Wir werden kriegstüchtig (Teil 3)

Aufstellung der Heimatschutzdivision – Herausforderungen

„Wir lieben neue Herausforderungen – vor allem, wenn wir die alten nicht erfüllen konnten.“
Ernst Reinhardt (Publizist)

Vorwort

In den letzten Beiträgen zum Thema habe ich beschrieben, was die Aufgaben dieser neuen Division sein könnten. Daraus habe ich die Gliederung und Stärke dieser Division entwickelt. Es ging dabei nur um Größenordnungen. Wie die Division im Detail aussehen wird, ist mir allerdings nicht bekannt. Letztendlich spielt das aber für meine Betrachtung auch überhaupt keine Rolle.
In diesem letzten Teil werde ich ihnen die Herausforderungen beschreiben, die noch zu lösen sind. Dabei werde ich mich auf die drei Bereiche Personalgewinnung, Ausbildung und Materialbewirtschaftung beschränken.

Personalbedarf

Der Chef einer Heimatschutzkompanie dürfte ein Major sein. Die drei Zugführer werden Offiziere sein, in der Regel Leutnant oder Oberleutnant. Daneben hat man als Kompanieeinsatzoffizier noch einen Hauptmann. Dazu kommen möglicherweise noch 15 Unteroffiziere. Auf die dreißig Heimatschutzkompanien hochgerechnet werden also 150 Offiziere und 450 Unteroffiziere benötigt. Dazu kommt dann noch das Führungspersonal in den Regimentsstäben und des Divisionsstabes. Nach meiner Erfahrung dürften im Regimentsstab etwa 10 Offiziere und 50 Unteroffiziere sein. Der Divisionsstab dürfte etwa das Doppelte betragen. Insgesamt werden also dafür 80 Offiziere und 400 Unteroffiziere gebraucht. Dazu kommen dann noch grob überschlagen 4000 Mannschaften.

Personalgewinnung

Bei den Offizieren und Unteroffizieren sehe ich dabei nicht das Problem. Da hatte man schon in den alten Heimatschutzkompanien ausreichend Personal. Gerade in den höheren Dienstgraden (Major und Oberstleutnant) hatte man sogar deutliche Überhänge. Das führte dazu, dass man sogar Hauptleute teilweise auf Zugführerposten eingesetzt hat. Das heißt, hier ist der Personalkörper schon ausreichend groß. Das reicht sogar für die Besetzung der Posten in den Stäben.

Probleme wird es allerdings bei den Mannschaften geben. Früher hat man die Wehrpflichtigen nach ausscheiden aus dem aktiven Dienst sofort in die nicht aktiven Reservetruppenteile eingeplant. Durch die allgemeine Wehrpflicht kam da auch immer genügend Nachwuchs. Nur die allgemeine Wehrpflicht haben wir ausgesetzt. Und jetzt frage ich mich, wie soll man einen jungen Menschen dazu motivieren, in einer solchen Reserveeinheit als einfacher Soldat zu dienen?
Die einfach strukturierten Menschen haben daran kein Interesse. Die bleiben lieber zuhause. Und die etwas besser Gebildeten werden sich nicht mit einer Mannschaftslaufbahn zufriedengeben. Die wollen Unteroffizier oder Offizier werden. Auch dieses Problem kennen wir schon aus den alten Heimatschutzkompanien. Da hat sich auch sicherlich nichts geändert. Ich befürchte daher, dass es gerade im Bereich der Mannschaften eine Menge Papierleichen gibt. Da dürften Leute auf Posten sitzen, die nie Zeit für eine Wehrübung haben.

Ausbildung

Soweit die Reservisten schon einmal in der Bundeswehr gedient haben, erübrigt sich das Thema Grundausbildung. Die fachliche Ausbildung können Offiziere und Unteroffiziere in vergleichbaren Truppenteilen der aktiven Truppe erhalten. Auch das war bisher nie ein Problem.
Schwierig wird es allerdings dann, wenn die Heimatschutzkompanie geschlossen trainieren soll. Natürlich machen die das im Allgemeinen selbst. Dennoch wird Unterstützung durch die aktive Truppe nötig sein. Früher gab es genau dafür ein Jägerausbildungszentrum. Das hat man aber leider aufgelöst.

Besonders schwierig wird es, wenn sich dann auch sogenannte Ungediente bewerben. Die haben bis dahin noch nicht einmal die Grundausbildung gemacht. Und es ist für Reservisten schwierig, mal eben drei Monate aus dem Berufsleben auszuscheiden. Da muss die Grundausbildung halt in mehrere Abschnitte aufgeteilt werden. Ich bin mir sicher, das kann man der aktiven Truppe nicht aufbrummen. Dafür muss man einen eigenen Truppenteil in dieser Heimatschutzdivision schaffen. Und da bin ich gespannt, wie das einmal gelöst wird.

Fassen wir das in einem Satz zusammen. Beim Führungspersonal dürften die Probleme überschaubar sein. Wie man das aber mit den einfachen Soldaten lösen soll, steht noch in den Sternen.

Persönliche Ausrüstung und Waffen

Ich hatte im letzten Beitrag schon beschrieben, welches Material verfügbar sein sollte. Bei der persönlichen Ausrüstung sehe ich da kaum Probleme. Die haben die Angehörigen der alten Heimatschutzkompanien sowieso zuhause. Zumindest die größenbezogene Ausrüstung. Die zusätzliche persönlich Materialausstattung sollte auch kaum Probleme bieten. Die Frage ist nur, wo lagert man diese ein? Da gibt es allerdings Unternehmen, die dafür Lagerkapazitäten zu Verfügung stellen. Die lassen sich das halt bezahlen. Als Lagerort sollte man die Standorte der Regimenter wählen. Dann würden insgesamt sechs Lagerorte für die persönliche Ausstattung benötigt. Dafür braucht man keine eigene Lagerorganisation.

Auch bei den Waffen sehe ich nicht das ganz große Problem. Es geht da ja nicht um spezielle Waffen. Und Gewehre sollte man schon in ausreichender Anzahl beschaffen können. Das gilt auch für Maschinengewehre und Panzerfäuste. Für die Lagerung kann man die Heimatschutzkompanien auf aktive Truppenteile anweisen. Diese müssten dann für die entsprechende Heimatschutzkompanie eine zusätzliche Waffenkammer bereitstellen. Für die Bewirtschaftung bleibt die Heimatschutzkompanie in der Verantwortung.

Fahrzeuge

Schwierig wird es allerdings beim Fahrzeugbestand. Früher hat man diese Fahrzeuge aus der Wirtschaft geholt. Das nannte sich materielle Mobilmachungs-Ergänzung. Dazu war es aber notwendig, diese auch zu überwachen und zu steuern. Dass das wiederkommt, wage ich zu bezweifeln.

Viel mehr glaube ich, dass man einen Fahrzeugpool bildet, auf den die Heimatschutzkompanien zurückgreifen können. Der Bw-Fuhrparkservice lässt grüßen. Dann müsste man auch nicht den kompletten Fahrzeugbedarf beschaffen. Gehen wir davon aus, dass jede dieser 30 Kompanien zwei Wochen im Jahr übt. Und gehen wir gleichzeitig von max. 30 Übungswochen im Jahr aus, dann brauchte man den Fahrzeugbestand für zwei Kompanien.
Wenn wir sogar davon ausgehen, dass möglicherweise ein Regiment geschlossen üben will, dann müsste man den Bestand für fünf Kompanien haben. Das wären dann ca. 50 PKW und 50 klein-LKW, die der Bw-Fuhrparkservice vorhalten müsste. Auch das sollte möglich sein.
Was dann allerdings noch unbedingt zu klären ist, ist die Frage, woher im Fall der Fälle die Fahrzeuge für die Vollausstattung aller Regimenter kommen soll.

Zusammenfassung

Da die Heimatschutzdivision ein vergleichbar kleiner Truppenkörper ist, halte ich viele Probleme für lösbar. Man muss es nur anfassen. Und Geld sollte nach der Verfassungsänderung nun wirklich keine große Rolle spielen.
Große Schwierigkeiten sehe ich allerdings beim Personal, insbesondere im Bereich der Mannschaften. Wo sollen die herkommen? Selbst die aktive Bundeswehr bekommt nicht mehr ausreichend Nachwuchs. Und noch schwieriger dürfte es werden, wenn es um die Frage ungedienter Bewerber geht. Und da befürchte ich dann doch, dass es einige Papiertiger geben wird. Ich hatte in der Vergangenheit öfters mit den alten Heimatschutzkompanien zu tun. Die hatten auf dem Papier alle Dienstposten besetzt. Wirklich einsatzfähig war aber in der Regel nur ein Zug. Und das auch nicht überall.

Nachwort

Im Zusammenhang mit dieser Division taucht der Begriff Katastrophenschutz auf. Eigentlich hilft die Bundeswehr im Katastrophenfall nur subsidiär. Das heißt mit dem Personal und Material, was gerade verfügbar ist. Die Verantwortlichkeit im Katastrophenschutz liegt nämlich einzig und allein bei den Ländern, bzw. deren Gebietskörperschaften, den Landkreisen. Wenn ich in einem solchen Fall Reservisten einberufen will, muss ich wissen, dass die möglicherweise erst verfügbar sind, wenn die Katastrophe schon vorbei ist.
Diese Aussage dient eigentlich mehr der Werbung und Akzeptanz dieses Truppenkörpers. Wirklich real ist das eher nicht.

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