Noch mehr Sozialismus

Bedingungsloses Erbe

„Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“
Danny Kaye

Gestern bei WISO

Wir kennen ja die Forderung unserer Spezialdemokraten nach einem bedingungslosen Grundeinkommen. Heute nennt man das Bürgergeld. Das ist aber wohl noch nicht genug. Jetzt gibt es auch noch die Forderung nach einem bedingungslosen Grunderbe. Das heißt, jeder der das 18. Lebensjahr vollendet, also die Volljährigkeit erreicht, soll ein bedingungsloses Grunderbe in Höhe von 20.000 Euro erhalten.
Ich meine, diese Idee ist zum ersten Mal bei einem Parteitag der Jusos aufgekommen. Gestern war sie Thema beim ZDF. Eigentlich kein Wunder, ist doch das ZDF ein kommunistischer Propagandasender.

Was halte ich davon?

Dem Grunde nach halte ich eine solche Idee noch nicht einmal für verwerflich. Ist es nicht so, dass in jungen Jahren an allen Ecken Geld fehlt? Insbesondere auch dann, wenn noch Kinder im Haushalt zu versorgen sind? Und ist es nicht so, dass man dann im Alter, wenn die Kinder aus dem Haus sind, mehr Geld hat als man eigentlich braucht. Okay, auch hier gibt es Ausnahmen. Aber in meinem Freundeskreis ist das durchweg so. Die Frage ist aber, hilft da dieses Geschenk von 20.000 Euro wirklich weiter?

Was kostet das?

Um einfach zu rechnen, gehe ich einmal davon aus, dass in Deutschland 80 Mio. Menschen leben. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren, dürfte jeder Jahrgang etwa 1 Mio. Menschen umfassen. Ja, das ist nur eine überaus grobe Einschätzung. Aber für unsere Berechnung ist sie völlig ausreichend.
Das heißt, jedes Jahr vollenden 1 Mio. Bürger das 18. Lebensjahr. Und somit lassen sich die gesamten Kosten einfach berechnen. 1 Mio. mal 20.000 Euro ergibt eine Summe von 20 Mrd. Euro. Das ist schon ein erkleckliches Sümmchen.

Woher soll das Geld kommen?

Auch da hat man schon tolle Ideen. Man will große Erbschaften deutlich höher besteuern. Was allerdings große Erbschaften sind, ist bisher noch nicht klar definiert worden. Zählt da auch das Häuschen von Oma dazu? Immerhin werden auch Häuser vererbt, die deutlich mehr als eine Millionen Euro wert sind. Wo setzt man also die Grenze? Und dann will man unter Umständen auch die Ausnahmen beim Vererben von Unternehmen aufheben. Da könnten dann schon einige Milliönchen zusammenkommen.

Vererbung von Unternehmen

Bei der Vererbung von Unternehmen gibt es dann aber entscheidende Probleme. Ich will das mal an einem Beispiel deutlich machen. In der Nähe von Nienburg gibt es ein größeres Unternehmen, das unter anderem große Autokräne zu Verfügung stellt. Und da sind auch Kräne dabei, die über 200 Tonnen heben können. Ein solcher Kran kostet auch ordentlich Geld. Da sind schnell mal mehrere Millionen Euro fällig. Und wenn dieses Unternehmen dann nur 20 solcher Kräne auf dem Hof stehen hat, dann haben sie schnell ein Betriebsvermögen von 100 Mio. Euro erreicht. Wenn sie wissen wollen, wovon ich rede, dann schauen sie hier.

Unternehmen in privater Hand

Jetzt soll dieses Unternehmen vererbt werden. Dann wird eine Erbschaftssteuer von 25 Prozent fällig. Das heißt, der Erbe müsste mal eben 25 Mio. Euro an Erbschaftssteuer aufbringen. Leder ist dieses Vermögen aber in seinem Fuhrpark gebunden. Wenn er also dieses Geld aufbringen muss, dann muss er notgedrungen Teile seiner Betriebsmittel verkaufen. Unter Umständen bedeutet das, dass er das Unternehmen nicht weiter fortführen kann.
Und dann kommt ja noch ein weiteres Problem dazu. Finden sie mal ein Unternehmen, dass ihnen mal eben einen Kran im Wert von 2,5 Mio. Euro abkauft?
Also bei privat geführten Unternehmen sollte man sich tunlichst überlegen, wie man das mit der Erbschaftssteuer macht.

Aktiengesellschaften

Bei Aktiengesellschaften sehe ich das ein wenig anders. Man vererbt ein Aktienpaket von 100 Mio. Euro. Und der Staat greift sich dann ein Viertel davon ab. Dem Unternehmen selbst dürfte ziemlich egal sein, wer die Aktien hält. Das Geld ist ja nicht weg. Es hat halt nur ein anderer. Problematisch wird es allerdings dann, wenn der Staat dieses Aktienpaket auf den Markt bringt. Denn wer kann eben mal 25 Mio. Euro für so ein Paket aufbringen? Und da kommen dann ganz schnell die großen Hedge-Fonds ins Spiel. Eigentlich sind das Heuschrecken, die nur ihre Finanzkraft ausnutzen. Und die übernehmen gerne solche Pakete. Black Rock lässt grüßen.

Woher soll das Geld also kommen?

Nun, am Ende bleiben wahrscheinlich doch nur die übrig, die verhältnismäßig kleine Vermögen vererben. Zwei Häuser im Wert von 600.000 Euro, werden wahrscheinlich eh verkauft, und schon zockt der Staat mal 150.000 Euro ab. Dass diese Häuser schon mehrfach versteuert worden sind, will ich hier nicht einmal näher betrachten. Okay, es gibt da noch Freibeträge. Aber dazu hat sich die FDP ja schon klar geäußert. Die Freibeträge werden nicht verändert. Die Berechnung der vererbten Immobilien aber dann deutlich erhöht. Unter dem Strich macht der Staat den guten Schnitt.

Was sind die 20.000 Euro aber überhaupt wert?

Jeder soll also 20.000 Euro bekommen. Was kann man damit überhaupt machen? Zur Gründung eines Unternehmens reicht das definitiv nicht. Für einen Studenten könnte das heißen, dass er für sein Bafög keinen Kredit mehr aufnehmen muss. Heißt aber auch, dass am Ende des Studiums von den 20.000 Euro nichts mehr übrig ist.
Interessant könnte der Betrag sein, wenn ein Handwerker die Meisterausbildung machen will. Die kostet nämlich unter Umständen so viel. Da stellt sich aber die Frage, warum der Staat diese Ausbildung nicht per se fördert. Fehlen uns nicht Fachkräfte?
Und es gibt Ausbildungsberufe, beispielsweise die Physiotherapie, wo der Auszubildende einen Großteil seiner Ausbildung selbst finanzieren muss. Da frage ich mich, warum ist das so?

Und dann kommt noch ein weiteres Problem. Geben sie mal einem jungen Menschen Geld in die Hand. Ich kenne viele Jugendliche, die dieses Geld dazu verwenden, sich ein Auto zu kaufen. Ich habe solche Fälle bei der Bundeswehr immer wieder erlebt. Da gingen junge Soldaten in den Einsatz. Sie wussten genau, wieviel Geld sie da verdienen konnten. Und noch vor dem Einsatz wurde ein neues Auto bestellt. Blöd war dann nur, wenn der Soldat aus irgendwelchen Gründen den Einsatz vorzeitig beenden musste. Dann war das Geld weg. Und ein Auto hatte er immer noch nicht.

Was könnte man besser machen?

Es gibt viele Gründe, warum das Leben in jungen Jahren schwierig ist. Ich halte das noch nicht einmal für falsch. Lernt man doch so, dass Haushalten nicht so ganz einfach ist. Was passiert, wenn man das nie gelernt hat, das sieht man doch deutlich an unseren Spitzenpolitikern. Für die ist das doch nur Geld. Klar, wenn man immer genug davon hat.

Es gibt allerdings Möglichkeiten, wie man den jungen Leuten das Leben vereinfachen kann. Denken wir doch nur einmal an bezahlbaren Wohnraum. Okay, das Kind ist erst einmal in den Brunnen gefallen.

Wo man aber schnell etwas machen könnte, wäre die Unterstützung von Kindern. Was spricht dagegen, wenn man auch Baby Nahrung keine Mehrwertsteuer erhebt. Oder auch auf Kinderbekleidung. Selbst Möbel für Kinder könnte man steuerfrei stellen. Ich glaube, damit wäre sehr vielen jungen Familien deutlich mehr geholfen, als mit einer einmaligen Zahlung von 20.000 Euro.

Fazit

Ich bin überzeugt, dass es viele Möglichkeiten gibt, jungen Leuten unter die Arme zu greifen. Aber dieses Gießkannenprinzip – 20.000 Euro für jeden – führt meines Erachtens zu nichts.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einen Spruch meiner Großmutter. Die sagte immer, „wenn alle das Gleiche haben, dann haben alle nichts“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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