Bio-Dünger und Kuhscheiße

Gedanken zu Brennnesseljauche

„Weißt du, Landwirtschaft sieht verdammt einfach aus, wenn dein Pflug ein Bleistift ist und du tausend Meilen vom Maisfeld entfernt bist.“
Dwight D. Eisenhower

Haben sie einen Garten?

Ich weiß nicht ob sie einen Garten haben. Ich habe einen. Und ich baue auf einem kleinen Teil auch Gemüse an. Teilweise gewinne ich sogar eigenen Samen. Das macht Spaß, aber es ist zeitweise auch recht mühsam.
Um eine ordentliche Ernte einzubringen, muss man einiges über Böden wissen. Ich beispielsweise habe sehr sandigen Boden. Der hat zwar den Vorteil, dass er die Wärme gut aufnimmt. Allerdings kann er das Wasser nicht halten. In trockeneren Zeiträumen muss man da jeden zweiten Tag gießen. Dadurch zählt der Sandboden auch zu den zehrenden Böden. Das heißt, auch Düngemittel werden nicht lange im Boden gehalten. Aufbringen von Kompost ist zwar hilfreich, aber leider reicht das nicht aus.

Überlegungen zum Düngen

Wenn man richtig Düngen will, dann muss man wissen, was so eine Pflanze braucht. Dafür gibt es unzählige Bücher. Aber auch das Internet ist hilfreich. Jede Pflanze braucht Kalk. Damit bildet sie das Gerüst. Und jede Pflanze braucht Stickstoff. Der ist in Form von Salzen im Boden gelagert. Das sind die berühmt- berüchtigten Nitrate und Nitrite. Es gibt einige wenige Pflanzen, die sich den Stickstoff aus der Luft holen. Das sind unter anderem Bohnen und andere Hülsenfrüchte. Darüber hinaus werden auch noch Phosphate, Kali und andere Spurenelemente benötigt.

Stickstoffmangel erkennen sei beispielsweise am Blattgrün. Wenn die Blätter hellgrün sind, dann fehlt in der Regel Stickstoff. Geht das Grün schon fast über ins Blau, dann haben wir einen Stickstoffüberschuss. Beides ist logischerweise nicht gut.

Welchen Dünger nehme ich

Ich bin kein Biobauer. Ich mache zu Beginn der Saison eine Grunddüngung mit Blau Korn, einem Mischdünger. Man kennt ihn auch als NitroPhosKa. Es gibt auch andere Kombidünger. Die unterscheiden sich aber lediglich im Mischungsverhältnis. Leider sind die Dünger ziemlich teuer. So dass ich bei den zwischenzeitlichen Düngungen, man nennt sie auch Kopfdüngungen, nach anderen Alternativen suche.

Brennnesseljauche

Die Brennnessel ist eine Pflanze, die eigentlich nur auf guten Böden wächst. Und es ist eine Pflanze, die sehr viel Stickstoff enthält. Dieser wird an die Jauche abgegeben, und so ist diese Jauche ein optimaler Bio-Dünger. Es gibt diesen Dünger sogar zu kaufen. 2,5 Liter kosten da schnell 20 Euro.
Man kann das Zeug aber selbst herstellen. Man schneidet Brennnesseln ab und sammelt die in einem 10-Litereimer, bis dieser etwa halbvoll ist. Ich packe da sogar die Wurzeln mit rein. Dann gießt man Wasser darüber, bis der Eimer voll ist. Und dann lässt man den Eimer stehen. Eine Woche, vierzehn Tage, es hängt auch mit den Temperaturen zusammen. Wenn es warm ist geht es schneller. Jetzt werden sie sehen, dass Bläschen aufsteigen. Das ist völlig normal. Denn unter Wasser verrotten die Brennnesseln nicht richtig, sie verfaulen. Dabei werden Faulgase freigesetzt, unter anderem ist da Methangas dabei. Dem Grunde nach passiert in diesem Eimer das Gleiche wie in einer Bio-Gas-Anlage. Wenn keine Bläschen mehr aufsteigen, dann ist die Gülle fertig. Je nach Gebrauch verdünnen sie die ordentlich. Ich nehme ein Verhältnis 1:4, weil ich die Brühe direkt auf das Land aufbringe. Bei Blumentöpfen sollte man noch mehr verdünnen.

Es stinkt bestialisch

Sie können machen was sie wollen, das Zeug stinkt. Selbst wenn sie die Hände ordentlich mit Seife gewaschen haben, es stinkt. Und jetzt kommt etwas sehr Interessantes. Es stinkt nach Kuhstall. Und das ist eigentlich kein Wunder. Denn in diesem Eimer passiert dem Grunde nach das Gleiche wie bei einer Kuh im Pansen. Auch da vergärt das ganze Grünzeug. Und die Kuh rülpst auch Methangas. Dann geht das Grünzeug durch die Kuh durch. Die Reste, die hinten rauskommen, dürften fast identisch mit den Festpartikeln aus der Brennnesseljauche sein. Ich gehe also mal davon aus, dass Brennnesseljauche fast genau so gut ist wie Kuhmist.

Umweltaspekte

Es ist also egal, ob sie so einen Bio-Dünger herstellen, oder ob die Kuh das Grünzeug frisst. Am Ende wird bei beiden Gärprozessen Methan freigesetzt. Zum Schluss haben sie in beiden Fällen einen guten biologischen Dünger.

Vielleicht noch ein Wort zum Wasserverbrauch. Bei den Kühen rechnen die Grünen gerne auch die Wassermengen mit ein, die für die Futterpflanzen verbraucht werden. Unter diesem Gesichtspunkt verbraucht die Brennnessel allerdings auch Wasser. Und zur Herstellung der Jauche braucht man auch wieder Wasser. Und mit diesem Wasser bringt man dann auch wieder Stickstoff in den Boden. Ich frage mich jetzt, was an einer Kuh so schlecht sein soll.

Fazit

Es gibt durchaus Möglichkeiten, sich Düngemittel selbst herzustellen. Das ist deshalb durchaus Interessant, weil sich halt nicht jeder eine Kuh halten kann. Unter Umweltaspekten sind allerdings mineralische Dünger kaum schlechter als die biologischen. Denn die Stoffe, die in die Erde gebrachte werden, sind am Ende doch die gleichen.

Kommentar verfassen