Die Spiele sind vorbei

Ein etwas anderer Rückblick

„Man muss wissen, dass Sport ein Geschäft ist, dass Spaß ein Geschäft ist – und dass die Mischung aus Spaß und Sport eines der besten Geschäfte ist.“
Nikolaus Brender

Rückblicke gibt es schon genug

Die Spiele waren noch nicht richtig vorbei. Und schon gab es die ersten Rückschauen. Medaillenvergleiche, die schönsten Bilder und natürlich viel Blabla. Und jetzt komme ich auch noch damit. Ich will aber die Spiele einmal etwas anders betrachten. Knapp 200 Sportarten mit über 200 Disziplinen, auch das ist Olympia. Und natürlich kommt es immer wieder zu Diskussionen, ob gewisse Sportarten wirklich bei Olympia eine Berechtigung haben. Genau dieses Thema will ich heute aufgreifen. Ich muss allerdings darauf hinweisen, dass das lediglich meine Meinung ist. Ob sie das genauso sehen, das ist eine ganz andere Sache.

Die Besonderheit Olympia

Wir stützen uns bei diesen besonderen Spielen auf die olympischen Spiele der Antike. Daher kommt auch der Zeitraum von vier Jahren. Das macht dann auch den besonderen Wert dieser Spiele aus. Weltmeisterschaften hat man bei vielen Sportarten jedes Jahr. Nationale und kontinentale Meisterschaften sowieso. Ausnahmen bilden meines Wissens hierbei nur der Fuß- und Handball. Es könnte aber auch noch andere Sportarten geben. Um Weltmeister zu werden, hat man also viele Chancen. Gehen wir von einem Sportlerleben von 10-12 Jahren aus, dann kann man in dieser Zeit auch an genau so vielen Weltmeisterschaften teilnehmen. Bei 12 Jahren sind aber maximal vier Olympia-Teilnahmen möglich. Es gibt Ausnahmen, aber die sind selten. Selbst vier Teilnahmen sind schon eine Ausnahme.

Kernsportarten

Wenn wir das ganze aber olympische Spiele nennen, dann sollten aus Traditionsgründen die ursprünglichen Sportarten auch weiterhin erhalten bleiben. Zu den Sportarten der Antike zählten schon immer verschiedene Laufwettbewerbe. Dazu kam ein Fünfkampf, der aus Diskuswerfen, Weitsprung, Speerwerfen, Stadionlauf und Ringen bestand. Darüber hinaus gab es noch den Faustkampf, das heutige Boxen.
Diese Sportarten sind in meinen Augen also zwingend beizubehalten, wenn wir das Ganze olympische Spiele nennen. Auch wenn Boxen aus unterschiedlichen Gründen immer wieder in der Diskussion steht, sollte man diesen Sport nicht aus den olympischen Sportarten verbannen. Im Zweifelsfall muss man das Regelwerk überarbeiten. Insbesondere nach den diesjährigen Vorfällen ist das meines Erachtens überfällig.

Pferdesport

Zu den Spielen der Antike gehörten auch verschiedene Pferderennen. Daher hat auch der Pferdesport seine Berechtigung. Vor allem weil die Menschen das Pferd als Gehilfe schon immer genutzt haben. Und wenn es um die Schnelligkeit der Pferde geht, warum nicht. Über das Thema Springreiten habe ich schon gesprochen, darüber kann man durchaus diskutieren. Was ich allerdings nicht verstehe, warum gibt es diese Gespann Wettbewerbe bei Olympia nicht? In der Antike gab es Wagenrennen. Ob die noch aktuell sind, mag man bezweifeln. Aber diese Kutschen-Wettbewerbe finde ich nicht nur attraktiv, sondern durchaus auch für den Wettkampf geeignet. Und hier wird das Pferd und der Lenker gleichermaßen gefordert. Und sind wir mal ehrlich, war das in der Vergangenheit nicht eine Anforderung in der Landwirtschaft oder auch beim Postkutschenwesen? Ich glaube, das sollte man wirklich einmal überdenken.

Abschaffen dagegen würde ich die Dressurreiterei. Das ist definitiv für das Tier eine Quälerei. Auf der einen Seite verbietet man die Dressur im Zirkus, auf der anderen Seite macht man es zum Sport. Okay, der DOSB (deutscher olympischer Sportbund) wird das nicht forcieren, gehen ihm dann doch sichere Medaillen verloren. Aber sollte das das Argument sein?

Leichtathletik

In der Leichtathletik fallen mir ad hoc nur zwei Disziplinen ein. Zum Gehen habe ich in der Vergangenheit schon etwas gesagt. Darüber hinaus habe ich aber auch mit dem Kugelstoßen so meine Probleme. Wer würde mit dieser Technik einen schweren Gegenstand durch die Luft schleudern? Schleudertechniken sind schon seit der Antike bekannt. Das Hammerwerfen hat somit eine gewisse Berechtigung, auch wenn sich das Sportgerät im Laufe der Zeit verändert hat. Aber Kugelstoßen? Es tut mir leid, diesen Sport braucht man eigentlich nicht, völlig unnatürlicher Bewegungsablauf.

Schwimmsport

Mit dem Schwimmsport habe ich im Allgemeinen kein Problem, wenn ich auch auf Rückenschwimmen gut verzichten könnte. Auch dieses Langstreckenschwimmen im Freiwasser halte ich für verzichtbar. Ist letztendlich eine reine Konditionsbolzerei ähnlich wie der Marathonlauf. Aber wenn es gewünscht ist, bitte schön.
Absolut verzichtbar halte ich aber dieses Kunst- und Turmspringen. Da ist nichts Messbares. Alles stützt sich auf subjektive Bewertung von Kampfrichtern. Natürlich hat man das Bewertungssystem weiterentwickelt. Aber ist das wirklich eine olympische Disziplin. Oder ist das eher Zirkus?
Noch schlimmer ist das beim Synchronschwimmen. Das hat für mich dann gar nichts mehr mit sportlichem Wettkampf zu tun. Das gehört nun wirklich ins Zirkusfestival nach Cannes.

Turnen

Für das Turnen gelten ähnliche Aussagen, die ich schon beim Schwimmen getroffen habe. Mit dem Geräteturnen kann ich allerdings sehr gut leben. Verschieden Geräte, verschieden Übungen. Und ich hatte während der Spiele auch nie den Eindruck, dass der Falsche gewonnen hat. Damit kann ich also gut leben.
Aber wie ist das mit dieser rhythmischen Sportgymnastik? Natürlich habe ich hier unterschiedliche Geräte. Und ich will auch nicht in Frage stellen, dass das wirklich toll ist. Unwahrscheinlich disziplinierte Bewegungsabläufe in Verbindung mit einer außerordentlichen Anmut, ich muss gestehen, das habe ich mir gerne angesehen. Dass die deutsche Darja Varfolomeev die Übungen schon fast in Perfektion dargeboten hat, steht außer Zweifel. Aber ist diese Sportart für einen Wettkampfsport geeignet? Hier bin ich mir selbst nicht einmal sicher. Aber darüber nachdenken kann man schon mal.

Kampfsport

Zum Boxen und Ringen habe ich zu Beginn schon mal etwas gesagt. Dies beiden Sportarten haben olympische Tradition und sollten allein schon deshalb nicht aus dem Programm entfernt werden.

Wie sieht es aber beispielsweise mit Judo aus. Da kämpfen zwei Sportler. Der eine versucht einen Griff anzubringen, der andere versucht ihn abzuwehren. Das ist ein Geziehe und Gezerre, ohne dass wirklich etwas passiert. Und wenn es dem Ringrichter zu bunt wird, dann werden die Sportler wegen Inaktivität verwarnt. Es gab unzählige Kämpfe, die aufgrund von Verwarnungen entschieden wurden. Der Kampf an sich war ergebnislos.
Noch schlimmer ist mir das dann beim Taekwondo vorgekommen. Einen langweiligeren und intransparenteren Sport kann ich mir wirklich kaum noch vorstellen. Kann meines Erachtens weg.

Sportarten die unbedingt beibehalten werden sollen

Auch da kann ich nur meine eigene Meinung darstellen. Sie können das ganz anders sehen. Ich meine in diesem Zusammenhang auch nicht Sportarten wie beispielsweise den Ruder- und Kanusport. Dieser Bereich ist für mich nicht diskussionswürdig.
Aber betrachten wir einmal dieses 3X3-Basketball. Ich kannte das früher unter der Bezeichnung Street-Basketball. Diese Wettkämpfe fand ich ausgesprochen spannen und unterhaltsam. Ob man die Spieldauer geringfügig verlängert, darüber kann man reden. 10 Minuten halte ich für ziemlich kurz.
Auch die BMX-Wettkämpfe finde ich durchaus für erhaltenswert. Insbesondere die Rennen sind gut. Ob man das auch für BMX-Freestyle so sieht, ich weiß es nicht.

Sportarten, die wirklich keiner braucht

Dazu fallen mir eigentlich nur zwei Dinge ein. Fangen wir mal mir diesem Breaken an. Warum das plötzlich nicht mehr Break-Dance heißt, habe ich nicht verstanden. Vielleicht liegt es daran, dass diese Darbietungen so wenig mit Tanzen zu tun haben wie Rap mit Singen. Dazu hat Danisch einen ausgesprochen guten Beitrag verfasst.
Wie dem auch sei, da hampeln ein paar junge Leute auf der Bühne rum, zeigen ein paar Figuren mit komischen Namen, und dafür gibt es dann Medaillen. Wenn ich ehrlich bin, das gehört nicht einmal in den Zirkus. Ist, Gott sei Dank, bei den kommenden Spielen auch schon wieder raus aus dem Programm.
Dem gegenüber sind die Wettkämpfe mit dem Skateboard ja noch richtig interessant. Was die Sportler da leisten, ist wirklich spektakulär. Aber ob das in das olympische Programm gehört? Ich habe da so meine Zweifel.

Zusammenfassung

Olympische Spiele sind ein Geschäft. Auf der einen Seite habe ich Tradition, auf der anderen Seite das Geschäftsinteresse. Damit olympische Spiele funktionieren muss ich also Zuschauer gewinnen. Unter diesem Aspekt hätte der Frauenfußball bei den Spielen nichts verloren. Aber da gibt es auch andere Sportarten.
Andererseits zieht gerade das Breaking Zuschauer, insbesondere die Jüngeren. Trotzdem muss das nicht unbedingt zum olympischen Programm gehören. Denn sind wir mal ehrlich, auch die E-Sports ziehen Massen von Zuschauern. Und trotzdem würde ich das nicht in das olympische Programm aufnehmen.

Vielleicht noch Eines. Jeder Veranstalter darf für die Spiele im eigenen Land zwei neue Sportarten ins Programm mit aufnehmen. Das heißt nicht, dass sie dann auch im Programm bleiben. In Frankreich war das jetzt breaken. Ich bin mal gespannt, was die Zukunft noch bringt.

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