Jetzt erwischt es auch VW
„Wir schlürfen die Katastrophen wie Cocktails und richten uns, sozial gesichert, manchmal beamtenhaft abgestützt, im Untergang ein. Das neue Gesellschaftsspiel heißt: Titanic im Trockendock.“
Norbert Blüm
Die Automobilindustrie krankt
Wir wissen es schon länger. Es läuft nicht rund in der Automobilindustrie. Man wollte brav der Politik folgen. Hat voll auf E-Autos gesetzt. Und solange der Staat, also der Steuerzahler, ordentlich Subventionen geleistet hat, lief es ja so einigermaßen. Aber dann war das Geld alle. Nix mehr mit Subventionen. Und dann wollte der Kunde diese Autos einfach nicht mehr kaufen. Die Gründe sind vielfältig, sollen hier nicht weiter ausgeführt werden.
Und jetzt produzieren die Unternehmen auf Halde. Das heißt, die Autos kosten Geld, bringen aber keine Einnahmen. Gott sei Dank hat man aber noch die Verbrenner. Die laufen nämlich noch. Aber auch nicht mehr so wie früher. Inflation, alles wird teurer, da muss der Alte noch ein paar Jahre halten.
Das Problem bei VW
Nicht, dass VW nur ein Problem hätte. Es hat derer Viele. Aber ein Problem ist dabei gravierend. Im Unternehmen VW steckt der Staat, also die Politik mit drin. Das Land Niedersachsen hält nämlich 21 Prozent des Aktienkapitals. Gleichzeitig ist in einem VW-Gesetz verankert, dass damit eine sogenannte Sperrminorität verbunden ist. Somit kann bei VW keine einzige Entscheidung getroffen werden, ohne dass die Politik mitspielt.
Deutlich wird das bei den beiden Aufsichtsratsmitgliedern aus der niedersächsischen Landesregierung. Die werden durch den Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) und dem Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) besetzt. Beide Politiker sind dafür bekannt, dass sie uneingeschränkt hinter der Energiewende stehen. Das hat natürlich Einfluss auf die Führung von VW.
Noch interessanter wird das Ganze dadurch, dass auf der Arbeitgeberseite die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Die Grünen) sitzt, die als ausgesprochene Autogegnerin gilt. Die hat also kein wirkliches Interesse am Unternehmen, sondern die kämpft viel mehr für die „Mobilitätswende“.
Der Umstieg zur E-Mobilität
Als es los ging mit der Energiewende, haben sich nahezu all deutschen Automobilhersteller sehr schnell zur Mobilitätswende bekannt. Es entbrannte ein regelrechter Wettkampf, wer denn nun den Umstieg zur E-Mobilität als erster vollzieht. Dafür hat man Unmassen von Geld in die Hand genommen. VW hat beispielsweise zwei Werke auserkoren, die ausschließlich E-Autos produzieren sollten. Betroffen ist davon Zwickau und Emden. In beiden Werken fährt man derzeit nur noch zwei Schichten. Wie lange noch? Das weiß keiner. Auch Hannover ist betroffen. Da läuft der VW ID.Buzz vom Band. Auch da produziert man mehr als nachgefragt. Sie können machen, was sie wollen, überall dort, wo E-Autos produziert werden, gibt es Schwierigkeiten.
Nur mal so nebenbei, derzeit sind etwa 90 Prozent der verkauften Autos Verbrenner. Wobei man die Hybriden als Verbrenner zählt, was ja auch der Realität entspricht.
Verschiedene Unternehmen haben sich mittlerweile vom Dogma der ausschließlichen E-Mobilität verabschiedet, beispielsweise Mercedes und BMW. Bei VW ist das aber schwieriger. Weil da eben Politiker im Aufsichtsrat sitzen, die zwar Rot aber eigentlich doch Grün sind.
VW muss sparen
Wenn sie ein Vermögen bilden wollen, dann sagt ihnen jeder seriöse Banker, dass sie nicht alles auf eine Karte setzen sollen. Wenn die nämlich nicht zieht, dann sieht es ganz schnell richtig mau aus.
Für die Industrie gilt letztendlich das Gleiche. Wer nur auf ein Modell setzt, der muss ein sehr gutes Modell haben. Ansonsten ist der schneller Pleite als er das Wort überhaupt aussprechen kann. Und diesen Fehler hat VW gemacht. Alles in die E-Mobilität. Und die läuft nicht richtig. Die Verbrennersparte hat man logischerweise nicht weiterentwickelt, da lebt man also von der Substanz. Lange geht auch das nicht mehr gut.
Man muss sparen, koste es was es wolle. Da heißt es dann auch, man muss alles verkaufen, was nicht unbedingt gebraucht wird. Möglicherweise wird es die Nobelmarke Bentley treffen. Noch weiß man nichts Genaues.
Was aber wohl schon feststeht, VW muss wohl einzelne Werke komplett schließen. Da geht es dann um mehrere tausend Arbeiter. Auch Niedersachsen dürfte dabei nicht ungeschoren davonkommen.
VW in Deutschland
In Deutschland betreibt VW vier Komponentenwerke (Braunschweig, Salzgitter, Kassel, Chemnitz) und sechs Fahrzeugwerke (Emden, Osnabrück, Hannover, Wolfsburg, Zwickau, Dresden).
Wenn sie mehr Details zu den einzelnen Werken erfahren möchten, dann lesen sie hier bei tichyseinblick.de (Link 2).
Zu einem Werk möchte ich aber dennoch noch Stellung beziehen. Das Werk in Osnabrück war früher der Cabrio-Hersteller Karmann. Dort wurden Cabrios für unterschiedliche Unternehmen gefertigt. Nach der Übernahme durch VW haben sich allerdings die anderen Unternehmen aus Osnabrück verabschiedet. Man produziert schließlich nicht bei der Konkurrenz. Somit ist das Werk schon lange nicht mehr ausgelastet.
Welche Werke sollen geschlossen werden?
Insgesamt hat VW in Deutschland derzeit etwa 125.000 Beschäftigte. Befristete Arbeitsverträge werden schon nicht mehr verlängert. Aber auch die unbefristeten Verträge, für die eine Beschäftigungsgarantie bis 2027 gilt, will man möglicherweise antasten. Da regt sich allerdings Widerstand.
Stephan Weil hat schon verkündet, dass es mit ihm keine Werksschließung in Niedersachsen geben werde. Und auch die Betriebsratschefin Daniela Cavallo hat sich schon deutlich gegen Werksschließungen ausgesprochen. Dabei wird sie massiv von der Gewerkschaft unterstützt. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass Betriebsrat und Gewerkschaft mit an diesem Dilemma schuld sind. Keiner hat sich gegen die Unternehmensleitung positioniert, als dort die alternative „Mobilitätswende“ verkündet wurde. Im Gegenteil, man ist diesem links-grünen Schwachsinn bedingungslos gefolgt. Lediglich bei Audi in Ingolstadt hat der örtliche Betriebsrat die Firmenleitung ein wenig ausgebremst. Mit mäßigem Erfolg.
Das politische Element
Wenn VW hustet, dann hat Niedersachsen eine schwere Grippe. Dem Grunde nach muss VW jetzt einen rigorosen Sparkurs fahren. Und natürlich stehen dabei Arbeitsplätze auf der Kippe. Nicht ein paar Hundert, es geht um tausende. Und jetzt kommt die Politik. Die ist natürlich überhaupt nicht erfreut. So verkündet Weil, mit ihm würde es keinen Stellenabbau geben, auf keinen Fall in Niedersachsen. Klar, wie immer in der Politik, sparen sollen doch die anderen. Auch die Aufkündigung der Beschäftigungsgarantie soll es mit Weil nicht geben. Da frage ich mich dann aber, wie soll am Ende gespart werden?
Am Ende wird VW weiter in den Abgrund fahren. Ich bin mir aber sicher, der niedersächsischen Landesregierung wird bestimmt noch was einfallen.
Welche Werke würde ich schließen?
Natürlich wird Weil um seine Werke in Niedersachsen kämpfen. Daher dürfte Zwickau (Sachsen) auf der Kippe stehen. Da könnte man sogar noch die AfD für den Niedergang verantwortlich machen. Das ist zwar bodenloser Schwachsinn, das stört den Kommunisten aber herzlich wenig.
Aber auch Niedersachsen wird nicht ungeschoren davonkommen. Das ehemalige Karmann-Werk in Osnabrück hat nach Übernahme durch VW lediglich eine Auslastung von 26 Prozent. Da hilft auch eine Reduzierung der Schichten nicht mehr. Und was ist schon Osnabrück?
Auch die Standorte, wo ausschließlich E-Autos produziert werden, dürften deutliche Einbußen verkraften müssen. Somit steht das Werk in Emden wieder einmal auf der Liste. Auch Hannover, wo der ID.Buzz hergestellt wird, ist gefährdet. Bezeichnend ist dabei, dass ausgerechnet die Landeshauptstadt betroffen sein könnte.
Zusammenfassung
Ich weiß nicht, was passieren wird. Fest steht, dass die derzeitige Politik an der Misere in der Autoindustrie nicht unschuldig ist. Insbesondere VW hat da das Problem, weil die Politik sogar Anteilseigner ist.
Trotzdem muss man auch das Management mit in Verantwortung nehmen. Sind die nicht allzu bereitwillig dem links-grünen Schwachsinn gefolgt. Jetzt bekommen sie die Quittung. Und letztlich ist es ja so. Wer mit den Wölfen heult, der kann nur sicher sein, dass er nicht als Erster gefressen wird.
Ein Nachtrag
Man sollte genau beobachten, was jetzt passiert. Möglicherweise dient VW dann als Planpause für die angeschlagene Meyer-Werft in Papenburg. Ist ja auch Niedersachsen.
Links
VW im Niedergang: jetzt ist es amtlich (tichyseinblick.de)
Wo setzt VW die Werks-Axt an? (tichyseinblick.de)
Der VW-Vorstand verteidigt seine Irrfahrt (tichyseinblick.de)
Volkswagen erwägt Werkschließungen und hebt Beschäftigungsgarantie auf | NIUS.de