Der Streit um die Rentenkasse

Ursachen und Lösungsmöglichkeiten

„Im Ruhestand lernt man, das Leben zu genießen und nicht mehr von der Arbeit beherrscht zu werden.“
Mark Twain

Der Generationenvertrag

Unser heutiges Rentensystem beruht auf dem Prinzip, dass die arbeitende Bevölkerung die Alten versorgt. Das Problem dabei ist, dass das eingezahlte Geld schon verbraucht ist, wenn der Einzahler das Rentenalter erreicht. Der ist dann wiederum abhängig von jüngeren Menschen, die ins System einzahlen. Problematisch wird das allerdings dann, wenn die Einzahler immer weniger werden, die Anzahl der Anspruchsnehmer immer weiterwächst. Und genau das ist derzeit das Dilemma. Die Demographie hat dazu geführt, dass die Renteneinzahlungen mit den Auszahlungen längst nicht mehr Schritt halten. Bislang werden die Fehlbeträge noch aus dem Bundeshaushalt zugeschossen. Diese Zuschüsse haben allerdings mittlerweile ein Niveau erreicht, dass zu einem ernsthaften Problem wird. Zukünftig könnte mehr als ein Drittel des Bundeshaushaltes für Rentenzahlungen nötig sein. Wie das zu lösen ist? Ich weiß es nicht. Ich will aber versuchen, Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Wie funktionieren Versicherungen?

Eigentlich ist das ganz einfach. Viele zahlen ein, nur wenige holen raus. Bei der KFZ-Versicherung müssen alle KFZ-Besitzer eine Versicherung abschließen. Die tritt dann ein, wenn durch den Betrieb des KFZ ein Fremdschaden verursacht wird. Da können unter Umständen schon mal mehrere 100.000 Euro zusammenkommen. Trotzdem bezahlen sie im Verhältnis nur einen überschaubaren Beitrag. Weil eben solche Unfälle eher selten geschehen. Andere Versicherungen funktionieren ähnlich.
Wenn also viele einzahlen und nur wenige Erstattungen beanspruchen, dann bleiben die Versicherungsprämien vergleichsweise klein.
Bei der Rentenversicherung ist es aber so, dass zwar fast alle einzahlen, aber dem entsprechend auch fast alle am Ende wieder etwas herausholen.

Kapitalbildende Versicherungen

Es gibt aber auch kapitalbildende Lebensversicherungen. Ob die lukrativ sind, möchte ich hier nicht weiter behandeln. Die kombinieren einen Versicherungsschutz mit einer Kapitalbildung. Über Details will ich mich nicht auslassen, dafür gibt es einfach einmal zu viel verschiedene Modelle.

Beschäftigen wir uns also nur mit der Kapitalbildung. Gehen wir davon aus, dass sie monatlich 100 Euro in einen solchen Vertrag einzahlen. Dann sparen sie im Jahr 1.200 Euro. Nach zwanzig Jahren haben sie 24.000 Euro angespart. Man geht davon aus, dass sich ein solches Kapital in etwa 20 Jahren verdoppelt. Das heißt allerdings nicht, dass sie jetzt 48.000 Euro Kapital besitzen. Sie hatten ja nicht von Anfang an das Gesamtkapital eingesetzt. Der Durchschnittswert über die Gesamtlaufzeit beträgt nämlich nur die Hälfte. Sie dürften also nach zwanzig Jahren einen Zugewinn von etwa 12.000 Euro verzeichnen. Ihr Kapital beträgt jetzt also etwa 36.000 Euro.
Dieser Betrag wird sich in den kommenden 20 Jahren wieder etwa verdoppeln. Gleichzeitig kommen durch ihre fortgesetzten Zahlungen weitere 36.000 Euro dazu. Nach 40 Jahren verfügen sie dann über ein Vermögen von 108.000 Euro.

Gehen wir jetzt davon aus, dass sie etwa 20 Jahre Rente beziehen wollen. Meines Wissens ist das die Größenordnung, mit der Versicherungsunternehmen rechnen. 20 Jahre, das sind 240 Monate. Teilen wir die 108.000 Euro Vermögen durch 240, dann erhalten wir einen Betrag von 450 Euro. Das wäre also die monatliche Rente, wenn sie in ihrem Arbeitsleben über 40 Jahre monatlich 100 Euro einzahlen. Der Betrag dürfte sogar geringfügig höher ausfallen, weil mit ihrem Vermögen ja auch während der Auszahlungsphase noch Gewinne erzielt werden können.

Fehlerquellen in der Berechnung

Meine Berechnung ist natürlich höchst vereinfacht dargestellt. Allein die Erzielung von Gewinnen ist von vielen Faktoren abhängig. Da spielt Das Zinsniveau eine Rolle. In Deutschland kommt dabei auch noch zum Tragen, dass Versicherungsunternehmen bei der Wahl ihrer Anlageformen nicht frei sind. Da müssen bestimmte Anteile des Kapitals „krisenfest“ angelegt sein. Das schmälert natürlich die Rendite. Fest steht jedenfalls, dass man mit Aktien in der Vergangenheit solche Renditen durchaus erwirtschaften konnte. Diese gelten nach deutschem Recht allerdings nicht als krisenfest. Ob also die von mir angenommenen Gewinne so zu erzielen sind, darf durchaus bezweifelt werden. Um eine genaue Berechnung geht es mir dabei aber gar nicht. Es geht mir mehr darum, dass sie das grundsätzliche System dahinter verstehen.

Politische Lösungsansätze

Es fehlt also Geld in der Rentenkasse. Dass in Zeiten gut gefüllter Kassen die Beiträge für politische Zwecke missbraucht wurden, ist für mich ein Fakt. Das will ich hier allerdings nicht näher erläutern.
Fest steht aber auch, dass immer weniger einzahlen und immer mehr (berechtigte) Ansprüche anmelden. Eigentlich hätte das schon in den Siebzigern klar sein können. Denn die demographische Entwicklung war schon da vorhersehbar. Aber man hat das Problem einfach negiert. Vielleicht erinnern sie sich noch an die Aussage des damaligen Arbeitsministers Norbert Blüm, „die Rente ist sicher“. Diese Aussage stammt übrigens aus dem Jahr 1986.

Unsere Spezialdemokraten wollen das Problem nun lösen, indem sie mehr Einzahler generieren. Und so sollen auch Beamte in das gesetzliche Rentensystem eingegliedert werden. Selbst Selbstständige sollen nach Ansicht von Bärbel Bas und Konsorten in das System einzahlen. All diese „Spezialisten“ vergessen dabei aber, dass die Betroffenen später auch wieder Geld ausgezahlt bekommen. Das Problem wird also nicht gelöst, sondern, wenn überhaupt, um ein paar Jahre verschoben. Dazu kämen dann auch noch erhebliche Zusatzkosten, denn dann müssten auch für die Beamten entsprechende Arbeitgeberanteile für die Rentenversicherung aufgebracht werden. Am Ende dürfte es keinem besser gehen, sondern allen gleich schlecht. Aber Politiker denken halt nur von 12 bis Mittag. Zu mehr reicht es halt nicht.

Mein Lösungsansatz

Ich bin der Meinung, dass der Wechsel zu einer kapitalgestützten Rentenkasse unumgänglich ist. Dabei bin ich absolut für eine persönliche Verantwortung. Jeder ist seines Glückes Schmied. Der Staat ist hier überflüssig.

Natürlich wird es Fälle geben, die nicht ausreichen privat Vorsorgen können. Aus welchen Gründen auch immer. Für diesen Fall haben wir aber doch diese Grundsicherung. Und die wird aus Steuermitteln finanziert. Was spricht also dem entgegen, dass jedem Bürger mit Beginn des Renteneintritts eine Grundsicherung zusteht, aus Steuermitteln finanziert. Von mir aus auch aus einem Rentenfond, kapitalgestützt natürlich. Dass der auch über Beiträge befüllt werden muss, dürfte klar sein. Allerdings müssen dafür nicht 20 Prozent des Bruttolohns aufgebracht werden. Ich glaube, dafür dürften 5 Prozent reichen. Und wenn man mehr als diese Grundsicherung haben will, dann muss man halt privat vorsorgen. Wer mehr einzahlt, erhält auch mehr Rente. So einfach ist das.

Fazit

Das Rentenproblem war lange absehbar. Nun wird es zunächst einmal richtig teuer. Aber ein basteln am vorhandenen System reicht meines Erachtens nicht aus. Hier muss ein gänzlich neues System her. Ich habe dafür schon einen groben Vorschlag gemacht. Natürlich muss man da bestimmte Fälle dezidierter betrachten. Das würde aber hier zu weit führen. Ich werde also einen weiteren Beitrag folgen lassen, der sich mit meinem Vorschlag detaillierter auseinandersetzen wird. In einem dritten Beitrag werde ich mir dann noch Gedanken machen, wie dieser Systemwechsel vollzogen werden kann.
Wie aber schon gesagt. Es handelt sich lediglich um meine Ideen. Ob die umsetzbar sind, wer weiß das schon. Sicher ist jedenfalls, dass es wie bisher nicht weitergehen kann.

Ein Kommentar

  1. Warum vereinfacht man nicht die gesamte Rentenberechnung etwa nach der Formel:

    Monatsbeitrag x Einzahlungsjahre = Monatsrente x Rentenjahre

    D. h. Jeder bekommt während seiner Rentenzeit den gleichen Betrag zurück, den er während seiner Beitragszeit eingezahlt hat.

    Dies einfache Rechnung beruht auf 0 % Zins. Eventuelle Überschüsse durch Zinsen werden als Reserve benutzt.
    Als „Rentenjahre“ wird die statistische Lebenserwartung bei Beginn der Rente angenommen.
    Dann kann sich jeder aussuchen, ob er mit 55 Rentner wird, wenn er für die ihm statistisch noch verbleibenden 25 Jahre mit einer geringen Rente auskommt. Oder er arbeitet bis 70 und bezieht für die ihm dann noch (statistisch) verbleibenden 14 Jahre eine hohe Rente.
    Wenn man z.B. 40 Jahre lang 20 % seines Gehaltes einzahlt (je zur Hälfte durch den Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer), kann man dann z.B. 20 Jahre lang 40 % dieses Gehaltes als Monatsrente beanspruchen.
    Hat jemand im Schnitt seines Arbeitslebens monatlich 3.000 Euro verdient, dann bekommt er (wenn er mit 65 Jahren in Pension geht und noch eine Lebenserwartung von 20 Jahren hat) monatlich 1.200 Euro. Mehr ist nicht drin!
    Arbeitet er jedoch10 Jahre länger, dann geht er (wegen der statistisch verbleibenden 11 Lebensjahre) mit monatlich 2.700 Euro in Rente.

    Klar ist, dass jemand, der 30 Jahre lang monatlich 500 Euro (inkl. Arbeitgeber-Anteil) einbezahlt hat, nicht 30 Jahre lang monatlich 1000 Euro erwarten darf!

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