Der Kanzler haut auf den Tisch

AKW-Betrieb wird verlängert – oder doch nicht?

„Ein Kompromiss ist dann volkommen, wenn alle unzufrieden sind.“
Aristide Briand (frz. Außenminister 1925-1932 und Friedensnobelpereisträger)

Die Laufzeit der AKW wird verlängert

Bevor ich das Ganze mal detailliert betrachte, möchte ich kurz die Entscheidung skizzieren. Olaf Scholz hat also die Richtlinienkompetenz des Kanzlers genutzt und entschieden: alle noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke laufen weiter bis maximal zum 14.April 2023. Neue Brennstäbe werden allerdings nicht mehr gekauft. Wow, da hat er aber mal so richtig auf den Tisch gehauen, oder? Ich komme darauf zurück.

Wieder einmal ein Beispiel

Es ist ein heißer Sommertag, es ist 19.40 Uhr. Um 20.00 Uhr haben sie einen wichtigen Ternmin. Zwanzig Minuten, das reicht noch für ein Eis, wenn es schnell geht. Also ran, ein Stielcheneis. Sie hauen sich das Eis mit Schwung in den Schädel, um fünf vor acht muss das Eis weg sein. Genau zu diesem Zeitpunkt erreichen sie den Ort des Termins. Und sie erfahren, dass der Termin um eine halbe Stunde nach hinten verlegt worden ist. Sie können sich jetzt doch noch ein wenig Zeit mit dem Eis lassen. Da ist aber nicht mehr soviel. Und ein Neues können sie sich auch nicht mehr kaufen. Also bleibt ihnen nur die Möglichkeit, die Reste aus dem Hölzchen zu quetschen. So richtig pralle ist das aber nicht.

Und wie sieht das bei den drei AKW aus?

Letztendlich ist die Situation bei den AKW nicht anders. Die Betreiber mussten davon ausgehen, dass am 31.12. Ende im Gelände ist. Also haben sie ihre Kraftwerke unter Vollast laufen lassen. Natürlich wollte man die Brennstäbe noch soweit wie möglich runterwirtschaften. Ist ja irgendwie logisch. Und jetzt kommt die Nachricht, Weiterbetrieb bis April. Ich weiß nicht, wieviel Prozent der möglichen Leistung da noch zu holen ist. Aber viel dürfte es nicht mehr sein.
Neue Brennstäbe werden natürlich nicht mehr gekauft. Würde sich bei einer Laufzeit von vier Monaten aber sowieso nicht lohnen.

Die Wirkung auf die Bürger

Der Bürger hat Angst vor einem möglichen Blackout. Wie kann es sein, dass wir Stromprobleme infolge des Gasmangels bekommen können, und die schalten die AKW leichtfertig ab. Das versteht keiner außer den grüne Ideologen. Und da sich der Grüne Robert, der möchte das sofortige Aus, und der farblose Christian, der möchte den Weiterbetrieb bis mindestens 2024, nicht einigen können, hat jetzt der Kanzler auf den Tisch gehauen. Die Bürger glauben, der SPD-Fuzzi hat endlich mal was gemacht. Die Grünen haben zwar eine kleine Kröte schlucken müssen, aber immerhin. Und die FDP hat ihren Weiterbetrieb bekommen.
So hört es sich wenigstens an. Leider sieht die Sache ganz anders aus.

Hat Scholz wirklich auf den Tisch gehauen?

Also, das glaube ich wirklich nicht. Es geht hier rein um einen Showeffekt. In einer Koalition, die so brüchig ist wie die Ampel, da haut keiner auf den Tisch. Da werden selbst solche Entscheidungen abgesprochen, und dann so verkündet, dass jeder sein Gesicht wahren kann.

Desweiteren traue ich dem Olaf gar nicht zu, dass er auf den Tisch haut. Erstens ist der so träge, dass der eingeschlafen ist, bevor die Faust den Tisch berührt. Und wenn er dann wieder wach wird, hat er wahrscheinlich schon wieder vergessen, was er eigentlich machen wollte.

Der Zeitpunkt

Betrachten wir doch einfach mal den Zeitpunkt. Emsland sollte am 31.12. wie geplant vom Netz gehen. Das wollte man vor der Landtagswahl in Niedersachsen nicht umstoßen. Und dann war ja auch der Bundesparteitag der Grünen. Da wollte man die Grünen Pappnasen in der Chefetage nicht mit einem Weiterbetrieb von AKW belasten. Also hat man auch noch diesen Termin abgewartet. Der Parteitag ging am vergangenen Sonntag zu Ende. Und am Dienstag wird die Entscheidung publik gemacht. Und sie wollen mir jetzt allen Ernstes erzählen, das sei nicht so geplant gewesen?

Die Parteien

Die SPD

Die steht wohl am besten da. Die Kanzlerpartei kann jetzt sagen, dass sie Verantwortung für das Land übernommen hat. Die Kernkraftwerke laufen noch über den Winter. Das zeigt doch Führungsstärke. Mensch, wir sind ja so gut.

Die Grünen

Die können sagen, wir haben alles Mögliche getan, aber die Entscheidung war nicht zu verhindern. Immerhin werden keine neuen Brennstäbe gekauft. Denn das hatte ja die Ricarda beim Bundesparteitag als rote Linie verkauft. Also auch die haben ein Minimalziel erreicht.
Und schuld an diesem Dilemma sind natürlich die Ideologen der FDP. Und wie sagte der langhaarige Bombenleger von den Grünen, Anton Hofreiter, bei ntv? „Aber mein Gott, die FDP ist halt ideologisch verbohrt und des lieben Friedens willen muss man auch mal eine gewisse ideologische Verbohrtheit hinnehmen.“ Da frage ich mich dann doch, wie weltfremd ein Mensch sein kann.

Und die FDP?

Nun, nach der Niedersachsenwahl hat die FDP begriffen, dass sie das Ruder gewaltig rumreißen muss. In SH und auch NRW ist die FDP in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. In NI hat sie nicht einmal den Einzug in den Landtag geschafft. Man muss sich neu positionieren.
Der einzige Erfolg dieser Partei, sie haben ein generelles Tempolimit auf den Autobahnen verhindert, hat die Wähler nicht hinter dem Ofen vorgelockt. Also Energie. Die Kernkraftwerke müssen weiter laufen. Mindestens bis 2024. Nun gut, das wäre ohne neue Brennstäbe nicht gegangen. Und auch die FDP weiß, dass das eine rote Linie für die Grünen ist. Laufzeitverlängerung bis April 2023, mehr ist nicht machbar.

Meine liebe FDP, hängt ihr so an euren Stühlen? Das ist doch wieder so ein fauler Kompromiss, der keinem nützt. Und ihr haltet schon wieder die Steigbügel. Nun drei Jahre werdet ihr wohl noch auf euren Stühlen sitzen. Danach dürfte es für euch keine Stühle mehr geben, nicht einmal mehr in den Parlamenten. Und schlimm wäre es nicht.

Was wäre meines Erachtens sinnvoll

Was zur Zeit völlig ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass das mit der Gasversorgung noch Jahre braucht. Und der Ausbau der Alternativen wird auch nicht schnell genug vorankommen. Vor allem die notwendigen Speicherkapazitäten wird man nicht schnell genug ausbauen können. Mal abgesehen davon, ob das überhaupt möglich sein wird.

Also brauchen wir Alternativen. Und eine davon ist wohl die Kernenergie. Fast alle Länder dieser Welt setzen momentan auf den Ausbau der Kernenergie. Selbst unsere Greta hat damit keine Probleme. Nur für unsere Grünen Volldeppen ist das nicht möglich.

Nur mal so nebenbei, die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Niedersachsen, Julia Hamburg, ist wieder einmal eine von denen, die seit 2004 Politikwissenschaft und Philologie studiert und bis heute keinen Abschluss erreicht hat. Dafür hat sie zwei Kinder.

Also, Kernenergie muss weiter genutzt werden, weil sie im Gegensatz zu Wind und Sonne grundlastfähig ist. Dem Grunde nach, geht da kein Weg dran vorbei.
Und wenn daneben weiterhin auf Gas gesetzt wird, dann müssen schleunigst zusätzlich Gaskraftwerke gebaut werden und vor allem muss auch Gas her. Wir hätten genug davon. Das muss man dem Weil von der SPD nur mal erklären.
Katar wird uns jedenfalls nicht helfen. Der Robert hat zwar einen tiefen Bückling vor denen gemacht. Aber bei den Laufzeiten die Habeck da anstrebt, sind die notwendigen Investitionen in keiner Weise wirtschaftlich. Bisher hat noch kein Gaslieferant Verträge mit Katar abgeschlossen. Naja, die Amerikaner wird es freuen.

Zusammenfassung

Also mit auf den Tisch hauen war da wohl nicht viel. Kasperletheater, wie immer. Die SPD hatte nicht viel zu verlieren. Die konnten zeigen, dass sie die richtige Kanzlerpartei sind. Vielleicht hat es ja eine Auswirkung auf die zukünftigen Umfragen. Ich glaube aber, dafür wäre wichtiger, dass die einen vernünftigen Kanzler ins Rennen schicken, nicht so einen Kriminellen.

Für die Grünen war es ein Sieg auf der ganzen Linie. Die AKW wären doch sowieso weitergelaufen. Den Kernspaltungsprozess kann man nicht einfach abstellen. Und so speisen sie den Strom halt noch eine kurze Zeit in das Netz ein, bevor die Brennnstäbe dann im Abklingbecken verschwinden. Die Schuld daran kann man sogar der FDP in die Schuhe schieben.

Die FDP steht letztendlich wieder einmal mit leeren Händen da. Nun gut, noch drei Jahre an den Töpfen der Steuerzahler, und dann dürfte es endgültig vorbei sein. Schlimm wäre es nicht.

Noch drei interessante Links zum Thema

https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/machtwort-kernkraftwerke-im-leistungsbetrieb-oder-reservebetrieb-oder-streckbetrieb/
https://reitschuster.de/post/das-vermeintliche-atom-machtwort-von-scholz-warum-es-bluff-ist/

Kommentar verfassen