. Man verzichtet auch auf schöne Dinge, weil man gesund „leben“ will. Man verzichtet auf Spass, wegen des CO2 Ausstoßes. Man verzichtet auf Kontakte, wegen der Infektionsgefahr. Die Bereitschaft, auch mal ein Risiko einzugehen, geht gegen Null.
Ich kenne Menschen, die sind über 90 Jahre alt geworden. Aber schauen sie mal, auf was die alles verzichtet haben. Dann dürfte klar werden, dass die schon mit 70 aufgehört haben, zu leben.
Können wir daraus lernen?
Mein Großvater ist mit 86 verstorben. Er hat aber bis zum letzten Tag gelebt. Wenn ihm danach war, dann hat er sich ein Bier gegönnt, auch schon mal einen Kurzen. Und in der Grillsaison war er auch einem Stück gesundem Bauchfleisch nicht abgeneigt.
Genau so sehe ich das auch.
Nehmen sie die kommenden Sätze nicht ganz so wörtlich. Ich will keinem Angst machen.
Ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer, auch wenn es im Moment weniger geworden ist. Aber mit 100 km/h durch die Landschaft zu fahren, dass ist für mich Freiheit, Freude, Leben.
Und sollte mich dabei das Schicksal ereilen, dann habe ich aber bis zur letzten Sekunde gelebt. Das ist mir wichtig. Wie alt ich dabei werde, ist nebensächlich.
Diese Entscheidung für mich selbst zu treffen, das ist für mich ein Stück Menschenwürde.
Und keiner soll mir bitteschön vorschreiben, wie ich meinen letzten Weg zu gehen habe. Schon gar nicht die Staatsgewalt. Leider tut sie das derzeit mit aller Macht. Und damit haben diese Volltrottel von Politikern massiv gegen den Artikel 1 unserers Grundgesetzes verstoßen. Ich bin leise geworden. Glücklichwerweise nicht immer!
Appell
Nehmen sie diese Worte nicht allzu ernst. Aber denken sie bei allem, was sie tun, daran, dass sie nicht nur alt werden. Sondern leben sie. Haben sie Freude. Und Freude ist laut!
Nachsatz
Ich werde ihnen durchaus noch eine Weile erhalten bleiben, wenn sie das wünschen. Aber laut!