Was man so alles für den Umweltschutz tut
„Unwirtschaftlichkeit ist der größte Feind des Wohlstandes.“
Winston Churchill
Spielzeug aus Abfall
Haben sie schon einmal so etwas gesehen? Eigentlich eine süße bunte Gummigiraffe. Solche Tiere werden in Kenia aus Abfällen hergestellt. Letztlich werden alte Flip-Flops zusammengeklebt, ausgestanzt und dann zurecht geschnitzt. Genau zu diesem Thema gab es beim heutigen MOMA einen Bericht. Natürlich durfte dabei nicht fehlen, wie toll das doch alles ist. Zum einen für den Umweltschutz, zum anderen kommen dadurch Menschen in Lohn und Brot.
Was ich mich dabei allerdings gefragt habe, wer kauft diesen Scheiß und was bezahlt man dafür. Was kosten die Dinger? Diese Fragen wurden im Beitrag nicht gestellt und somit auch nicht beantwortet.
Wer steht dahinter?
Hinter der Aktion steht die NGO Ocean Sole, die sich dem Umweltschutz verschrieben hat. Unter anderem unterstützt sie auch Programme im Rahmen der Strandreinigung und Verwertung der Abfälle. Im MOMA-Beitrag geht es insbesondere um sogenannte Flip-Flop-Kunst. Ocean Sole bezeichnet sich dabei als eine „Non-Profit-Organisation“, das heißt, Gewinne werden nicht erzielt. Ich gehe sogar davon aus, dass da viele ehrenamtlich arbeiten.
Die Müllsammlung
Zunächst muss man erst einmal den Müll sammeln.
Einmal in der Woche treffen sich Mitglieder der Organisation am Strand um Müll zu sammeln. Ich weiß nicht, wie viele Leute da zusammengekommen sind. Auf den Bildern im MOMA-Beitrag habe ich elf Personen gezählt. Es können aber auch mehr gewesen sein.
Die Sammler, mit Masse Frauen, hätten wohl ohne Ocean Sole kein Einkommen. Was sie als Einkommen bekommen, lässt der Bericht leider offen.
Nach drei Stunden trifft man sich an einem schattigen Ort und sortiert den Abfall. Am Ende sind dann elf Kilogramm Flip-Flops zusammengekommen.
Die Produktion
Gut 500 Kilometer entfernt, in der Hauptstadt Nairobi, gibt es eine Werkstatt, die dieses Altmaterial verwertet. Ich nehme einmal an, dass die Organisation den notwendigen Transport bezahlt. Denn allein die Spritkosten dafür dürften um die 100 Euro kosten (Literpreis ein Euro). Allerdings dürfte der LKW auch nicht für 11 Kilogramm fahren. Der macht das Auto schon voll.
Dort werden aus den Flip-Flops die Grundfiguren ausgestanzt. Auch die Stanze und die Stanzeisen dürften von der Organisation gesponsert sein. Für die kleine Giraffe auf dem Bild klebt man dann vier dieser ausgestanzten Figuren aufeinander. Gehen wir einmal davon aus, dass dieser Vorgang etwa eine Stunde dauert. Danach wird die Grobform mit einem Messer herausgeschnitzt. Auch das dauert sicherlich eine Stunde. Danach werden die groben Stellen und die scharfen Kanten abgeschliffen. Auch diese Maschinen dürften durch die Organisation gesponsert sein. Am Ende dürfte die Produktion nur dieser einen kleinen Giraffe etwa vier Stunden in Anspruch genommen haben.
Der Preis
Nehmen wir also wirklich einmal an, die Produktion dieser Tiere beansprucht einschließlich der Müllsammlung vier Stunden. Bei einem Mindestlohn von 12 Euro würde dann diese Giraffe 48 Euro kosten. Würden sie das dafür bezahlen wollen. Rechnen wir dann noch die Vertriebskosten und die Wartungs- und Beschaffungskosten für die Maschinen dazu, dann kosten die Teile schnell das Doppelte. Fast 100 Euro für solch ein Tier. Das würde wahrscheinlich noch nicht ein vom Gutmenschentum beseelter Grüner dafür bezahlen.
Glücklicherweise sind die Lohnkosten in Kenia noch sehr niedrig. Ein Tageseinkommen von drei Euro dürfte da noch ein guter Lohn sein.
Und da die Organisation den Vertrieb übernimmt, dürfte der Preis noch im Rahmen bleiben.
Die kleine Giraffe wird auf der Seite von Ocean Sole für 23,95 Euro angeboten, die menschengroßen Figuren kosten dann schon über 600 Euro. Der größte Batzen dürfte dabei aber auf den Vertrieb kommen.
Was ich davon halte
Es ist schön, dass sich da jemand der Verschmutzung der Strände annimmt. Besser wäre es allerdings, wenn möglicherweise durch den Tourismus Einkommen erzeugt würde, so dass die Bevölkerung das ohne fremde Hilfe bewerkstelligen könnte. Gleichzeitig könnte man dann diese Tierchen in den Tourismuszentren direkt produzieren. Für die Touristen wären das mit Sicherheit schöne Mitbringsel.
Aber leider ist für diese Gutmenschen Tourismus auch böse. Ein Dilemma.
So wie es jetzt ist, bringt man zwar Menschen in Lohn und Brot. Ohne Spenden wird das aber nicht dauerhaft machbar sein. Und so wird aus dieser gut gemeinten Aktion eigentlich eine Fehlinvestition. Denn sie ermöglicht den Arbeitern nicht, irgendwann auf eigenen Füßen zu stehen. Sie werden immer abhängig sein von irgendwelchen Gutmenschen.
Vergleichbare Projekte habe ich in meiner Zeit in Afghanistan häufig erlebt. Für den Minister für internationale Zusammenarbeit, unsere allseits bekannte und farblose Steffi, und die entsprechenden NGOs sind das natürlich tolle Vorzeigeprojekte. Leider verlaufen viele solcher Projekte wieder im Sand, sobald die internationale Gemeinschaft ihr Interesse daran verloren hat.
Für die Gutmenschen sind solche Projekte aber gut geeignet, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Man hat ja was Gutes getan. War in den Medien präsent. Konnte sich mal gut präsentieren. Und spätere Nachfragen muss man nicht befürchten. Nicht beim ÖR Dummfunk.
Aber wie heißt es so schön? Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht.
Der Link zum Beitrag
Video: Spielzeug aus alten Flip Flops – Morgenmagazin – ARD | Das Erste
(Dauer 4:42 Minuten)