Sonntag, 21.45 Uhr, ARD, Anne Will. Für die Sendung am 28.03. ist Kanzlerin Merkel als Gast angekündigt.
Bisher kannte ich Talkshows so, dass verschiedene Gäste zu einem Thema gehört werden. Interessant ist dabei, dass unterschiedliche Standpunkte erörtert werden. Auch wenn das in der Corona-Krise teilweise nur zögerlich stattfand, so gab es doch immer einen, der eine oppositionelle Meinung vertrat.
Wer das am Sonntag erwartet hatte, der sah sich enttäuscht. Merkel war der einzige Gast (oder muss ich Gästin sagen?). Es war also kein Talk im herkömmlichen Sinn, sondern ein einstündiges Interview.
Mein allgemeines Urteil
Dass man in einem Interview so wenig sagen kann, hätte ich nicht geglaubt. Und wer erwartet hatte, dass Merkel nach der pressewirksamen Entschuldigung eine Kehrtwende in der Corona-Politik hingelegt hätte, sah sich zum, zweiten Mal enttäuscht. Von einer Strategie nach wie vor nichts zu sehen. Nach einer viertel Stunde habe ich dann abgeschaltet. Ich habe heute morgen dann die Presse ausgewertet und festgestellt, dass ich nichts versäumt habe. Während in den Printmedien noch leichte Kritik entbrennt, sieht das Staatsfernsehen Dinge, die ich so nicht erkannt habe.
Da fällt mir ein Witz ein
Reporter:“Frau Merkel, was haben sie in ihrem letzten Interview gesagt?“
Merkel:“Nichts!“
Reporter:“Das weiß ich, ich hätte gerne den Wortlaut.“
Die wesentlichen Inhalte
1. Durch die letzten Beschlüsse sei ein Werkzeugkasten zusammengestellt worden. Jetzt müssen die Länder die Werkzeuge halt nutzen. Hoppla, kommen nach ihrer Entschuldigung jetzt doch Schuldzuweisungen an die Länder?
2. Wenn die Länder sich jetzt nicht an die Absprachen halten, dann müsse man möglicherweise das Infektionsschutzgesetz nochmals verschärfen, eventuell mehr Befugnisse an den Bund übertragen. Ups, wird jetzt wieder einmal eine Drohkulisse aufgebaut?
3. Da die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichten, müsse man möglicherweise doch noch einmal in einen verschärften Lockdown. Spahn wird sich gefreut haben, Lauterbach sowieso.
Also, alles in allem wenig phantasievoll. Der gleiche Käse, wie immer.
Im Saarland startet man einen Versuch. Dort will man mit einer strengen Teststrategie mehr Lockerung versuchen. Dabei soll gleichzeitig überprüft werden ob man trotzdem die Pandemie im Griff behält. Ich finde, dass ein solcher Versuch schon viel früher hätte stattfinden müssen. Die Kanzlerin erteilt diesem Versuch eine klare Absage. Regierungstreue Wissenschaftler (Stürmer etc.) stützen sie. Wieder zeigt sie, dass sie völlig mutlos agiert. So kann man keinen Staat führen.
Reaktionen aus den Ländern
Gab es schon Reaktionen aus den Ländern? Bisher gab es nur eine. Söder hat sich schon geäußert. Er springt Merkel bei. Wer hätte das anders erwartet? Er fordert sogar, dass jetzt mehr Befugnisse auf den Bund übertragen werden müßten. Er entmachtet damit die Länderkammer, der er selbst angehört. Kann es sein, dass er schon vorausschauend den Bund mächtiger machen will, für den Fall dass er Kanzler wird?
Für mein Schlussurteil erinnere ich mich an einen Antkriegsfilm:“Im Westen nichts Neues.“
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/merkel-annewill-corona-101.html
https://www.ardmediathek.de/video/anne-will/bundeskanzlerin-angela-merkel-zu-gast-bei-anne-will/das-erste/Y3JpZDovL25kci5kZS82YmM2NjE2Zi0zNWY5LTQ0MWQtOWM1OS1kMmVkNDRkZWQxNTA/