Wir arbeiten zu wenig

Wirtschaft, Arbeitszeit und Rente

„Die Asiaten haben den Weltmarkt mit unlauteren Methoden erobert – sie arbeiten während der Arbeitszeit.“
Ephraim Kishon

Die Wirtschaft in der Rezession

Die Wirtschaft geht den Bach runter. Und das schon seit mehreren Jahren. Wir kennen die Ursachen. Überbordende Bürokratie, extrem teure Energie und dann auch noch wahnsinnig hohe Steuern und Sozialabgaben. Das alles macht unsere Produkte so teuer, dass wir im Weltvergleich nicht mehr konkurrenzfähig sind. Wir können unsere Waren nicht mehr verkaufen. Selbst die von der EU geplante Abschottung wird wirkungslos bleiben, da wir uns diese Produkte selbst nicht mehr leisten können. Der Einzelhandel befürchtet, dass das Weihnachtsgeschäft deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben könnte. Und das, obwohl auch diese Erwartungen schon deutlich heruntergeschraubt sind. Aber der Bürger ist aufgrund der Wirtschaftslage zurückhaltend, hält sein Geld zusammen.

Wir müssen mehr arbeiten

Obwohl alle wissen, dass der „Green Deal“ die Ursache für diesen Niedergang ist, wollen Politik und Wirtschaft daran festhalten. Natürlich beschwert sich die Industrie ob der hohen Kosten. Aber eigentlich geht es nur um noch mehr Subventionen. Der rosa Elefant im Raum wird nicht genannt. Auch von den Vertretern der Wirtschaft nicht.
Also kommt man wieder auf das alte Lied zurück. Wir müssen mehr und länger arbeiten. Und wir sollten Feiertage streichen.

Zu den Feiertagen

Lassen sie uns wieder einmal rechnen. Das Jahr hat 365 Tage. Bei 52 Wochen kommen wir auf 104 arbeitsfreie Tage. Verbleiben also 261 Tage, von denen wir noch 30 Tage Urlaub abziehen. Wir sprechen am Ende also von 231 Arbeitstagen. Dem gegenüber stehen 11 gesetzliche Feiertage, von denen einige sogar auf ein Wochenende fallen können. Aber sei es drum. Die Feiertage machen also maximal 5 Prozent der Arbeitstage aus. 5 Prozent mehr Arbeitszeit bekäme man, wenn man alle Feiertage streichen würde. Ein einzelner Feiertag würde lediglich 0,5 Prozent ausmachen. Dass wir damit zu einer Produktionssteigerung in der Wirtschaft kommen, halte ich für ein Gerücht.

Die Lebensarbeitszeit

Immer wieder wird in diesem Zusammenhang angebracht, dass wir länger arbeiten müssten. Wir würden immer älter, also müssten wir auch später in Rente gehen. Zu einem gewissen Grad halte ich diese Ansicht nicht einmal für falsch. Es gibt aber leider Berufe, da ist aus körperlichen Gründen mit 60 einfach Schluss. Oder glauben sie allen Ernstes, dass ein Dachdecker mit 65 noch auf den Dächern rumturnen kann?

Auf der anderen Seite muss ich aber immer wieder feststellen, dass der Arbeitsbeginn heute immer später stattfindet. Früher hat ein Handwerker seine Hauptschule mit 16 Jahren abgeschlossen. Dann kam die dreijährige Lehre und mit 19 stand der im Beruf. Dann hat er 44 Jahre gearbeitet und ist mit 63 in Rente gegangen. Heute gibt es viele, die selbst im Handwerk erst mit 22 ins Berufsleben einsteigen. Da fehlen dann eben drei bis vier Jahre.

Situation bei den Akademikern

Bei den Studierten sieht es noch krasser aus. Die machen erst einmal ihr Abitur. Da sind die in der Regel 20 Jahre alt, teilweise auch älter. Dann beginnen die ihr Studium. Wenn man sich richtig ranhält, könnte man so ein Studium in 3,5 Jahren beenden. Die meisten brauchen länger. Fünf Jahre sind da schon eher die Regel. So ein Akademiker ist frühestens mit 25 fertig. Der Durchschnitt dürfte aber höher sein. Wenn die dann noch einen Doktortitel anstreben, für ihre Berufsausübung ist der in den meisten Fällen völlig nutzlos, dann stehen die dem Arbeitsmarkt frühestens mit 28 zu Verfügung.

Die würden dann auch im Alter von 63, allerdings nach lediglich 35 Arbeitsjahren, in Rente gehen. Und da darf man sich dann doch fragen, ob die nicht länger arbeiten müssten. Sollte man vielleicht für den Renteneintritt die Lebensarbeitszeit zu Grunde legen? Wer weniger als 40 Jahre gearbeitet hat, erhält dann keine Rente. Ich halte das durchaus für zumutbar. Denn körperliche Herausforderungen sind bei Akademikern doch deutlich geringer als im Handwerk.

Arbeitsstunden

Trotzdem frage ich mich, ob das alles nottut. Als ich ins Arbeitsleben einstig, das war 1979, da war der Samstag teilweise noch Regelarbeitstag. Da galt noch die 45-Stunden-Woche. Erst Anfang der Achtziger wurde übergreifend die 40-Stunden-Woche eingeführt, der Samstag war frei.
Ich weiß nicht mehr genau wann, aber wir hatten schon einmal eine wirtschaftliche Rezession. Und da wollten die Gewerkschaften Arbeitsplätze retten. Das sollte über die Verkürzung der Wochenarbeitszeit erreicht werden. Allerdings mussten die Arbeitnehmer dafür auch Lohnkürzungen in Kauf nehmen. Mittlerweile ist die 35-Stunden-Woche in vielen Bereichen Realität. Es gibt zwar Bereiche, da wird länger gearbeitet, aber 40 Stunden erreichen die wenigsten.

Ich habe mehr Freizeit

In vielen Fällen ist jetzt schon freitagmittags Schluss. Es gibt sogar schon Betriebe, die den Freitag durch Mehrarbeit an den anderen Tagen herausarbeiten. Dann ist sogar der Freitag frei. Drei Tage Wochenende. Aber was mache ich damit? Mehr Geld habe ich ja nicht zu Verfügung. Da muss man sich dann halt ein möglichst kostenneutrales Hobby suchen. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, darüber kann man trefflich streiten. Für mich ist eine Fünf-Tage-Woche eigentlich perfekt. Und wenn freitags sogar um 12 Schluss ist, gibt es für mich nichts zu ändern. Freizeit muss halt auch bezahlbar bleiben sein.

Zurück zur 40-Stunden-Woche

Die Aussage, dass in Deutschland weniger gearbeitet wird als in anderen Ländern, ist nicht zu bestreiten. Bisher konnten wir uns das aufgrund einer enormen Produktivität leisten. Nun sind wir aber auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig. Was spricht also gegen eine Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche.

Lassen sie uns zunächst wieder einmal rechnen. Gehen wir von einer 35-Stundenwoche aus. Der Monat hat 30 Tage, davon ziehen wir 8 Tage Wochenende ab. Dann verbleiben 22 Arbeitstage. Daraus ergeben sich durchschnittlich 154 Arbeitsstunden. Bei einer 40 Stundenwoche kämen wir auf 176 Stunden, das wären 22 Stunden mehr.

Gehen wir jetzt noch einmal zurück auf diese Geschwafel um die Feiertage. 11 insgesamt, das heißt etwa ein Feiertag pro Monat. Ziehen wir diese 8 Stunden von den 22 Stunden Mehrarbeit im Falle der 40-Stunden-Woche ab, dann verbleiben immer noch 16 Stunden Mehrarbeit pro Monat. Einen Feiertag müsste man da gewiss nicht streichen.

Einfluss auf die Rente

Gehen wir doch einfach mal von diesen 16 Stunden aus. Im Jahr kommt man so auf 192 Stunden, die man mehr ableistet als bisher. Wenn ich jetzt von einer Lebensarbeitszeit von 40 Jahren ausgehe, dann kommen da 7.680 Stunden zusammen. Wie schon gesagt, dass sind Arbeitsstunden, die die Arbeitnehmer im Falle einer 40-Stunden-Woche mehr ableisten. Und jetzt die Frage. Warum sollte man dann die Lebensarbeitszeit verlängern?

Ein Argument

In meinem Falle könnte jetzt das Argument kommen, du hast leicht reden. Du bist ja schon in Rente. Dem kann und muss ich entgegenhalten, dass ich noch die 45-Stunden-Woche erlebt habe. Und ich habe auch fast 40 Jahre gearbeitet. Und das nur, weil es für Soldaten aus bestimmten Gründen eine besondere Altersgrenze gibt. Ich fordere also nichts, was ich nicht selbst geleistet habe.

Zusammenfassung

Unsere Wirtschaft ist nicht mehr konkurrenzfähig. Die Ursachen sind vielfältig, und für die meisten ist der Arbeitnehmer nicht verantwortlich. Mal abgesehen davon, dass er sich die Ursachen herbeigewählt hat.
Dennoch glaube ich, dass die Arbeitnehmer nicht ungeschoren davonkommen, wenn es wieder bergauf gehen soll. Aber wenn man darüber diskutiert, dann sollte man das Thema umfassend behandeln. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten. Die Abschaffung einzelner Feiertage halte ich dabei für eine der schwächsten. Die Erhöhung der Wochenarbeitszeit halte ich dagegen für durchaus machbar. Man muss das dann halt den Gewerkschaften und den Linken erklären.

Was wir allerdings auch nicht aus den Augen verlieren dürfen, Arbeit muss sich wieder lohnen. Und das heißt, wir müssen massiv an die Grundversorgung ran. Und das schnell!

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