Gedanken zu Wald und Wirtschaft
„Eine Nation, die ihre Böden zerstört, zerstört sich selbst. Die Wälder sind die Lungen unseres Landes, sie reinigen die Luft und geben den Menschen neue Kraft.“
Franklin D. Roosevelt
Es war einmal
Als ich 21 Jahre alt wurde, da gründete sich die Grüne Partei. Sie entstand wohl aus der Anti-Atomkraft-Bewegung. Das war mir damals allerdings noch nicht so bewusst. Aber diese neue Partei stand für den Umweltschutz.
Und eines ihrer Hauptthemen war der Wald. Wer erinnert sich nicht an die Demonstrationen gegen das Waldsterben. Der saure Regen sollte schuld daran gewesen sein. Dass Regen immer sauer ist, wurde verschwiegen. Denn der neutralisierende Kalk verdunstet ja nicht mit. Und das möglicherweise der Raubbau am Wald oder die falschen Bäume eine Ursache für das Waldsterben sein könnte, wurde tunlichst verschwiegen. Schuld waren die Autofahrer und die Industrie. Und das hat sich bis heute nicht verändert. Übrigens, das ach so verteufelte CO2 ist Nahrung für den Wald.
Die Wende
Jetzt leben wir im Zeitalter der Energiewende. Und jetzt ist der Wald nicht mehr ganz so wichtig. Es gibt allerdings Unterschiede. Wenn irgendwo in der Welt Bäume für Palmölplantagen vernichtet werden, dann ist das richtig böse. Wenn aber die gleichen Bäume umgehauen werden für Windräder, dann gibt es natürlich nichts daran zu kritteln.
Mittlerweile haben sogar die Grünen begriffen, dass das mit der Energiewende nicht ganz so funktioniert, wie die sich das erträumt haben. Und jetzt sollen sogar Pelletheizungen wieder interessant werden. Holz ist ja nachwachsender Rohstoff. Und da kam letztens in einem Bericht bei ARD oder ZDF, ich weiß es nicht mehr so genau, der Begriff von der „Ware Wald“ auf. Plötzlich ist der Wald wieder einfach nur eine Ware.
Heizen mit Holz
Pellets sind Produkte aus Holz. Richtig ist, dass man dafür in der Regel Abfälle aus beispielsweise der Möbelindustrie nutzt. Holz bleibt es trotzdem. Nehmen wir einfach mal an, es sei möglich, dass man die Wohnungen in Deutschland zu 50 Prozent mit Solar- oder Windenergie heizen kann. Da Kohle, Öl und Gas nicht mehr genutzt werden soll, bleibt für den Rest eigentlich nur noch Holz. Und dabei ist es egal, ob sie Pellets oder normales Holz verheizen. Auf die Menge Holz dürfte das keinen Einfluss haben.
Lassen sie mich einmal rechnen
Für ein Jahr benötigen sie etwa drei Festmeter Holz. Ich weiß es nicht genau, das dürfte aber die Menge sein, die sie aus einem Baum gewinnen können. Bei Eichen und Buchen dürfte die Ausbeute größer sein. Die wachsen aber auch deutlich langsamer. Spielt aber auch keine so große Rolle. Es geht ja um Größenordnungen.
Also pro Haushalt benötigen sie im Jahr einen Baum für Heizung, Warmwasser und sonstiges. Wenn sie dann noch ihre Arbeitsstätten dazu nehmen, könnte das mit diesem Baum noch ziemlich knapp werden. In Deutschland haben wir grob geschätzt 40 Millionen Haushalte. Sie brauchen also pro Jahr 40 Millionen Bäume. Wenn wir jetzt noch davon ausgehen, dass so ein Baum etwa 30 Jahre wachsen muss, damit wir ihn nutzen können, dann würden wir allein in Deutschland 1,2 Milliarden Bäume benötigen. Dann haben wir aber noch kein einziges Blatt Papier oder ein einziges Möbelstück hergestellt. Und jetzt soll Holz auch noch als Baustoff wieder entdeckt werden.
Gemäß dem Thünen Institut wachsen in den deutschen Wäldern etwa 90 Milliarden Bäume. Somit wäre der Holzverbrauch nach meiner Schätzung mit einem Prozent zum Heizen eher vernachlässigbar. Wenn man aber die industrielle Nutzung hinzunimmt, dann wird da schon ein Faktor draus. Vor allem wie gewinnt man die Energie zur Stromgewinnung, wenn Kohle, Öl und Gas ausfallen?
Schnellwachsende Hölzer
In der Vergangenheit hat man den Wald immer wieder als Rohstofflieferant gesehen. Um das optimal ausnutzen zu können, hat man gerne auf Nadelhölzer, insbesondere Fichten gesetzt. Die haben zwei Vorteile. Sie wachsen sehr schnell und ihr Wuchs ist außerdem ausgesprochen gerade. Dazu ist das Holz von Fichten vergleichsweise weich und somit gut zu bearbeiten.
Ein entscheidender Nachteil ist dabei allerdings, dass Nadelhölzer so gut wie keinen Humus bilden. Eine nachhaltige Bodenverbesserung durch herabfallendes Laub findet nicht statt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Waldböden in Fichten-Mono-Kulturen oftmals äußerst ausgelaugt sind.
Ist ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass vom Waldsterben im wesentlichen Fichtenwälder betroffen sind? Nicht umsonst lautet ein Spruch aus der Forstwirtschaft: „willst du deinen Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten, Fichten“.
Der Wald als Erholungsbereich
Ich weiß nicht, wann sie das letzte Mal im Wald spazieren gegangen sind. Bei mir ist das gar nicht einmal solange her. Und selbst wenn es im Sommer brütend heiß war, dann konnte man im Wald eine angenehme Kühle erleben. Aber halt, das traf nur dann zu, wenn man durch einen Laubwald marschierte. Sobald man aber Nadelwälder erreichte, dann war es vorbei mit der angenehmen Kühle.
Der Grund ist so einfach wie plausibel. Laubwälder speichern mehr Feuchtigkeit. Dazu ist das Dach, das die Laubbäume bilden viel dichter als in Nadelwäldern. Verdunstung von Wasser erzeugt Kühle, und die ist in Nadelwäldern deutlich weniger vorhanden.
Der Klimawandel
Es wird immer wieder behauptet, dass Bäume unter den Folgen des Klimawandels leiden. Natürlich setzen lange Trockenheiten die Bäume unter Stress. Aber bis ein Baum eingeht, das dauert eine Weile. Als zweites Argument wird angegeben, dass die häufigeren Stürme immer größere Waldgebiete schädigen. Nur ist ihnen schon einmal aufgefallen, welche Bäume davon am stärksten betroffen sind? Und es sind wieder die Nadelhölzer. Auch der Borkenkäfer verbreitet sich in Nadelhölzern deutlich besser als in Laubgehölzen.
Kann es also sein, dass für all diese Schäden nicht der Klimawandel, sondern viel mehr eine fehlgeleitete Forstwirtschaft die Ursache ist?
Interessanterweise sind mir diese Überlegungen von einem Forstwirt, mit dem ich seinerzeit beruflich zu tun hatte, bestätigt worden. Der klagte beispielsweise, dass er jedes Jahr bestimmte Erträge erreichen müsse. Und es handelte sich nicht um Privatwald. Der Förster stand im Dienste des Landes Niedersachsen und war für Staatsforst verantwortlich.
Zusammenfassung
Bis vor wenigen Jahren war der Wald für die Grünen ein Heiligtum. Jetzt bestimmt die Energiewende ihre Religion. Und da muss der Wald halt hintenanstehen. Für Windmühlen wird er einfach weggeräumt. Und wenn es die Energiewende erfordert, dann kann man die Bäume auch notfalls verheizen.
Dass dadurch aber ein CO2-Defizit eingegangen wird, spielt plötzlich keine Rolle mehr. Holz ist ja nachwachsender Rohstoff. Ob die Windmühlen allerdings jemals diesen CO2-Defizit ausgleichen können, das darf durchaus bezweifelt werden.
Außerdem werden auch die Grünen in der Regierung nur höchst ungern auf die Einnahmen aus den Staatsforsten verzichten. Denen reicht das Geld ja jetzt schon hinten und vorne nicht.