Kommt die Inflation wirklich so überraschend?

Teil 6 – aktuelle Aspekte 2

„Wir haben ein Geschäftsmodell aufgebaut, indem wir die Verteidigung outgesourct haben an die Amerikaner, die Energie outgesourct haben an die Russen, das Währungsmanagement outgesourct haben an die EZB und die Nachfrage outgesourct haben an die Chinesen. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir auch die Finanzierung outgesourct haben an die Amerikaner und die Angelsachsen… Dieses deutsche Geschäftsmodell, stößt nun eben an seine Grenzen.“
Paul Achleitner (ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Bank)

Ich habe mir diesemal bewusst kein neues Zitat gesucht. Weil dieses Zitat auch sehr gut zum letzten Teil passt. In diesem Teil möchte noch kurz die Frage beantworten, wie Steuern sich inflationär auswirken können. Und ich möchte näher betrachten, was die Auslagerung von personalintensiven Tätigkeiten ins Ausland bedeutet.

Produktion im Ausland

Wir haben uns schon einmal über die Lohnpreisspirale Gedanken gemacht. Mit steigenden Löhnen steigen notgedrungen auch die Preise. Durch Erhöhung der Produktivität, beispielsweise mit Maschinen, steigen die Löhne stärker als die Preise. Es kommt zu Wohlstand.
Aber nicht überall kann man die Produktivität durch Maschinen erhöhen. Dies ist beispielsweise in der Textilindustrie der Fall. Also hat man zum Beispiel die Näharbeiten von Bekleidung in sogenannte Niedriglohnländer verlagert.
Es gibt in der westlichen Welt beispielsweise Unternehmen, die nichts mehr selbst produzieren. Die Produkte von Thomas Hilfiger werden beispielsweise ausschließlich in Firmen im Ausland produziert. Auch Nike Schuhe produziert man ausschließlich im Ausland.

Jetzt wollen aber auch die Mitarbeiter im Ausland, für die Bekleidungsindustrie ist Asien sehr wichtig, mehr Lohn. Das führt dann logischerweise wieder zu einer Verteuerung der Produkte. Sie merken also, durch die Verlagerung der Produktion in das Ausland wird die Inflation nicht verhindert, sondern lediglich zeitlich verschoben. Bisher ist es den großen Konzernen aber immer noch gelungen, Länder zu finden, in denen man noch billiger produzieren kann.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein Buch hinweisen. Der Titel heißt „No Logo!“, die Autorin Naomi Klein ist eine kanadische Journalistin, die dem kapitalismuskritischen Spektrum zuzuordnen ist. Das tut dem Buch aber keinen Abbruch. Das Buch gibt es in verschiedenen Formaten, auch bei Kindle ist es erhältlich. Es kostet zwischen 12 und 30 Euro, je nach Ausführung.

Lieferketten

Noch brisanter wird diese Geschichte, wenn man nur bestimmte Bauteile im Ausland fertigt. So galt die Ukraine bisher als wichtiger Produzent für beispielsweise Kabelbäume für verschiedene Kraftfahrzeuge. Das ist natürlich bedeutsam für die Zulieferindustrie. Wenn die Ukraine allerdings nicht mehr liefern kann, dann führt das schnell einmal zu einem Stillstand der Produktion. Und dann geht die Industrie natürlich auf die Suche nach anderen Produzenten. Die können nach einer gewissen Zeit die Produkte zwar liefern, allerdings nicht zu dem gewohnten Preis. Hier schlägt dann genau die Inflation zu, die man durch die Auslagerung der Produktion einfach verschoben hat. Sie kommt dann allerdings mit Schwung.

Ein Beispiel

Da hatte man in Spanien gestreikt. Und plötzlich fehlten bei Ford in Köln die Schließzylinder für die Türen. Das führte tatsächlich für einige Tage zum Stillstand der Produktion. Als die Zylinder dann wieder produziert wurden streikten in Frankreich die Transporteure. Das führte dann natürlich zu einem weiteren Produktionsausfall. Diese Ausfälle muss man dann aber finanzieren, logischerweise über die Preise.

Große Firmen haben kaum noch Lagerkapazitäten. Sie kennen das Prinzip der Just-in-Time Lieferung. Das macht die Produktion zunächst billiger. Aber wenn dann die Lieferketten unterbrochen sind, dann kann es richtig scheppern.

Derzeit macht uns China dabei große Probleme. Wie sie wissen, fährt die chinesische Regierung eine stahlharten Coronakurs. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Produktion, sondern auch auf den Transport. Da waren zeitweise ganze Häfen gesperrt. Es kamen aus China keine Waren raus und auch keine rein. Damit werden natürlich auch Waren verknappt. Und ich habe es schon mehrfach beschrieben. Wenn Waren knapp sind, aber nach wie vor Geld in die Meute geschmissen wird, dann steigen logischerweise die Priese ins Unermessliche.

Die Steuerpolitik

Wenn man die letzten Jahre betrachtet, dann wird man schnell feststellen, wie die Steuerpolitik die Preise beeinflusst. Am deutlichsten wird das bei den Benzinpreisen. Wenn sie heute einen Liter Diesel für zwei Euro tanken, dann sollte ihnen klar sein, dass mehr als ein Euro davon Steuern sind. Interessanterweise sind die Preise für Rohöl, von gewissen Schwankungen mal abgesehen, gar nicht so extrem gestiegen. Im Moment fallen sie sogar wieder, weil der Wirtschaft weltweit eine Rezession droht. Daher hat die OPEC ja erst kürzlich beschlossen, die Fördermengen zu reduzieren. Dass den Amis das nicht passt, soll hier nur am Rande erwähnt werden.

Trotzdem steigen die Preise für Diesel und Benzin weiter. Das hat zum einen mit der Entwertung das Euro zu tun, übrigens auch eine Folge der Inflation. Aber viel wichtiger ist der steuerliche Aspekt. Hier macht der Staat eine Energiepolitik der hohen Preise. Betrachten sie doch nur die CO2-Abgabe, die in den kommenden Jahren kontinuierlich weiter steigen wird. Das ist so beschlossen. Grüne Schwachsinns-Politik halt. Da man aber weiterhin zu wenig alternativen Strom erzeugt, werden auch die Strompreise weiter steigen. Sie merken also, dass auch der Staat ein kräftiger Inflationstreiber sein kann bzw. schon ist. Und diese Form der Inflation war nicht nur voraussehbar, nein, sie war sogar politisch gewollt.

Und jetzt kommt noch ein Aspekt hinzu. Die Grünen wollen ja das ganze Land vollelektrisch fahren. Selbst wenn sie dafür genügen alternativen Strom erzeugen könnten, dann würden die Preise trotzdem nicht fallen. Denn für die vielen Batterien, für die vielen Wärmepumpen braucht man Ressourcen, die sowieso schon knapp sind. Die werden jetzt also noch knapper. Und damit auch teurer. Damit die Bürger das überhaupt mitmachen, werden sie vom Staat subventioniert. Woher das Geld kommen wird, brauche ich ihnen nicht zu erklären.
Nein, mit uns wird es keine Steuererhöhungen geben. So ähnlich hat der Lindner das gesagt.

Fazit

Wer sich ein wenig mit wirtschaftliche Zusammenhängen beschäftigt, dürfte von der derzeitigen Inflation nicht überrascht sein. Allein die Geldpolitik der EZB führte in dieses Dilemma. Wie ich schon vorher ausgeführt habe, bin ich letztlich nur überrascht, dass es solange gedauert hat.

Nun, da jetzt durch die Ukraine-Krise zeitgleich mehrere Baustellen aufgedeckt werden, trifft es uns natürlich doppelt hart. Wo es mal enden wird, weiß ich nicht. Wenn es gut läuft, dann führt es zum Ende dieser schwachsinnigen Weltrettungsideologien der Grünen. Es gibt Länder, da sind solche Tendenzen tatsächlich erkennbar. In Deutschland wird es etwas länger dauern.

Teil 1 – Grundlagen 1,
Teil 2 – Grundlagen 2
Teil 3 – Inflationstreiber
Teil 4 – die Inflationsbremser
Teil 5 – aktuelle Aspekte 1

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