Wie groß ist die Katastrophe wirklich?

Die Hochwasser in Norddeutschland

„Das Einzige, das Gott davon abhält, eine zweite Sintflut zu schicken, ist die Tatsache, dass die erste nutzlos war.“
Nicolas Chamfort

Die Lage

Ich will ihnen die Lage in den Hochwassergebieten nicht detailliert darstellen. Wenn sie das wollen, dann schauen sie im Internet oder verfolgen sie die Nachrichten beim ÖR Dummfunk. Denken sie dann aber daran, dass die ÖR das natürlich im Sinne von Rot-Grün aufarbeiten. Ich komme darauf später noch zurück.

Fest steht, dass riesige Flächen in Niedersachsen, Hessen und Thüringen unter Wasser stehen. Auch andere Bundesländer sind betroffen. Aber Niedersachsen sticht doch besonders hervor. Natürlich sind die Bürger regional unterschiedlich betroffen. Es haben wohl auch schon Evakuierungen stattgefunden. Aber ist die Katastrophe wirklich so groß, wie sie dargestellt wird?

Unterschiedliche Hochwasser

Dass Flüsse und Bäche über die Ufer gehen, ist nicht neu. Insbesondere im Frühjahr, zu Zeiten der Schneeschmelze, kommt das regelmäßig vor. Darauf ist man auch mehr oder weniger gut vorbereitet.

Die derzeitigen Hochwasser haben allerdings einen anderen Grund. Seit Mitte November regnet es fast unaufhörlich. Und die Regenmengen sind ungewöhnlich hoch. Teilweise bis zu 100 Litern pro Quadratmeter am Tag. Und das mehrere Tage hintereinander. Irgendwann kann der Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen. Dann steigt logischerweise auch der Grundwasserspiegel. Und dann wird ein Haus schnell einmal zum Schiff. Aber leider sind die Häuser nicht so dicht wie ein Schiff. Und so sucht sich das Grundwasser den Weg in die Häuser. Im Landkreis Nienburg sind von diesem Effekt viele Häuser betroffen. Hier weiß ich es. Ich gehe aber auch davon aus, dass das auch in anderen Regionen ein Problem ist. Und dagegen können sie so gut wie nichts tun. Ich weiß wovon ich rede.

Die Flüsse

Logischerweise hat das auch Einfluss auf die Flüsse. Die steigen natürlich auch. Wie kritisch das im Einzelfall ist, hängt auch davon ab, wieviel Raum man den Flüssen lässt. Es gibt Bereiche, da sind die Flüsse ziemlich eng eingedeicht. Das hat zur Folge, dass das viele Wasser auf sehr engem Raum abfließen muss. Logischerweise führt das dann aber auch zu extremen Pegelständen.

Im Landkreis Nienburg hat man der Weser Raum gelassen. Da sind die Deiche teilweise mehrere Kilometer vom Fluss entfernt. Das hat zur Folge, dass die Weser jetzt in einigen Bereichen bis zu sechs Kilometer breit ist.

Die Weser nordwestlich von Nienburg

Auf dem Bild sehen sie die derzeitige Lage am Nordwestrand der Stadt Nienburg. OBI und Famila (linke Seite) sind nach wie vor erreichbar. Es gibt im Hochwassergebiet einige Höfe, die jetzt komplett vom Wasser eingeschlossen sind. Die Höfe selbst sind aber nicht vom Hochwasser betroffen. Die müssen jetzt halt mit einem Boot zum Einkaufen fahren. Leider habe ich dazu keine Bilder gefunden.

Auch wenn die Medien das schon fast wie einen Weltuntergang schildern, solche Situationen sind in diesem Landkreis gar nicht so selten. Nein, sie sind nicht normal, aber es kommt schon mal vor.
Nur mal so nebenbei. Der Landkreis Nienburg hat nach wie vor keinen Katastrophenalarm ausgelöst. Nach wie vor bewegen wir uns hier im Bereich des Voralarms. Man hat also gewisse Vorbereitungen getroffen. Sieht die Sache aber nach wie vor mit einer gewissen Gelassenheit.

In einzelnen Kreisen hat man sogar die Deiche geöffnet, um Wasser in das Vorland ablaufen zu lassen. Ich meine das wäre bei der Helme in Sachsen-Anhalt der Fall. Hier stellt sich dann aber die Frage, warum man dem Fluss nicht von vorn herein mehr Raum gelassen hat. Dann gäbe es möglicherweise auch keine Katastrophe.

Die Rolle von Talsperren

Eigentlich haben Talsperren drei Funktionen. Sie dienen der Trinkwasserversorgung. Auch zur Stromerzeugung werden sie genutzt. Eine wesentliche Aufgabe ist aber auch die Wasserregulierung. Wenn das Wasser in den Flüssen knapp wird, dann lässt man Wasser ab. Und wenn genug Wasser in den Flüssen ist, dann hält man Wasser zurück. Klar, wenn dann soviel Wasser kommt wie in den letzten Wochen, dann sind auch die Talsperren irgendwann voll. Trotzdem entsteht die Frage, warum man dann so spät Wasser abgelassen hat. Die Oker Talsperre war beispielsweise gezwungen, Wasser abzulassen, als man in Braunschweig schon Höchststände erreicht hatte. Dass das auch Einfluss auf die Pegelstände der Aller hat dürfte nicht verwundern.

Die Wettervorhersagen mit diesen großen Regenmengen waren schon lange im Voraus bekannt. Wäre es da nicht vielleicht sinnvoll gewesen, die Talsperren schon frühzeitig zu leeren, um dann zumindest die Pegelspitzen ein wenig zu mildern? Ich glaube nicht, dass man die Hochwasser an sich verhindern hätte können. Ich bin mir aber sicher, dass man die Katastrophe mit einem sinnvollen Wassermanagement hätte entschärfen können. Dass die verantwortlichen Stellen das negieren, dürfte aber auch keinen überraschen.

Der Klimawandel

Es hat zwar etwas gedauert, aber schon ist der Klimawandel schuld. Kann man so sehen, muss man aber nicht. In den vergangenen Jahrzehnten kam es immer wieder einmal zu solchen Ereignissen. Ich kann die Jahre nicht nennen, erinnere mich aber an ähnliche Ereignisse im Südwesten Englands und in Südfrankreich. Jetzt war halt mal Norddeutschland dran. Trotzdem wird schon jetzt behaupte, dass sich solche Ereignisse in Zukunft häufen würden.

Das ist allerdings in keiner Weise belegbar. Ich wohne hier in Nienburg seit dreißig Jahren und erlebe eine solche Situation zum ersten Mal. Für Nachbarn, die schon seit sechzig Jahren hier leben, ist es das dritte Mal, dass sie hier Wasser im Keller haben. Wenn sich also solche Ereignisse in Zukunft häufen sollen, wann kommt dann die nächste Flut? In Zehn, Fünfzehn oder noch mehr Jahren? Ich weiß es nicht. Die auch nicht. Aber die Behauptung, solche Ereignisse würden sich künftig häufen, klingt ja erst einmal gut. Zumindest für die Klimafanatiker. Ich selbst sehe das mal ziemlich gelassen.

Zusammenfassung

Ja, die Lage ist nicht normal. Sie ist sogar schwierig. Der Grund liegt aber in diesem Falle weniger am Hochwasser an sich. Das Problem sind die riesigen betroffenen Gebiete. An Elbe und Oder waren die Räume begrenzt. Da konnte die Katastrophenschutzbehörden Hilfe von den Nachbarn erwarten. Das ist diesmal kaum möglich. Die Nachbarn sind halt selbst betroffen. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.

Für die Betroffenen ist es sicherlich nicht schön. Aber zu einer wirklichen Katastrophe ist es bisher nicht gekommen. Auch wenn es vereinzelt zu Evakuierungen gekommen ist, halte ich die Situation für beherrschbar. Vielleicht hat man auch aus der Ahr-Katastrophe gelernt. Glücklicherweise sind Deiche bisher nicht gebrochen. Und jetzt zeichnet sich auch schon allmählich Entspannung ab.

Noch einmal Klimawandel

Das Klima ergibt sich aus den Wetterdaten über mehrere Jahre. Üblicherweise nimmt man einen Zeitraum von 30 Jahren. Ich bin mir sicher, dass die Regenwerte der vergangenen vier bis sechs Wochen in einer solchen Betrachtung einen Spitzenwert darstellen. Ich glaube aber nicht, dass der Durchschnittswert der letzten 30 Jahre davon besonders beeinflusst wird. Der Grund für das Hochwasser ist also nicht das Klima, sondern einzig und allein das Wetter der letzten vier Wochen.

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