Deutschland 2.0 – die Digitalisierung

Digitale Steuerungssysteme, chaotische Lagerhaltung

„Wenn wir schon kein Geld haben, dann brauchen wir wenigstens gute Ideen.“
Oskar Lafontaine

Falls sie einen Keller haben

Haben sie in ihrem Keller ein kleines Vorratslager? Oder haben sie eine kleine Werkstatt? Wenn das der Fall ist, dann haben sie sich auch ein gewisse Ordnungssystem geschaffen. Sie wollen ihre Sachen je wiederfinden. Ein Regal mit Nudeln, Reis und ähnlichem. Ein Regal mit Konserven. Auf der einen Seite Gemüsekonserven, auf der anderen Seite Obstkonserven. Ein Regal mit Tee, Kaffee, Gewürzen und sonstigem Kleinkram. Mit Sicherheit haben sie auch noch ein Regal für Zucker, Mehl und Salz. Es sieht richtig hübsch aus. Aber das ist nicht der Grund für diese Ordnung. Dass es hübsch ist. Nein, sie wollen jederzeit auf einen Blick sehen, was fehlt. Und so erstellen sie dann ihre wöchentliche Einkaufsliste.

Aber was ist der Nachteil?

Wenn sie ihre Vorräte immer übersichtlich lagern, dann entstehen in den Regalen Lücken. Eigentlich verschwenden sie Lagerkapazitäten. Dies ist um so mehr ärgerlich, wenn ihr Raumbedarf sowieso schon beengt ist. Auf der anderen Seite müssten sie jeden Scheiß suchen, wenn sie ein solches Ordnungssystem nicht haben. Hier zeigt sich also, dass unser analoges nahezu steinzeitliches Speichersystem doch an seine Grenzen kommt.

Tetris

Kennen sie dieses Spiel noch? Wenn ich mich noch richtig erinnere, dann war das Spiel Tetris der Renner auf dem Game Boy.

Worum ging es da? Da kamen unterschiedliche Teile runtergelaufen, die man dann in durchgängige Reihen anlegen musste. Immer wenn eine Reihe voll war, dann verschwand sie aus dem Display. Und dafür gab es Punkte. Und wenn dann in einer Reihe Lücken entstanden, dann konnte die auch nicht gelöscht werden. Lücken waren also tunlichst zu vermeiden.

Wollen sie es noch einmal versuchen? Dann hier zwei Links, wo sie Tetris kostenfrei spielen können. Spiel 1, Spiel 2. Ob die auf ihrem Tablet oder Smartphone spielbar sind, habe ich nicht überprüft. Möglicherweise finden sie aber auch Versionen bei Google Play.
Aber es sollte ja nicht um das Spiel gehen. Wenn sie aber die Idee dieses Spiels verstanden haben, dann sind sie auf dem Weg zur chaotischen Lagerhaltung schon einen riesigen Schritt weiter.

Die chaotische Lagerhaltung

Letztendlich teilen sie ihr Lager in einem solchen System in Kästchen ein. Diese Kästchen müssen nicht einmal übermäßig groß sein. Diese Kästchen sind in einem Computer abgespeichert. Kommt jetzt ein Artikel in das Lager, dann nimmt der Computer den ersten freien Lagerplatz und legt dort den Artikel ab. Dieser Artikel kann durchaus mehrere Kästchen belegen. Irgendwann ist das Lager voll. Problem ist aber, dass die Belegung des Lagers so erfolgt, dass möglichst jedes Kästchen ausgenutzt wird. Das heißt, gleiche Artikel können sich an unterschiedlichen Lagerorten befinden.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Frau die Gefriertruhe genauso befüllt. Zumindest habe ich ihr Ordnungssystem nicht so richtig verstanden.

Zurück zu unserem Lager. Geht jetzt ein Artikel aus dem Lager raus, dann gibt der Computer diesen Speicherplatz wieder frei. Der Computer kann sich das merken. Solange das Lager nicht zu groß ist können sie das auch. Aber bei Lagern mit mehreren tausend Artikeln, werden sie das nicht mehr bewältigen können.
Und wenn jetzt neue Artikel kommen, dann sucht der Computer den besten Lagerplatz. Ziel, ist dabei, dass auch nicht nur ein Quadratzentimeter ungenutzt bleibt. Ja, das ist dem Tetris schon sehr ähnlich.

Vorteile

Der Vorteil eines solchen Systems ist, dass Lagerkapazitäten optimal ausgenutzt werden. Verbessert wird das System dann noch, wenn die Artikel durch einen Code eingelesen werden. Dann müssen sie nicht einmal mehr den Artikel begutachten. Auch das macht das Computersystem für sie.
Wenn sie dann sogar noch das Lager selbst automatisieren, beispielsweise durch autonome Stapler, dann können sie ein solches Lager mit fünf Mann pro Schicht betreiben. Zwei Mann Wareneingang, zwei Mann Warenausgang und ein Computertechniker. Alles andere läuft automatisch.

Nachteile

Dennoch hat ein solches System auch Nachteile. Es braucht Strom. Da kann man aber mit Notstromaggregaten vorsorgen. Wenn aber das Computersystem abschmiert, dann ist das System händisch nicht mehr zu bedienen. Aber für solche Fälle kann man das System in einer zweiten Computeranlage spiegeln, die genau dann eingreift, wenn das Hauptsystem abschmiert.

KI

Ist das jetzt künstliche Intelligenz? Sicherlich kann sich das Computersystem deutlich mehr daten speichern als ich das kann. Aber letztendlich tut er nur das, was man ihm vorher gesagt hat. Und wenn ich Artikel aus dem Sortiment nehmen will, dann muss ich das programmieren. Von alleine tut er das nicht. Vielleicht gibt er mir eine Meldung, wenn ein Artikel seit geraumer Zeit nicht mehr umgesetzt worden ist. Aber auch das muss ich im Vorfeld programmieren. Besonders intelligent erscheint mir das nicht. Sprechen wir also weiter von digitalen Steuersystemen und nicht von künstlicher Intelligenz.

Zusammenfassung

Mit dieser Form der Lagerhaltung habe ich einen Bereich gefunden, wo die Digitalisierung erhebliche Vorteile bieten kann. Mit einem solchen System kann Infrastruktur und Personal eingespart werden. Bei Lagern, die einen Mindestbestand an Artikeln haben, kann ein digitales System sogar automatisch eine Nachbestellung veranlassen. Es soll sogar schon Kühlschränke geben, die das können.

Mein Drucker macht das sowieso. Der will dann aber immer die teuren HP-Druckerpatronen bestellen. Das will ich aber nicht. Noch kann ich es übersteuern. Wir sollten darauf achten, dass das auch so bleibt.

Selbst den Lagerraum Schiff kann man so verwalten. Schauen sie sich einfach mal an, was in einem Containerterminal wie Rotterdam so alles passiert. Da berechnet der Computer sogar die optimale Containerstapelung, damit sie nicht in jedem Hafen umräumen müssen.

Schluss

Ich habe eingangs dieser Reihe gesagt, dass ich ein Gegner der Digitalisierung bin, solange es sich um einen Selbstzweck handelt. Den hier beschrieben Bereich befürworte ich aber voll und ganz. Hier kann die Digitalisierung gewisse Vorgänge erheblich erleichtern. Und wer weiß, vielleicht kommt die Post ja irgendwann tatsächlich mit Drohnen. Auch die dürften dann elektronisch gesteuert sein.

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