Kollateralschäden die keiner sehen will

„Wenn wir jedem Individuum das richtige Mass an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.“
(Hippokrates, ca. 460-377 v. Chr.)

Seit zwei Jahren werden wir mit Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung gegängelt. Ich will heute nicht einmal darüber nachdenken ob die sinnvoll waren oder nicht.

Heute will ich mal aufzeigen, dass diese Maßnahmen nicht nur Segen waren. In bestimmten Bereichen haben sie Schäden verursacht, die uns noch in Jahren einholen werden. Während der Lockdowns wurden die Schulen geschlossen. Dann ging es teilweise im Wechselunterricht weiter. Wenn Präsenzunterricht, dann nur mit regelmäßigen Tests und natürlich mit der Filtertüte vor der Nase. War das an sich schon schlimm genug. Viel schlimmer war dann noch, dass kein Sport mehr stattfand, weder in der Schule noch in den Vereinen.

Dazu hat das ZDF am Sonntag in der Sportreportage einen Bericht gezeigt, der mich überrascht hat.

Ein Zitat

„Der Stellenwert des Sportes im Kindesalter muss endlich erkannt werden. Er dient nicht nur zur Verbesserung der Motorik, sondern ist bedeutsam für die Entwicklung von kognitiven, sozialen und psychischen Kompetenzen und leistet nicht zuletzt einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheit. Sport ist durch nichts zu ersetzen. Jedes Kind, das sich gerne bewegt, soll dies auch dürfen, sei dies zu Hause, in der Schule oder auf öffentlichen Plätzen. Ich wünsche mir möglichst viele Erwachsene, die dieser Idee zum Durchbruch verhelfen.“
(Dr. phil. nat. Lukas Zahner, Universität Basel)

Die körperliche und gesundheitliche Dimension

Dass körperliche Fitness auch Einfluss auf die Gesundheit nimmt, ist allseits bekannt. Schon vor Corona gab es das Problem, dass Kinder und Jugendliche unter Übergewicht litten. Das ist nicht unbedingt auf falsche Ernährung zurückzuführen. Denn es gibt Ernährungswissenschaftler, die heute sagen, eine falsche Ernährung gibt es nicht. Allerdings muss die Kalorienzufuhr mit dem Kalorienverbrauch im Einklang stehen. Solange Kinder also genug „Auslauf“ haben, werden die auch nicht zu dick.

Während der Corona-Krise, insbesondere während der Lockdowns, hatten die Kinder viel zu wenig Bewegung. Home-Office, Tele-Learning usw. Wer geht dann noch raus zum Fußballspielen. Aber auch das war ja zeitweise untersagt. Selbst Spielplätze waren zeitweise geschlossen. Völlig idiotisch.
Da kommen jetzt mit Sicherheit Aussagen hoch, man hätte ja laufen gehen können. Lassen sie sich von solchen Argumenten nicht verunsichern. Die kommen von Leuten, die selbst keine Kinder haben. Haben sie schon einmal versucht, einen Achtjährigen zum Waldlauf zu motivieren? Viel Spaß dabei.

Auch ich bin betroffen

Ich selbst, ich bin Pensionär, war auch davon betroffen. Im Sommer habe ich meinen Garten. Da habe ich Arbeit genug. Im Winter bin ich dann immer ins Fitnessstudio gegangen. Rückentraining und spezielles Training für die Knie. Ich bin jetzt 63 und habe noch keine Rücken- und nur geringe Knieprobleme. Die letzten zwei Jahre waren allerdings Nullinger. Ich muss eingestehen, ich habe erheblich nachgelassen. Tanzen sind wir auch seit einem Jahr nicht mehr gegangen. Durch die ganzen Hygienemaßnahmen war es irgendwie komisch. Hat keinen Spaß mehr gemacht. Und natürlich mussten wir immer wieder einmal auf die Enkel aufpassen. Mittlerweile sucht man nach Ausreden, warum man nicht zum Tanzen gehen kann. Wie kommt man aus diesem Loch wieder raus? Und wenn das für uns Erwachsenen schon so schwer ist, wie schwer muss das dann für die Kinder sein?

Die Wissenschaft

Im Bericht kommt ein Wissenschaftler zu Wort, der sehr deutlich macht, dass das Problem Übergewicht deutlich zugenommen hat.
Selbst wenn jetzt alle Maßnahmen aufgehoben werden, es wird eine Weile dauern, bis die Kinder aus ihrer Lethargie wieder erwachen. Voraussetzung ist aber, dass es erst einmal den Eltern gelingt. Und wenn man derzeit sieht, wieviele Menschen noch mit diesem Putzlappen vor der Nase rumrennen, dann können sie sicher sein, das dauert noch eine Weile.

Die soziale Komponente

Gerade bei Kindern findet innerhalb von Gruppen eine Sozialisierung statt. Dazu muss es aber möglich sein, auch in Gruppen Dinge gemeinsam zu tun. Das fand weder in den Kitas noch in den Sportvereinen statt. Gerade unseren Kleinsten, ich denke an die 4-8 Jährigen, fehlen zwei Jahre in ihrer persönlichen sozialen Entwicklung. Aber auch bei Jugendlichen fehlen zwei Jahre. Gerade in der Phase der Pubertät, wo die erste ernsthafte Berührung mit dem anderen Geschlecht stattfindet, sind Kontakte in der Gruppe wichtig. Auch hier spielen Sportvereine eine extrem wichtige Rolle. Wie schon gesagt, zwei Jahre fehlen. Auch in anderen Bereichen, beispielsweise an den Universitäten, fehlen Gemeinschaftserlebnisse, gemeinsame Erfolge. Wie sich das in Zukunft auswirken wird, das kann uns im Moment noch keiner sagen.

Die Schimmausbildung

Jahr für Jahr bemängelt die DLRG, dass die jungen Menschen nicht mehr sicher schwimmen können. Das Schwimmabzeichen Bronze sollte jedes Kind nach Abschluss der Grundschule abgelegt haben. Das war einmal eine Forderung an den schulischen Sportunterricht.

Ich erinnere mich an meine Kinder, ich hatte denen das Schwimmen selbst beigebracht. Das Seepferdchen (Frühschwimmer) hatten meine beiden Töchter schon, bevor sie eingeschult wurden. Die anderen Schwimmabzeichen haben sie nicht mehr erworben, weil sie dann im Schwimmverein Wettkampfsport betrieben. Ja, die beiden konnten schwimmen.

Konnten schon vor Corona viele Jugendliche nicht mehr Schwimmen, so hat sich diese Lage massiv verschärft. Die Schwimmhallen waren geschlossen, und später dann nur unter verschärften Bedingungen geöffnet. Frühschwimmerkurse wurden nicht angeboten, die normalen Schwimmkurse eben so wenig. Zwei Jahrgänge haben nicht schwimmen gelernt.
Das holen wir nie wieder auf. Denn dafür fehlen einfach die Kapazitäten. Und sie kennen ja den Spruch: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.
Ich habe es erlebt, wie schwer es ist, einem Erwachsenen das Schwimmen beizubringen. Dem müssen sie erst einmal die Angst vor dem Wasser nehmen. Und das ist schon schwer genug.

Ich bin in der glücklichen Lage, selbst einen Trainerschein für das Schwimmen zu besitzen. Und so kann ich mit meinen Enkeln in unserem kleinen Pool (gut 1m tief) zumindestens die Wassergewöhnung und die Auftriebsübungen durchführen. Und sobald es dann möglich ist, bringe ich zumindestens meiner ältesten Enkelin das Schwimmen bei. Die wird in diesem Jahr vier. Ein gutes Alter für das Seepferdchen.

Problem der Sportvereine

Die Sportvereine werden getragen von den Mitgliedsbeiträgen. Auch wenn es viele inaktive Mitglieder gibt, so suchen auch die das Gemeinschaftserlebnis. Sei es die sommerliche Sportwoche, sei es die gemeinsame Weihnachtsfeier. Aber auch diese Veranstaltungen haben in den letzten zwei Jahren nicht stattgefunden. In der Folge sind viele Mitglieder ausgetreten. Im ZDF-Bericht werden drei Vereine vorgestellt. Der Mitgliederschwund bewegt sich da zwischen 10 und 30 Prozent. Und wenn die mal weg sind, die kommen so ohne weiteres nicht wieder. Das reißt gewaltige Löcher in die Finanzierung. Auch der einen oder andere ehrenamtliche Übungsleiter wird die Gelegenheit genutzt haben, aufzuhören. Allerdings konnte auch da in den vergangenen Jahren kein Nachwuchs herangezogen werden. Da wird man noch eine ganze Weile mit Lücken zu kämpfen haben.

Und trotzdem

Die Vereine haben alles versucht, um das Wenige zu ermöglichen, was diese schwachsinnigen Maßnahmen noch zugelassen haben. So haben die Vereine in den Hallen Bewegungsparcours aufgebaut, den dann Kleingruppen zum Austoben nutzen konnten. Offiziell durften das nur Familien. Ich kenne da allerdings einen Fall, da hat man das glücklicherweise sehr weit ausgelegt. Gott sei Dank haben die Übungsleiter an der Basis noch Arsch in der Hose. Sie haben das gemacht, was notwendig war. Ich kenne da sogar einen Fall, wo ein Übungsleiter ungeimpft weitermachte, obwohl er dafür angefeindet wurde. Selbstverständlich hat er sich vorher immer getestet.
Die Kinder hatten da immer sehr viel Freude. Kamen nach 90 Minuten völlig ausgepowert aus der Halle. Und sie hatten soziale Kontakte. Glücklich und zufrieden sahen die danach immer aus.

Diese Sportvereine, insbesondere die betroffenen Übungsleiter, haben in der Krise mehr Verantwortungsbewusstsein gezeigt als irgendein schwindliger Politidiot. Ich ziehe den Hut vor diesen Menschen. Und die Bekommen nur eine kleine Aufwandsentschädigung. Vielleicht zehn Euro die Stunde.
Unser Politidioten bekommen 10.000 Euro im Monat dafür, dass sie dumm in der Gegend rumkrakelen. Denen würde ich gerne einmal ein Zitat aus dem Film „Steiner –  Das Eiserne Kreuz“ um die Ohren hauen. „Kommt mit mir, ich werde euch die Wiese zeigen, wo die Eisernen Kreuze wachsen.“

Fazit

In den zwei Corona-Jahren haben sportliche Aktivitäten erheblich gelitten. Am stärksten betroffen waren durchgängig die Kinder und Jugendlichen. Welche Auswirkungen das in der Zukunft haben wird, kann noch keiner richtig abschätzen. Da kommen dann aber die wirkliche Long-CoViD Folgen auf uns zu. Über einen deutliche Anstieg von psychsomatischen Erkrankungen wird schon berichtet.

Ich danke allen, die aus dieser Situation noch das Beste gemacht haben. Ihr seid für mich die wirklichen Helden.

Schluss

Beenden will ich diesen Beitrag mit einem Gedicht von Joachim Ringelnatz (1883-1934), das die Sache eigentlich im Kern trifft.

„Sport macht Schwache selbstbewusster,
Dicke dünn, und macht
Dünne hinterher robuster,
Gleichsam über Nacht.
Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine,
Kürzt die öde Zeit,
Und er schützt uns durch Vereine
Vor der Einsamkeit.“

Und hier noch der Link zur Sportreportage. Den Beitrag finden sie ab der Minute 23:30. Er dauert 15 Minuten.

https://www.zdf.de/sport/zdf-sportreportage/sportstudio-reportage-vom-3-april-2022-100.html

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