Das Auto und die die Phantasien der Grünen

„Mobilität ist eine der Grundlagen unseres Wohlstandes.“
(Franz Müntefering)

Die Energiewende kommt. Und in der Philosophie der Klimaretter ist das Auto einer der größten Feinde des Klimas. Mag sein, aber diese Mobilität hat auch ihren Segen. Denn immerhin ist sie ein Baustein für unseren Wohlstand. Die alternativlose Abschaffung des Autos würde uns ins 19. Jahrhundert zurückversetzen.

Mobilität ist notwendig. Mobilität muss klimaneutral sein. Aber wie bekommt man das hin? Die Grünen haben da natürlich überaus vielversprechende Ansätze. Die Taktung bei der Bahn soll erhöht werden. Mehr Güter sollen auf die Bahn. Leider ist aber das Schienennetz in Teilbereichen jetzt schon überfordert.

Die Anbindung des ländlichen Raumes

Jetzt habe ich einen Bericht gefunden, in dem es um die Anbindung des ländlichen Raumes an dass öffentliche Netz geht.

So will Baden-Württembergs Verkehrsminister, Winfried Hermann (Grüne), die ländliche Bevölkerung mit einem Maßnahmenbündel dazu bringen, Autos besser auszunutzen. So stellt er fest, dass viele Haushalte auf dem Land 2 Autos und mehr hätten. Er sagt:“Es ist nötig, dass wir die vielen Autos besser nutzen.“

Der Entwurf des Koalitionsvertrages Baden-Württemberg

In diesem Koalitionsvertragsentwurf zwischen Grünen und CDU heißt es dazu: „Wir werden eine Garantie für eine verlässliche Bedienung im öffentlichen Nahverkehr umsetzen; alle Orte (geschlossene Ortschaften) in Baden-Württemberg werden von fünf Uhr früh bis Mitternacht mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar sein. Zu den gängigen Verkehrszeiten soll im Ballungsraum mindestens ein 15-Minuten-Takt, im ländlichen Raum ein 30-Minuten-Takt sichergestellt werden. In einer ersten Stufe soll dieser Takt bis 2026 in den Hauptverkehrszeiten des Berufsverkehrs erreicht sein, zu den übrigen Zeiten jeweils mindestens ein Stundentakt im ländlichen Raum und in den Ballungsräumen ein 30-Minuten-Takt.“ Ich denke, das sollte man einmal näher beleuchten.

Was erwartet der Bürger vom öffentlichen Nahverkehr?

Natürlich spielen Abfahrzeiten eine Rolle. Aber ob die Abfahrten halbstündlich oder stündlich stattfinden, ist gar nicht der entscheidende Punkt. Entscheidend ist die Fahrzeit zum Ziel und der Komfort. Nach der Arbeit 45 Minuten in einem überfüllten Bus zu stehen, ist mit Sicherheit nicht angenehm.

Ich möchte hierbei die Unterschiede zwischen Stadt und land herausarbeiten.

Verkehrsnetz Stadt

Verkehrsnetze in großen Städten sind in der Regel zum Zentrum hin orientiert. Von dort aus gehen dann die Strecken spinnennetzartig in die Peripherie. Die Hauptstrecken werden in der Regel mit U- und S-Bahn bedient. Von dort aus geht es dann mit Bus oder Straßenbahn weiter. Darüberhinaus gibt es noch Ringverbindungen.
Ich habe einmal in Frankfurt am Main gewohnt. Da war ich vom westlichsten Vorort in 20 Minuten in der Innenstadt. Mittlerweile hat mein früheres zu Hause 2 S-Bahn Stationen in einem Umkreis von einem Kilometer. Schwierig wird es nur, wenn man in verschiedene Zonen der Außenbereiche fahren muss. In unserem Beispiel von C2 nach C4. Dazu komme ich aber später noch einmal.

Verkehrsnetz Land

In ländlichen Regionen orientiert sich das Verkehrsnetz nach der Kreisstadt und den größeren Städten. Sie erkennen auch hier die Spinnennetze um die Städte. Wenn sie Glück haben, sind die Städte auch untereinander mit Direktverbindungen erreichbar. Das ist allerdings nicht immer der Fall. Die Nachbarkreise erreichen sie allerdings häufig nur über die Kreisstadt. Wer im Landkreis Nienburg wohnt und nach Bremen (über Verden) will, muss zunächst zum Bahnhof nach Nienburg. Das gleiche gilt wenn man nach Hannover (über Neustadt am Rübenberge) will.

Die Fahrzeit

Wie ich anfangs schon sagte, benötigt man in Ballungsräumen von den Randlagen bis ins Zentrum ca 20-30 Minuten. Wenn sie allerdings auf dem Land in einer Randlage wohnen, dann benötigen sich auch schon einmal 45 Minuten bis zur Kreisstadt. Und versuchen sie dann einmal von einer Randlage in die nächste Randlage zu kommen. Beispiele sei die Verbindung A3 nach B1. Dann brauchen sie schnell mal eine Stunde für überschaubare 10 Kilometer. In der Stadt haben sie da noch die entsprechenden Ringe, die seitliche Bewegungen zulassen.

Betrachten wir einmal unter diesen Umständen die Verbindung Bremen-Uchte. Bremen-Nienburg, umsteigen, Nienburg-Stolzenau, umsteigen, Stolzenau-Uchte-Warmsen. Wenn es noch weiter gehen soll wird ein weiteres Umsteigen notwendig sein. Fahrzeit von Bremen bis Uchte ca. zwei Stunden.
Mit dem Auto schaffe ich das ganze in einer Stunde, auch im Berufsverkehr.

Ich selbst habe das einmal für mich überprüft. Ich wohne in einer Randlage der Stadt Nienburg. Meine Arbeitstelle lag auch in einer Randlage der Stadt, leider aber nicht an der selben Buslinie. Um mit Öffis dort hin zu kommen, hätte ich zunächst in die Innenstadt rein und dann wieder rausfahren müssen. Zeitbedarf 54 Minuten für sieben Kilometer. Mit dem Auto brauche ich gerade einmal fünf Minuten. Im Sommer habe ich häufiger das Fahrrad benutzt, im Winter war es mir dann aber doch zu kalt und häufig zu nass.

Der Komfort

Überfüllte Züge und Busse zu den Stoßzeiten habe ich schon angesprochen. Gerade in Zeiten einer Pandemie spielt das eine große Rolle. Und ich glaube auch nicht, dass das nach der endlosen Panikmache danach wieder aufhört.

Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Häufigkeit des Umsteigens. In Städten kann man fast jeden Ort mit einmal, im Extremfall mit zweimal Umsteigen erreichen. Auf dem Land kann das aber auch häufiger notwendig sein. Wenn ich die oben beschriebene Verbindung betrachte, dann kommt es zu mindestens vier Umsteigevorgängen.

Für einen Ledigen (generisches Maskulin) mag das ja ganz schön sein. Selbst wenn der seinen Wocheneinkauf macht, der kommt mit einem Trolli und einem Rucksack gut über die Runden. Erzählen sie das aber einer Familie mit zwei kleine Kindern. Erstens brauchen die viel mehr Waren, eventuell Windeln, und neben dem Einkauf auch noch Kinder beaufsichtigen ist schon abenteuerlich. Mit Bus und Bahn wird es aber dann zum Horror. Und wenn die Kinder dann älter werden, zum Sport, zum Tanzen oder sonst wohin wollen, dann sind Öffis mit dieser Leistung keine Alternative. Schon gar nicht, wenn es um Aktivitäten im Nachbarlandkreis geht.

Weitere Probleme

Während der Schulzeiten richten sich die Fahrzeiten nach den Schulzeiten. In den Ferien fahren dann teilweise nur drei Busse am Tag. Das will Winfried Hermann jetzt mindestens im Stundentakt bedienen. Um das zu leisten, brauchen wir deutlich mehr Busse und vor allem deutlich mehr Fahrer. Ich frage mich, woher er diese in Zeiten des Fachkräftemagels nehmen möchte. Allein aus dieser Betrachtung heraus ist erkennbar, dass es sich um ein grünes Luftschloss handelt.

Betrachten wir aber mal die CO2-Bilanz. Selbst wenn die Busse elektrisch fahren, sie müssen gebaut werden. Und der Strommix ist halt noch nicht grün. Und wenn diese Busse dann in schwachen Zeiten leer fahren, dann ist die Bilanz eines Autos definitiv besser. Da sitzt mindestens einer drin. Und wenn Jugendliche abends unterwegs sind, bilden sich schon immer Fahrgemeinschaften.

Fazit

Öffis auf dem Land nach Vorstellung der Grünen sind wie immer eine Träumerei. Wer solche Aussagen macht, der sollte mal für eine Weile aufs Land ziehen und auf sein Auto verzichten. Stattdessen sitzt der in der Landeshauptstadt, fährt einen dicken Dienstwagen, wahrscheinlich nicht einmal elektrisch, und spuckt große Töne.

Da frage ich mich wieder einmal, wer wählt sowas.

https://www.golem.de/news/baden-wuerttemberg-gruener-verkehrsminister-will-landvolk-von-autos-entwoehnen-2111-161232.html

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