15 Monate Corona – und wir wissen immer noch nichts

„Nichts auf dieser Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit.“
Martin Luther King

Heute morgen ist mir im Morgenmagazin ein Beitrag aufgefallen, der mich doch einigermaßen überrascht hat. Da tauchte doch tatsächlich so etwas wie Kritik am politischen Umgang mit der Corona-Krise auf. Interessanterweise wurden dabei Punkte angesprochen, die mir aus der Seele sprechen. Es waren Punkte, die ich in unterschiedlichen Beiträgen schon angesprochen habe. Teilweise habe ich diese Punkte schon in meinen Papieren aus dem letzten Jahr formuliert. Es ist schön, in seinen Ansichten bestätigt zu werden. Aber darum geht es hier definitiv nicht.
Nach diesem Beitrag wurde zum gleichen Thema ein Interview mit Prof. Gerd Antes (Mathematiker und Medizinstatistiker) geführt. (Link 2)

Zu den Inhalten des Beitrages im Morgenmagazin (Link 1)

Seit mehr als einem Jahr beschäftigt uns SARS-CoViD-2. Und trotzdem wissen wir immer noch nicht, wo sich die Menschen anstecken. Wo sind die Ansteckungsgefahren am größten, im Kindergarten, im öffentlichen Nahverkehr oder doch beim Friseur? Die Daten, die hier Woche für Woche erhoben werden, sind für die Beantwortung so wichtiger Fragen völlig ungeeignet.

Wir wissen nichts über die Verbreitung des Virus in der Öffentlichkeit. Wie hoch die Dunkelziffer ist, ist nach wie vor unbekannt.
Wo sind die Infektionsherde, wo sind die Infektionswege. Ja, da gab es was in Großschlachtereien, in landwirtschaftlichen Betrieben. Und weiter? Wir tappen weiterhin im Dunkeln.
Und über die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen wird weiterhin gestritten. Für KL sind die Maßnahmen immer hoch wirksam. Eine wissenschaftliche Untersuchung darüber gibt es leider nicht.

Nach Ansicht Gerd Antes liegt das daran, dass nicht die richtigen Zahlen erhoben werden. Warum wissen wir nicht, welchen Beruf die positiv Getesteten ausüben? Es könnte auch interessant sein, wie diese Leute zur Arbeit kommen.

Um die Dunkelziffer genauer zu bestimmen, hätte man representative Gruppen bilden und die über einen längeren Zeitraum beobachten müssen. Kohorten-Studien nennt man so etwas. Prof. Streek hatte das seinerzeit in Heinsberg versucht. Danach kam nur noch heiße Luft.

Was hat das RKI unternommen?

Auf Anfrage, warum so etwas noch nicht geschehen sei, antwortete das RKI: „Der Aufbau eines Panels mit einer ausreichenden Fallzahl für ein kontinuierliches Corona-Monitoring erfordert Zeit und eine entsprechende Infrastruktur, die bisher noch nicht zur Verfügung stand“. Für mich eine ziemlich faule Ausrede. Das RKI hat ca. 1100 Angestellte, und die Krise läuft seit über einem Jahr. Darüberhinaus ist das RKI eine Behörde, die dem Gesundheitsministerium untersteht. Auch dort hätte man Unterstützung fordern können, vielleicht sogar müssen. Aber selbst das Gesundheitsministerium allein hätte das nicht bewältigen können. Öffentlicher Verkehr, Bahn usw., dafür braucht man den Verkehrsminister. Auch das Forschungsministerium hätte man hinzuziehen müssen. An solchen Studien hätte man Universitäten beteiligen können. Studien hätten koordiniert werden müssen. Und wo liegt die Verantwortung für diese Koordinierung? Natürlich im Kanzleramt. Aber die Kanzlerin hat wie immer nichts gemacht. Und der Kanzleramtsminister, Dr. med. seines Zeichens, ist auch nur einfallslos durch die Gegend geeiert.

Die Anzahl der Toten

Auch die Anzahl der Toten ist zu hinterfragen.

Quelle: Screenshot aus einem Beitrag des ZDF-Morgenmagazins vom 03.06.2021 (Link 1)

Vier Wochen nach einem positiven Corona-Test gilt man als genesen. Genau weiß man das nicht, es wird geschätzt. Stirbt man jetzt 3 Wochen nach Genesung, kann es immer noch passieren, dass man als Corona-Toter gezählt wird. Diese Toten waren meistens in einem Alter, wo man den Sterbezeitpunkt als normal betrachten muß. Dass diese Fälle noch mit einer Corona-Erkrankung in Verbindung gebracht werden, ist zumindest merkwürdig.
Hierzu sagt Antes, Angst werde als politisches Mittel verwendet, die Politik habe nichts gelernt.
Volltreffer.

Was ist jetzt zu tun?

Die Versäumnisse der Vergangenheit müssen jetzt dringend nachgeholt werden. Die Wissenschaft muß jetzt schnell evidenzbasierende Daten zu Verfügung stellen. Die Politik muss allerdings klar formulieren, was sie wissen will. Sie darf dabei nicht das gewünschte Ergebnis vorgeben.
Auf die Frage, ob er glaube, dass die Politik jetzt so zielgerichtet vorgehen würde, antwortet Prof. Antes: er glaube das nicht, die Politik gehe aufgrund der sinkenden Fallzahlen in einen Entspannungsmodus.

Ich glaube auch, dass im Sommer nicht viel passiert. Die Politiker bereiten sich schon auf die Sommerpause vor. Besser wäre, sie würden jetzt an den Mängeln arbeiten. Urlaub wird gestrichen. Eigentlich sollten die Brüder wissen, dass die Krise nicht aufhört, weil gerade Sommerferien sind.

Fazit

Die angesprochenen Mängel sind lange bekannt. Dass ausgerechnet jetzt daran gearbeitet werden soll, bezweifle ich. Politikern geht es in der Regel nicht um die Sache, sondern ums Ego.
Trotzdem fordere ich: meine lieben Politiker kommt endlich aus dem Arsch und fangt an zu arbeiten. Gelabere haben wir jetzt genug gehört.

Die beiden folgenden Links zeigen die beiden Beiträge im Original. Ich halte sie für empfehlenswert. Der dritte Link ist eine Ergänzung, aber auch sehr gut.

https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/ungereimtheiten-statistiken-corona-zahlen-tote-100.html (2 min)

https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/gerd-antes-zu-den-fehlenden-daten-in-der-pandemie-100.html (4 min)

https://www.br.de/mediathek/podcast/aktuelle-interviews/falsch-gedeutete-zahlen-und-statistiken-in-der-corona-pandemie-prof-gerd-antes-mathematiker-und-medizinstatistiker/1819069 (BR-Podcast, 15 min)

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