Gina Lückenkemper – ein Wort zur Sportförderung

„Damit hundert Menschen ihren Körper bilden, ist es nötig, daß fünfzig Sport treiben.
Damit fünfzig Menschen Sport treiben, ist es nötig, daß zwanzig sich spezialisieren.
Damit sich zwanzig Menschen spezialisieren, ist es nötig, daß fünf zu überragenden Höchstleistungen fähig sind.“
Pierre de Coubertin (Historiker und Sportfunktionär, gründete 1894 das Internationale Olympische Komitee)

Kennen sie Gina Lückenkemper?

Giona Lückenkemper

Gina Lückenkemper ist Sprinterin und neben der Weitspringerin Malaika Mihambo wohl das Gesicht der deutschen Leichtathletik. Sie ist eine, die einerseits durch Leistung überzeugt, andererseits aber auch offen anspricht, was sie denkt. Dabei strahlt sie eigentlich immer Optimismus aus. Sie ist einfach ein Mensch zum gern haben. Zumindestens sehe ich das so.

Nach der Leichtathletik WM

Ende Juli fand die Leichtathletik WM in den USA statt. die Medaillenausbeute der Deutschen war mit einer Gold- und einer Bronzemedaille eher mickrig. Für ein Land, dass sich zu den sieben größten Industrienationen zählt war dieses Ergebnis erbärmlich.

In diesem Zusammenhang hat Lückenkemper etwas interessantes gesagt. Sie bemängelte nämlich das Sportfördersystem in Deutschland. Sie sagte, deutsche Sportler würden gefördert, wenn sie schon oben sind. Aber auf dem Weg dort hin wären sie in der Regel auf sich gestellt. Natürlich bekommt sie dafür Gegenwind. Und natürlich sind es mit Masse Sportfunktionäre, die sie kritisieren. Trotzdem, ich glaube schon, dass ein wenig Wahrheit an dem ist, was sie sagt. Ähnliches hatte schon lange vor ihr der Diskuswerfer Robert Harting auch schon geäußert.

Wie habe ich das erlebt?

Ich war seinerzeit in einem kleine Schwimmverein. Und glauben sie nicht, dass diese vielen ehrenamtlichen Trainer alles Pfeifen sind. Ich kann mich noch erinnern, dass wir zwei Mädchen hatten, die in ihrer Altersklasse ausgesprochen gut waren. Und da war dann vom Landesschwimmverband Niedersachsen ein Auswahlwettkampf angesagt. Unsere beiden Mädchen haben wir auch für diesen Wettkampf angemeldet.

Am Ende haben sie nicht die erforderliche Leistung erbracht. Was bei der Auswertung der Ergebnisse aber überhaupt nicht berücksichtigt wurde, waren die Trainingsbedingungen. So konnten unsere beiden Mädchen maximal drei mal die Woche trainiern. Sie traten aber gegen Mädchen an, die teilweise sechs Trainingseinheiten in der Woche bestritten. Trotzde3m waren die beiden mit ihren Leistungen nicht weit weg von der Spitze. Und jetzt stellen sie sich doch einfach mal die Frage, wer von denen ist das größere Talent?

Die Förderung

Natürlich spielen in Deutschland nur Ergebnisse am Tag x eine Rolle. Wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist, interessiert keine Sau. Bei der Qualifikation zu einem Wettbewerb halte ich das auch für völlig in Ordnung. Bei der Talentsuche geht es aber um Talent, um eine Entwicklungsprognose. Und da sind die mit den sechs Trainingseinheiten schon ziemlich weit ausgereizt.

Nun hat der niedersächsische Sportbund ein Sportinternat aufgebaut. Dort haben diese jungen Talente die Möglichkeit, Schule und Sport miteinander zu verbinden. Allerdings hat die ganze Sache einen Haken. Die jungen Menschen, die dort untergerbracht werden, müssen dafür bezahlen. Ich kenne den heutigen Betrag nicht. Aber in den Neunzigern sprach man von einem Monatsbeitrag von ca. 400 Mark. Heute dürften dass mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als 400 Euro sein.

Und jetzt schauen wir uns mal so junge Sportler an. Wenn die aus einer einfachen Arbeiterfamilie kommen, dann sind 400 Euro kein Pappenstiel. Und jetzt kommen vielleicht noch Geschwister. Sie können in unserem System machen was sie wollen. Egal wie talentiert der junge Sportler (generisches Maskulin) ist, wenn kein Geld da ist, dann wird er auch nicht gefördert. Ich möchte nicht wissen, wieviele Talente da auf der Strecke bleiben, vielleich noch nicht einmal entdeckt werden.

Sport an Schulen und Universitäten

Nun, da sieht es dann richtig mau aus. Man muss sich doch eigentlich nur die Sportstätten an den Schulen anschauen. Die sind doch teilweise in einem erebärmlichen Zustand. Das war aber auch zu meiner Zeit häufig nicht viel besser. Allerdings hatte man sich in den Sechzigern und Siebzigern noch bemüht, Abhilfe zu schaffen. Darüber konnte man für die Leichtathletik noch öffentliche Sportanlagen, sogenannte Berzirkssportanlagen, nutzen. Die waren nicht immer im besten Zustand, aber für eine standardmäßige Sportausbildung durchaus geeignet. Und heute? suchen sie doch einfach mal diese Aschenplätze, wie es sie früher gab. Nichts.

Beim Schwimmen ist es noch schlimmer. Ich bin in Hessen groß geworden. Und da galt noch, dass jeder Schüler in der vierten Klasse das Schwimmabzeichen in Bronze (früher Freischwimmer) erreichen sollte. Heute fehlen die dafür erforderlichen Lehrer, und mit den Bädern sieht es teilweise nicht besser aus. Ich möchte nicht wissen, wieviele Sportbäder zu Spaßbädern umgebaut worden sind. Und da gibt es dann nicht einmal diese Lehrschwimmbecken mit den 16 2/3 m Bahnen.

An den Universitäten gibt es dann gar keinen organisierten Sport mehr. In vielen Ländern dieser Welt haben Universitäten ihre eigenen Sportmannschaften. Viele Leichtathleten aus den USA kommen aus solchen Mannschaften. Da hat auch fast jede Universität ihre eigenen Mannschaften. Und denken sie einmal an Oxford oder Cambridge mit ihren Ruderteams. Nur in Deutschland, da gibt es so gut wie keinen Universitätssport. Niente…

Sportwettkämpfe

Ich kann mich noch erinnern, dass es einmal im Jahr sogar Schulwettkämpfe gab. Da stellten die Schulen Mannschaften auf, die sich dann im Wettkampf mit anderen Schulen gemessen haben. Ich war sogar einmal bei einer solchen Stadtschulmeisterschaft in Frankfurt dabei. Wenig erfolgreich allerdings. Die besten Schulen und die besten Einzelwettbewerber konnten sich dann für eine entsprechende Landesmeisterschaft qualifizieren. Natürlich musste man dafür auch außerhalb der Schulzeit trainieren. Aber eine Motivation war es schon. Und bei diesen Veranstaltungen waren auch die entsprechenden Landestrainer vor Ort. Ich hatte da einen Schulkameraden, der ein ausgesprochen guter Langstreckler war. Während die Masse von uns sich über die 5.000 Meter quälte, ging der zwischendurch in die Büsche und gewann immer noch. Ich glaube, der ist nach so einer Schulmeisterschaft sogar in den Landeskader berufen worden. Was dann aus ihm geworden ist weiß ich nicht mehr.

Sicherlich konnte auch damals die Schule keinen Talentaufbau betreiben. Das ist ja auch nicht ihre Aufgabe. Aber eine Unterstützung bei der Talentsuche gab es sehr wohl. Heute findet das nach meinen Beobachtung kaum noch statt.

Sport in Bundeswehr und Polizei

Die größten Sportförderer in Deutschland sind Bundeswehr und Bundespolizei. Auch der Zoll spielt noch eine Rolle. Diese Institutionen unterhalten sogenannte Sportfördergruppen. Allerdings sind das keine Talentförderer, sondern ausschließlich Förderer des Spitzensports. Das heißt, wennn sie dorthin wollen, dann müssen sie schon einem A-Kader angehören. Aber da muss man ja erst einmal hinkommen. Und das ist ja das Problem.

Wo ist das Problem am größten?

In Sportarten, die eine starke Professionalisierung aufweisen, sind die Problem nicht ganz so groß. Der Fußball ist dafür eigentlich das Paradebeispiel. Und kennen sie in Deutschland eine Gemeinde, die keinen Fußballplatz hat? Ich nicht. Bei Hallen für Handball sieht es dann schon nicht mehr so gut aus. Trotzdem, im Fußball müssen die Bundesligavereine sogar eigen Sportinternate betreiben.

Wenn sie aber Sportplätze suchen, wo man für Leichtathletik trainiern kann, dann wird es unter Umständen schon dürftig. Okay, eine Weitsprunggrube finden sie noch. Hochsprunganlagen und Laufbahnen auch noch. Aber dann… Und Sportinternate sind dann doch eher selten.

Und jetzt brauchen wir noch entsprechende Trainer. Gerade die für Leichtathletik sind rar geworden. Es sei denn, sie leben in so einer Hochburg wie Leverkusen, Wattenscheid usw. Aber Talente gibt es eben nicht nur in den Hochburgen.

Trendsportarten

Heute werden Sportarten olympisch, die haben wir vor 20 Jahren überhaupt noch nicht gekannt. Ein Beispiel mag die BMX-Szene sein. Und jetzt schauen sie sich doch nur einmal an, wieviele BMX-Anlagen wir in Deutschland haben. Selbst wenn ein Verein so eine Anlage bauen will, dann scheitert es häufig am Geld. Und entsprechend große Grundstücke sind auch nicht überall vorhanden. Aber ohne entsprechende Anlagen kann ich halt auch keine Talente finden.

Wer ist Zuständig?

Die Sportförderung liegt fast ausnahmslos in der Verantwortung der Innnenminister. Und wenn Sportler Siege einfahren, dann sind die Innenminister auch immer dabei. Die Regierungschefs sowieso. Aber wenn für die Sportförderung Geld frei gemacht werden soll, dann sind die alle plötzlich verschwunden. Naja, die sind ja schwer beschäftigt, vor allem mit dem Kampf gegen rechts. Für diese unwichtigen Dinge bleibt dann halt kaum noch Zeit.

Jetzt könnte man ja behaupten, es sei nicht genügend Geld da. Bei diesem Argument lache ich allerdings wie eine Gummihexe.
Schauen wir doch einfach mal die Verschwendung unseres Gesundheitsministers an. Impfstoffe für mehr als eine halbe Milliarde werden vernichtet, weil sie abgelaufen sind. Das Gleiche passiert in Kürze mit dem von ihm beschafften Medikament Paxlovid. Da sind mal eben eine Mrd Euro in den Sand gesetzt worden. Oder schauen wir uns an, wieviel Geld in die Entwicklungshilfe fließt. Da bekommen Länder Gelder, die mittlerweile zu den G 20 gehören. Dann bauen wir ein neues Kanzleramt für 600 Mio. Und, und, und… Soll ich weiter machen?
Also, Geld müsste genug da sein.

Ist Besserung in Sicht?

Nein. In unserer Politik ist alles wichtig. Besonders wichtig ist Gendern, Regenbogenfarben usw. Das ist schon so wichtig, dass die Regenbogenfahne wichtiger ist als Schwarz-Rot-Gold. Und wenn mann dann noch einen Wirtschaftsminister hat, der mit Deutschland ja gar nichts anfangen kann, dann braucht man auf eine national Sportförderung nicht zu hoffen. Wahrscheinlich wartet man lieber auf eine Entscheidung der EU. Wichtig für unsere Regierung ist vor allem, dass all unsere Spitzensportler mindestens dreimal gegen Corona geimpft sind. Ja, das ist wichtig. Sie müssen nicht gut sein, hauptsache sie sind geimpft. Und das sollen sie dann im Propagandafernsehen auch deutlich herausstellen.

Zusammenfassung

Die Förderung des Spitzensportes ist in meinen Augen nicht das Problem. Hier unterstützen Bundeswehr, Bundespolizei und andere erheblich. Wer mit solchen Institutionen nichts zu tun haben will muss dann halt andere Wege suchen.

Richtig schlecht ist der Bereich Talentsuche und Talentförderung auf dem Weg in einen Landes- oder Bundeskader. Da gehen im wesentlichen die Eltern in eine erhebliche Vorleistung. Auch die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Vereine ist häufig begrenzt.

Schulen und Universitäten fallen in diesem Bereich gänzlich aus. Hier müsste meiner Meinung nach deutlich mehr investiert werden. Denn Sport ist förderlich für die Gesundheit. Aber ohne Spitzensport werden gerade junge Menschen kaum eine Motivation zum Sport entwickeln.

Noch einer zum Schluss

Zur Zeit laufen ja verschiedene Europameisterschaften. Und Corona ist immer wieder einmal Thema. Zum Beispiel, wenn Sportler nicht ihr gewünschtes Ziel erreichen.
Was mich dabei aber wundert. Da haben Leute eine Corona-Infektion. Dass sie da eine Weile nicht voll trainieren könne, ist mir klar. Das ist aber nicht Corona eigentümlich. Das passiert bei jeder Erkrankung.
Dass die dann aber vier Wochen später bei einer Europameisterschaft starten und sogar den Endlauf erreichen ist schon erstaunlich. Leute das ist Spitzensport. Also, so schlimm kann die Erkrankung dann wohl doch nicht gewesen sein. Denn sonst wäre eine solche Leistung überhaupt nicht möglich. Aber Corona ist halt eine gute Ausrede. Und das Propagandafernsehen mag das sowieso gerne hören. Wegen Long-CoViD und so.

https://www.sport1.de/news/leichtathletik/2022/08/leichtathletik-hochsprung-legende-greift-gina-luckenkemper-an-populistischer-unfug

https://www.bild.de/sport/mehr-sport/sport-mix/leichtathletik-gina-lueckenkemper-geht-auf-kritiker-los-80932562.bild.html

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