Öffnung der Schulen gerade rechtzeitig oder doch zu früh?

Kaum werden in 10 Bundesländern zumindestens die Grundschulen und Kitas wieder geöffnet, entfacht sich die Diskussion darüber, ob der Zeitpunkt denn auch der richtige sei. Fast in allen Medien wird die Frage gestellt, ob es verantwortbar sei, die Schulen bei den leicht ansteigenden Inzidenzen zu öffnen.
Ich habe heute Vormittag die Fernsehnachrichten in verschiedenen Sendern verfolgt. Nicht ein einziges Mal habe ich die Frage gehört, ob es denn zu verantworten sei, die Schulen und Kitas weiterhin geschlossen zu halten.

Dass diese Frage nicht gestellt wurde, das halte ich für verantwortungslos.

Die Befürworter einer weiteren Schließung berufen sich dabei auf eine mögliche hohe Infektionsgefahr in den Schulen. Und wie zu erwarten, schreien auch schon die unterschiedlichsten Verbände, an der Spitze die Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher (GEW). Hierbei ist zu bemerken, dass ein Großteil der Vorstandsmitglieder über 50, zum Teil sogar über 60 Jahre alt ist.

Kein Wort über die unterschiedlichsten Studien und Erfahrungen in der Vergangenheit, auch in anderen europäischen Ländern.

So kommt beispielsweise die Berliner Corona Schulstudie (BECOSS) der Charité zu dem Ergebnis, dass Kinder keine Treiber der Pandemie sind (Link 1).
Auch im Zusammenhang mit der neuen Virusvariante sind demnach andere Ergebnisse wohl nicht zu erwarten.

Auch eine Schwedische Studie hatte sich mit diesem Thema beschäftigt. Schweden hatte abgesehen von der Oberstufe keine Schulen geschlossen. Ergebnis war, es gab ein deutlich höheres Infektionsgeschehen bei Lehrern und deren Partnern, bei den Schülern und deren Eltern war das so nicht erkennbar (Link 2).

Selbst in Belgien, wo die Infektionszahlen zeitweise extrem hoch waren, hat man die Schulen nicht geschlossen. Möglicherweise lag das aber auch an der Regierung. So hatte Belgien bis 1. Oktober 2020 eine Regierungschefin, Sophie Wilmès, 46 Jahre alt, Mutter von 4 Kindern, die alle im Schulalter sein müssten. Seit dem 1. Oktober 2020 heißt der neue Premier, Alexander De Croo, 45 Jahre alt, 2 Kinder (Link 3). Sophie Wilmès ist jetzt Vize.

Selbst wenn man jetzt noch feststellen würde, dass ein Fortbestehen der Schulschließungen sich positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken könnte, darf man die Nebenwirkungen keinesfalls außer acht lassen.

Nehmen wir mal beispielsweise einen Schüler, der im August eingeschult worden ist. Dieser Schüler hat bis jetzt gerade einmal 2 Monate regulären Unterricht erlebt und das Halbjahr ist vorbei. Normalerweise sollte er jetzt die ersten Sätze schreiben und lesen können…

Giffey sagten heute morgen noch im Interview, das Homeschooling habe gut funktioniert. Gleichzeitig gesteht sie aber ein, dass bei Kinder aus bildungsfernen Familien deutliche Defizite zu erwarten seien. Hat Homeschooling nun funktioniert oder nicht?
Letztendlich gibt es auch hier klare Erkenntnisse. Präsenzunterricht ist durch nichts zun ersetzen, jegliche Art von Fernausbildung ist eine Notlösung, daran ändert auch eine steigende Digitalisierung nichts. Und wer jetzt Finnland als Beispiel heranziehen möchte, der möge sich zunächst mit der dortigen ländlichen Struktur vertraut machen.

Ich traue mir zu, einem Grundschulkind Rechnen beizubringen, beim Schreiben tue ich mir schwer. Da fehlen mir definitiv die pädagogischen Kenntnisse.

Und dann kommt noch die Idee auf, man könne die Kinder doch das Jahr wiederholen lassen. Das heißt aber in Konsequenz, der nächste Jahrgang wird doppelt so groß. Also eine solche Idee ist für mich Klippschulniveau.

Also, die Schließung der Schulen war und ist für mich indiskutabel. Der Bildungshistoriker und Erziehungswissenschaftler Heinz-Elmar Tenorth äußerte sich in einem Interview des „Spiegel“ wie folgt: „Ich bin der Meinung: Das Vorenthalten von Schule ist ein Verbrechen am Kind.“

Es geht also nicht um die Frage ob, sondern wie können Schulen geöffnet werden?
Festellung 1, Kinder sind kaum gefärhrdet und benötigen daher keinen größeren Schutz.
Feststellung 2, Lehrer sind stärker gefährdet, insbesonders dann wenn sie altersbedingt zu einer Risikogruppe gehören.
Darüberhinaus ist es schlimmer, wenn ein Lehrer ausfällt, als wenn ein Schüler erkrankt. Dass ein Schüler aufgrund Krankheit 2 Wochen fehlt, ist nicht unüblich, und in der Regel läßt sich der versäumte Stoff auch zügig aufarbeiten. Fällt allerdings der Lehre 2 Wochen aus betrifft das die ganze Klasse. Also schützt die Lehrer.

Und für alle, die es noch nicht begriffen haben, setzt die Menschen, die den Laden am Laufen halten, in der Impfpriorität deutlich nach oben.

https://zdfheute-stories-scroll.zdf.de/corona_schule/index.html

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/121177/SARS-CoV-2-An-schwedischen-Schulen-erkrankten-vor-allem-die-Lehrer

https://reitschuster.de/post/nur-mini-lockdown-in-belgien-schulen-und-geschaefte-offen/

https://reitschuster.de/post/anne-moechte-nicht-mehr-leben/

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