Heilsbringer Homeoffice?

Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten tagen. Die Infektionen nach wie vor zu hoch, zu viele „Corona-Tote“, die bisherigen Maßnahmen greifen nicht, zumindestens nicht so, wie gewünscht. Es gibt immer noch zu viele Kontakte.


Weil also alles andere nicht gewirkt hat, müssen wieder mehr Menschen ins Homeoffice.
Im Frühjahr 2020 waren mehr als 20% der Bürokräfte im Homeoffice, jetzt sind es lediglich 14%. So der regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, heute Morgen in der ARD. Gefragt, warum aber gerade der öffentliche Dienst im Bereich Digitalisierung so weit zurück sei, antwortete er, man könne aber auch in der Verwaltung sehen, dass viele zu Hause blieben.
Homeoffice in der Verwaltung, wo die Voraussetzungen dafür schlechter sind als in der Wirtschaft? Zweifel bleiben. Wieso erhält man bei amtlichen Schreiben häufig den Hinweis, dass die Bearbeitung von Anträgen aufgrund der derzeitigen Situation länger dauern könnte?
Manchmal habe ich das Gefühl, die bleiben zu Hause, arbeiten weniger, erhalten aber volles Gehalt. Teilweise sollen sie sogar Prämien erhalten haben für die besonderen Belastungen durch Corona. Ich habe Bekannte bei der Bundeswehr, die haben mir das bestätigt.

Kommen wir mal zu denen, die es wirklich betrifft. Familie mit zwei Kindern, keine Notbetreuung, weil nicht systemrelevant, in einer 4-Zimmer-Wohnung. Also Wohnzimmer, Schlafzimmer, 2 Kinderzimmer. Die Kinderzimmer sind belegt, weil die Kinder sich im Homeschooling befinden. Das Wohnzimmer wird nicht genutzt werden können, da treffen sich die, die gerade mal nicht arbeiten. Bleibt für das Homeoffice das Schlafzimmer, übrigens für beide Eltern. Ungestörtes Arbeiten ist kaum möglich, denn Kinder, egal ob Schule oder Kindergarten, müssen betreut werden. Das heißt zumindest für einen Elternteil, Homeoffice ist Nachtarbeit, wahrscheinlich dann im Wohnzimmer. Das ändert sich auch nicht, wenn nur einer im Homeoffice arbeitet.

Aus diesen Gründen wollen viele Angestellte die Möglichkeit des Homeoffice gar nicht nutzen. Es liegt also nicht an den Arbeitgebern. Mir sind solche Fälle persönlich bekannt.

Der zweite Punkt, nämlich die Qualität der Ergebnisse wird in der Politik komplett ausser Acht gelassen. Bei Projekten, an denen mehrere Leute zeitgleich arbeiten, sind Synergieeffekte das A und O. Sie kennen sicherlich die Aussage: das Ergebnis einer Gruppe ist immer größer als die Summe der Einzelergenisse. Diese Effekte gehen beim Homeoffice nahezu gänzlich verloren.

In der Verwaltung spielt das natürlich keine Rolle, dann wartet der Kunde eben. Dann kommt die Baugenehmigung halt später. Kosten entstehen ja nur beim Kunden.
In der Wirtschaft sieht das deutlich anders aus.

Das kommt letztlich dabei raus, wenn man sich in einer solchen Krise nur von Virologen und Ärzten beraten läßt und selbst nach fast einem Jahr immer noch keine Strategie hat.
Oder liegt es daran, dass diese Tagungen in Form von Videokonferenzen durchgeführt werden und Synergieeffekte fehlen?

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