Die Grünen schlagen alles kaputt

Jetzt auch die Bildung

„Mit der Schule ist es wie mit der Medizin. Sie muss bitter schmecken, sonst nützt sie nichts!“
Heinrich Spoerl (aus „die Feuerzangenbowle“)

Erinnerungen an meine Schulzeit

Man kann nicht alles vergleichen. Die Zeiten ändern sich. Zu meiner Zeit gingen wir sogar noch samstags in die Schule. Aber in den Sechzigern galt der Samstag ja noch als Regelarbeitstag. Das muss der heutigen Generation schon fast wie die Hölle vorkommen. Die reden ja schon von einer Vier-Tage-Woche.
Woran ich mich allerdings auch noch erinnere, das waren die Unmassen von Hausaufgaben. Schon in der Grundschule ging es los. Was habe ich an Zeichenblöcken beschrieben. Stundenlang Spazierstöcke als Vorbereitung für M, N oder andere Buchstaben. Auch später ging das weiter. Die Aufgaben wurden lediglich schwieriger, nicht weniger. In unserem Rechenbuch, ich glaube so ab dritte Klasse, da waren Übungsaufgaben in Päckchen zu fünf bis zehn Aufgaben sortiert. Drei Päckchen als Hausaufgabe waren absolut normal. Und was haben wir das Ein-Mal-Eins gepaukt. Hausaufgaben gehörten zum Leben wie das Atmen. Gefreut hat uns das schon damals nicht.

Üben übt

Nun, heute weiß ich, dass Hausaufgaben eigentlich Training sind. Man soll das Gelernte in der Praxis anwenden. Und je mehr Übungsaufgaben man macht, umso besser sitzt am Ende der Lehrstoff. Natürlich trainiert das auch das Hirn. Ich hatte schon immer ein Faible für Mathematik, schon in meiner frühen Jugend. Natürlich wurde ich von meinen Eltern entsprechend getrimmt. So war ich mit 14 in der Lage, dreistellige Zahlen im Kopf zu multiplizieren. Leider ist mir diese Fähigkeit heute verloren gegangen. Natürlich kann man fragen, ob das heute noch nötig ist, bei all der technischen Unterstützung. Um aber mal schnell eine Größenordnung zu überschlagen, ist diese Fähigkeit außerordentlich hilfreich.
Dennoch wurde die Frage nach Hausaufgaben immer wieder thematisiert. Ich erinnere mich noch an die Aussage eines Lehrers, als meine Töchter in die weiterführenden Schulen wechselten. Der sagte, ein normaler Arbeitstag bei Erwachsenen betrüge acht Stunden. Es könne nicht sein, dass wir unseren Kindern mehr abverlangen. Wenn also die Schulzeit schon sechs Stunden betrüge, dann sollten die Hausaufgaben nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch nehmen. Dieser Aussage kann ich durchaus folgen. Denn irgendwann ist gerade bei Kindern die Aufmerksamkeit weg. Trotzdem war das nicht die Forderung, gänzlich auf Hausaufgaben zu verzichten.

Ein Vorschlag der Grünen – Hausaufgaben abschaffen

Das Bildungsniveau sinkt und sinkt. Allerdings ist die Ampel, dafür nicht alleine verantwortlich. Das hat schon unter Merkel angefangen, vielleicht sogar schon vorher. Aber wäre es nicht eine Aufgabe der aktuellen Regierung, diesem Effekt endlich entgegenzuwirken?

Stattdessen schlägt der schulpolitischen Sprecher der Berliner Grünen, Louis Krüger, vor, man solle die Hausaufgaben abschaffen. Er begründet diese Forderung wie folgt: “Hausaufgaben sollen das im Unterricht Erlernte vertiefen, aber nicht einfach den Unterricht in die Freizeit auslagern. Denn das nimmt den Kindern und Jugendlichen die Zeit für Erholung und Familie.“

In diesem Satz befinden sich zwei Argumente. Ich beginne mit dem Zweiten. Hausaufgaben sollen den Unterricht nicht in die Freizeit verlagern. Diesem Argument stimme ich vollkommen zu. Selbststudium in der Freizeit kann man von einem Studenten erwarten. In der Schule ist der Lehrer für die Unterrichtung zuständig.
Es kann meines Erachtens nicht Aufgabe der Eltern sein, Wissen zu vermitteln, welches in der Schule nicht vermittelt wird. Aus welchen Gründen auch immer. In wieweit die Vorbereitung von Referaten dazu gehört, da kann man durchaus geteilter Meinung sein. In der gymnasialen Ausbildung gehört sowas aber meiner Meinung dazu. Schule sollte eigentlich mehr vermitteln, als reine Reproduktion. Dies gilt vor allem für die weiterführenden Schulen.

Hausaufgaben sollen das in der Schule erlernte vertiefen. Wie ich schon oben sagte, „Üben übt“. Genau das ist der Grund für Hausaufgaben. Und in diesem Zusammenhang halte ich Hausaufgaben für unabdingbar.
Ich hatte mal eine Nachhilfeschülerin in Mathematik. Schon nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass es bei ihr nicht am Verständnis der Aufgaben an sich fehlte. Ihr fehlten einfach Grundlagen. Schon bei einfachen Berechnungen, bei denen das kleine Ein-Mal-Eins völlig ausreichend war, braucht sie unwahrscheinlich viel Zeit. Dadurch fehlte ihr natürlich am Ende auch die Zeit, die eigentlichen Aufgaben zu lösen. Ich empfahl ihrer Mutter (alleinerziehend), mal intensiv das kleine Ein-Mal-Eins zu büffeln. Eigentlich war das Drill. Und siehe da, plötzlich gingen ihre Leistungen deutlich nach oben, von einer Fünf in Richtung Drei. Genau das ist der Grund für Hausaufgaben. Und da erwarte ich auch von den Eltern, dass sie ihre Kinder durchaus zur Arbeit anhalten.

Stellungnahme zur Aussage der Grünen

Er bringt also zwei Argumente zum Thema Hausaufgaben. Und weil ein Argument gegen Hausaufgaben spricht, schlägt er vor, Hausaufgaben gänzlich abzuschaffen. Das ist Unsinn hoch drei. Vielmehr müssen Lehrer darauf achten, dass sie Hausaufgaben vergeben, die tatsächlich der Vertiefung des Stoffes dienen. Wobei in weiterführenden Bildungseinrichtungen ein gewisses Maß an Selbststudium möglich ist. Hier sollten die Lehrer aber auch den nötigen Zeitaufwand berücksichtigen.

Fazit

Hausaufgaben haben in der schulischen Ausbildung einen unschätzbaren Wert. Sie machen den Schüler fit. Und sie geben dem Lehrer auch die Rückkopplung, ob der Lehrstoff verstanden ist. Wer keine Hausaufgaben vergibt, wird irgendwann die Erfahrung machen, dass er in jeder Unterrichtsstunde von vorne anfängt.
Trotzdem möchte ich auf das Zitat von Spoerl zurückkommen. Auch mit den Hausaufgaben ist es wie mit der Medizin. Nur in der richtigen Dosierung sind sie wirksam.

Zwei Links zum Thema

Vorschlag der Grünen: Hausaufgaben abschaffen? Etwas anderes wäre dringender – WELT

Irrer Grünen-Vorschlag: Keine Hausaufgaben mehr an Berliner Schulen! | NIUS.de

Leseschwächen und Rechenmängel bei unseren Kindern: Ohne Familien gibt es keine Bildung | NIUS.de

Ein Kommentar

  1. Wenn ich bei meinen 3 Enkeln am Chiemsee zu Besuch bin, fällt mir immerwieder auf, wie sehr sich die Eltern um die Hausaufgaben der Drei kümmern (müssen??).
    Anike ist in der 2. Klasse Grundschule; Junis und Valeska in der 5. und 6. Klasse Gymnasium). Es fällt mir schwer, kein Kommentar dazu abzugeben.

    In meiner Zeit (50er und 60er) -wohlgemerkt auch ein bayrisch/fränkisches Gymnasium mit hohen Anforderungen-war ich völlig auf mich allein gestellt. Meine Eltern waren Arbeiter mit Volksschul-Abschluss und konnten mir nicht helfen. Klar war, wenn ich wegen ungenügender Leistung vom Gymnasium hätte abgehen müssen, wäre ich halt in die „Lehre“ bei Kugelfischer oder Sachs in Schweinfurt gegangen, wie die meisten Freunde aus meinem Dorf.
    Ich habe es trotzdem geschafft, Abi gemacht, studiert und dazu noch „den Doktor“ gemacht.
    Mein 2 Jahre jüngerer Bruder hatte nicht das „Sitzfleisch“, machte nach 8 Jahren Volksschule eine Lehre, dann noch eine zweite Lehre, später den „Meister“ und hatte es mit 40 zum Geschäftsführer eines mittelständigen Unternehmens geschafft.
    Zu meiner Zeit haben 5 % eines Jahrgangs das Abitur gemacht; heute sind es mehr als die Hälfte. Sind denn alle schlauer geworden??
    Mit Volksschul-oder Mittelschul-Abschluss konnte man in den 60ern sogar eine Lehre als Bankkaufmann machen. Heute muss man dafür Abitur und den „Bättscheler“ haben.

    Es ist wie im Kino: Einer steht auf, damit er besser sieht. Dann stehen die anderen auch auf, weil sie auch besser sehen wollen. Und am Schluss stehen alle; und sie sehen genauso schlecht wie vorher, nur dass ihnen jetzt die Füße weh tun.

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