Astrazeneca kommt auf den Markt, es keimt Hoffnung auf. Endlich ein zweiter Impfstoff. Die European Medicines Agency (EMA) hat den Impfstoff für die EU endlich zugelassen, übrigens ohne Einschränkungen.
Es kann losgehen, ein Impfstoff, der deutlich einfacher zu lagern ist, steht zu Verfügung.
Über den Hickhack bei den Liefermengen will ich hier nicht reden.
In Deutschland gibt es aber noch das Robert-Koch-Institut. Dort aufgehängt ist die ständige Impfkommission (STIKO). Diese ist auf nationaler Ebene für die Zulassung von Impfstoffen zuständig.
Das verstehe ich nicht. Wenn ich Kompetenzen für die Zulassung von Impfstoffen an die EU abgebe, wozu brauche ich dann noch eine solche nationale Komission?
Die STIKO hat also die Zulassung für Menschen über 65 Jahre eingeschränkt. In der Studie, die dem Zulassungsantrag beigefügt war, sind zu wenige in dieser Altersgruppe erfasst worden. Nur ja kein Risiko eingehen.
Die Probleme bei der Terminvergabe, die durch diese Einschränkung entstanden sind, sind hinreichend bekannt. Die Terminsoftware der Länder war für Menschen in der Priorität 2 einfach noch gesperrt.
Wie haben andere Länder das gemacht? Sie haben einfach geimpft was das Zeug hält. Sind das Risiko eingegangen, dass der Impfstoff bei Älteren weniger wirksam ist, die Nebenwirkungen anders ausfallen könnten. Und nun liegen die ersten Ergebnisse vor. Studien aus England und Schottland zeigen, dass der Astrazeneca Impfstoff bei Älteren sogar besonders gut wirke.
Die STIKO versucht ihre Empfehlung zu rechtfertigen, sie erwägt die Empfehlung zu ändern. Kluge Entscheidung, leider zu spät. Dieses Hin und Her erinnert mich an Kasperltheater.
Und Karl Lauterbach meldet sich auch wieder zu Wort. Lauthals quakt er: „Es wäre von Anfang an richtig gewesen, den Astra-Zeneca-Impfstoff auch für die über 65-Jährigen einzusetzen“. Ja, nachher ist der immer schlauer. Wieso arbeitet der eigentlich nicht bei der STIKO?
Wieder einmal sehen wir, dass bei einer solchen Krise Risiken eingegangen werden müssen, sonst wird alles ziemlich langsam. Deutsche Politik verlagert diese Risiken allerdings gerne auf andere. Von den Studien zur Zulassung für Impfstoffe wurde nicht ein einziger Feldversuch in Deutschland durchgeführt. Denn bei einem solchen müssen Impfstoffe am Menschen ausprobiert werden, das geht bei Deutschen nicht. Das läßt man andere machen, Brasilien, Indien usw. Im übrigen gab es in Europa auch keine Infektionsschwerpunkte, die für eine solche Studie groß genug gewesen wären.
Auch die Israelis haben uns vorgemacht, wie es geht. Impfen, was geht, unter ständiger Überwachung der Geimpften. Ergebnis: dort werden schon die Jüngeren geimpft. Ergebnisse der Wirksamkeit liegen vor und werden der Welt zu Verfügung gestellt. Auch deutsche Wissenschaftler nutzen diese Erkenntnisse, leider waren sie bei der Erforschung nur Beobachter am Rande. Klug daher reden können sie trotzdem.
All das ist typisch deutsch. Die Drecksarbeit haben wir schon immer gerne die anderen machen lassen. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
In diesem Zusammenhang ist mir noch eine Aussage vom Oberpanikmacher Lauterbach aufgefallen. Er sagte, das Risiko, im Falle einer Erkrankung an Covid zu sterben, sei für einen 80-Jährigen 600-mal höher als für einen 30-Jährigen. Könnte es sein, dass das diese Wahrscheinlichkeit auch ohne Corona ähnlich ist?
https://www.sueddeutsche.de/politik/astra-zeneca-impfstoff-aeltere-1.5222911