„Ich lass mich ja gerne verarschen. Aber ich erwarte, dass man sich Mühe dabei gibt.“
Autor unbekannt
Ab dem 15. April werden in Niedersachsen 14 Gemeinden in einen Modellversuch gehen. Es sollen zunächst Geschäfte und Außengastronomie geöffnet werden. Wenn das erfolgreich ist, sollen gut 2 Wochen später auch Kultureinrichtungen, Kinos und Fitnescenter öffnen dürfen.
Nienburg ist eine dieser Gemeinden. In einem Bericht von Maren Hustedt und Leif Rullhusen spricht man sogar vom „vielleicht größten wissenschaftlichen Experiment in der Geschichte der Stadt Nienburg“.
Wenn dem so ist, was wird von diesem wissenschaftlichen Experiment erwartet? Und welche wissenschaftliche Institution begleitet das Experiment? Oder kann das jetzt schon eine Stadtverwaltung?
Mit Wissenschaft hat dieses Experiment in meinen Augen nichts zu tun. Es ist vielmehr der kramphafte Versuch, die prekäre wirtschaftliche Situation der Einzelhändler und Gastronomen nicht noch mehr zu verschärfen.
Zu den Rahmenbedingungen
Gemäß einer Vorgabe des Landes Niedersachsen ist der Raum für den Modellversuch genau einzugrenzen. Nur Geschäfte, die sich in diesem Raum befinden, dürfen sich an diesem Modellversuch beteiligen.
Für Besucher gilt folgendes. „Wer im Öffnungsgebiet Geschäfte oder sonstige Einrichtungen betreten möchte, muss – ebenso wie die Mitarbeitenden dieser Betriebe – einen tagesaktuellen negativen Antigen-Schnelltest nachweisen“, so ein Vertreter der Stadt. „Sie benötigen einen negativen PoC-Antigen-Schnelltest oder PCR-Test.“ Selbsttests werden nicht akzeptiert. Das gilt auch für Kinder über 6 Jahre.
Zudem muss die „Luca-App“ auf dem Handy aktiviert sein. Für Personen ohne ein entsprechendes mobiles Endgerät ist auch eine Papierlösung möglich.
Außerdem gilt im gesamten Öffnungsbereich Maskenpflicht, Op- oder FFP2-Maske. Dies ist nach derzeitigem Stand keine Lockerung, sondern eine Verschärfung.
Machen alle mit?
Es gibt schon Unternehmen, die ihre Teilnahme abgesagt haben. Der Aufwand und die damit verbundenen Kosten seien zu hoch.
Andere haben geäußert, sie würden sich an diesem Experiment beteiligen, obwohl es sich aus wirtschaftlicher Sicht wohl nicht lohne. Aber man solle den wissenschaftlichen Aspekt nicht vergessen.
Was bringt es der Wissenschaft?
Diesen krampfhaften Versuch als ein wissenschaftliches Experiment zu bezeichnen, halte ich für sehr weit hergeholt.
Gehen wir mal davon aus, dass die Tests zuverlässig sind. Das wird uns ja immer gepredigt. Und gehen wir davon aus, dass nicht einer ohne negativen Test diesen begrenzten Raum betritt. Dann ist es eigentlich unmöglich, sich zu infizieren.
Was wäre dann das wissenschaftliche Ergebnis? Wahrscheinlich würde es so lauten: „gesunde Menschen können andere nicht infizieren.“ Das müssen wir aber nicht mehr erforschen, das wissen wir schon. Die politische Führung würde sich trotzdem feiern.
Ach so, Maske muß ja trotz negativem Test auch noch getragen werden. Das verringert die Gefahr noch einmal.
Sollten jetzt die Infektionen trotzdem in die Höhe gehen, dann hätten wir wenigstens ein Ergebnis. Die Tests taugen nichts.
Zurück zur Frage: Was bringt uns dieser Versuch?
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Ausbreitung des Virus bringt uns dieser Versuch keine. Dafür sind die Sicherheitsmaßnahmen viel zu hoch. Wirtschaftliche Entlastung für die betroffenen Unternehmen bringt er auch nicht wirklich. Dafür ist der Aufwand zu hoch.
Für die Außengastronomie ist es definitiv noch zu kalt. Und würden sie sich dem Aufwand eines Schnelltests unterziehen, um dann in der Stadt einen Kaffee im Außenbereich zu trinken? Ich sicherlich nicht.
Fazit
Letztendlich ist das wieder einmal ein Versuch unserer Regierung, der suggeriert, sie täte alles was möglich sei.
Dazu kann ich nur eines sagen: wenn euch nicht mehr einfällt, dann lasst es einfach!
https://www.kreiszeitung.de/lokales/nienburg/nienburg-weser-ort45437/nienburg-start-corona-modellkommune-tagesticket-oeffnungen-geschaefte-aussengastronomie-90357629.html