Inflation – kommt die wirklich so überraschend?

Teil 2 – weitere Grundlagen

„In der Inflation gewinnen nur die Spekulanten und die Nullen.“
Fritz P. Rinnhofer (1939 – 2020), Marketingmanager und Publizist

Zur Erinnerung

Im ersten Teil habe ich zwei wesentliche Dinge herausgearbeitet.
1. Wir haben festgestellt, dass Geld letztendlich eine Tauschware ist. Es unterliegt somit den Mechanismen wie alle anderen Waren auch. Und wenn sie das nicht glauben, dann schauen sie einmal zu den Devisenbörsen.
2. Der Wert von Produkten ergibt sich aus der Arbeitsleistung, die für ein Produkt erbracht werden muss. Natürlich spielen auch Gewinninteressen eine Rolle.
Diese beiden Punkte werden für die nächsten Betrachtungen wichtig sein.

Ein Vergleich

Im Alter von etwa 16 Jahren habe ich die Sommerferien dazu genutzt, arbeiten zu gehen. In der Nähe war ein größerer industrieller Molkereibetrieb, der heute nicht mehr existiert. Der hat in den Ferien immer Schüler als Aushilfen gesucht. Verdient habe ich damals, es war Mitte der Siebziger, sechs Mark in der Stunde. Von meinem ersten selbstverdienten Geld habe ich mir damals ein Fahrrad gekauft. Ein Rennrad von Motobecane mit 10-Gang Kettenschaltung. Das hat mich damals schon fast 300 Mark gekostet. Ja, für die damalige Zeit war das ein gutes Fahrrad. Für dieses Fahrad habe ich also 50 Stunden arbeiten müssen.

Heute erhält man ein qualitativ vergleichbares Fahrad für 600 Euro. Dann hat es unter Umständen sogar eine 7-Gang-Nabenschaltung. Diese Technik gab es damals noch nicht. Gehen wir mal von einem Stundenlohn von 12 Euro aus, das wird der Mindestlohn ab Oktober sein, dann muss ich heute für ein solches Fahhrrad auch 50 Stunden arbeiten.

Wenn ich also die Preise mit den zu leistenden Arbeitsstunden ins Verhältnis setze, dann ist ein Fahrad überhaupt nicht teurer geworden. Es scheint nur so, weil wir Geld als etwas absolutes sehen.

Bedarf und Bedürfnis

Die Unterscheidung dieser beiden Begriffe sind für die Wirtschaftswissenschaften wichtig. Ich will es mal an einem Beispiel deutlich machen. In meiner Jugend war der 2,8-Liter Ford Capri mein Traumauto.

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Ja, das war das Auto schlechthin. Aber der kostete damals um die 50.000 Mark, wenn ich mich recht erinnnere. Kann aber auch noch teurer gewesen sein. Geträumt habe ich schon schon von diesem Auto, das Bedürfnis war da. Aber leider war meine Geldbörse deutlich zu klein. Das Auto konnte ich ich nicht bezahlen. Somit bestand zwar ein Bedürfnis, ein Bedarf entstand allerdings nicht. Ich konnte mir das Auto einfach nicht kaufen. Später hatte ich dann andere Schwerpunkte. Für eine Familie war so ein Auto definitiv nicht geeignet.

Wenn wir uns im Weiteren mit diesem Thema beschäftigen, müssen wir uns immer klar machen, dass Nachfrage einen Bedarf vorraussetzt. Ein Bedürfnis alleine reicht nicht aus.

Angebot und Nachfrage

Gehen wir nochmal zurück zu unserem Bauern mit seinen Kartoffeln. In einem normalen Jahr produziert der Bauer Kartoffeln. Die kann er eintauschen gegen andere Waren. Und so gestaltet er sein Leben. Jetzt hat er allerdings ein sehr gutes Erntejahr gehabt. Somit sind deutlich mehr Kartoffeln auf dem Markt. Und er ist ja auch nicht alleine. Also können sich die anderen Händler aussuchen, bei wem sie die Kartoffeln kaufen. Um seine Ware loszuwerden muss er also mit dem Preis runter. Am Ende hat er für deutlich mehr Ware den gleichen Erlös erzielt wie in den Vorjahren. Ist das jetzt schon Inflation? Nun, fragen wir uns doch einfach, ob er mehr Arbeit in die Produktion gesteckt hat. Und da werden wir feststellen, dass das nicht der Fall ist. Trotz niedriger Preise hat er am Ende das gleiche Einkommen.

Er kann aber trotzdem höhere Gewinne erzielen. Er baut also ein großes Lagerhaus. Dort lagert er seine Kartoffeln, allerdings muss er sie vor Schädlingen schützen. Durch diese Investition ist er in der Lage, seine Kartoffeln auch im Winter auf den Markt zu bringen, wenn sie knapp sind. Dann lassen sich logischerweise auch höhere Preise erziehlen. Allerdings muss er davon dann ja auch die Lagerung finanzieren. Trotzdem kann er unter Umständen so seine Einkünfte erhöhen, also mehr Wohlstand erreichen. Es gibt heute Logistikunternehmen, die ausschließlich mit Lagerkapazitäten Geld verdienen. Aber Vorsicht, Auch dieses Geld muss irgendwo durch Produktion erwirtschaftet werden.

Die Lohn-Preis-Spirale

Der Bauer beschäftigt Arbeiter. Dafür wollen sie entlohnt werden. Und auch die Arbeiter merken, dass der Bauer erfolgreich ist. Und sie wollen auch etwas vom Kuchen abhaben. Deshalb fordern sie mehr Lohn. Vielleicht sind in der Region auch Arbeitskräfte knapp, so dass der Nachbar schon mit höheren Löhnen lockt. Also zahlt der Bauer höhere Löhne. Hört sich irgendwie super an, oder? Problem ist aber, dass er diese höheren Kosten auch erwirtschaften muss. Also erhöht er die Preise für seine Waren. Und das setzt sich immer weiter fort. Die Preise steigen, die Löhne folgen. Am Ende erhält der Arbeitnehmer für seine geleistete Arbeit das gleiche wie immer. Nur halt auf einem höheren finaziellen Niveau.

Man kann dem aber entgegen wirken. Wenn man nämlich durch technischen Fortschritt die Produktivität erhöht. Dann leistet der Arbeitnehmer in der selben Zeit deutlich mehr Arbeit.

Betrachten sie einfach mal diese Minibagger. Früher hat ein Mann in einer Stunde einen Kubikmeter Erdreich bewegt. Wenn er heute mit so einem Bagger loszieht, dann schafft er in der gleichen Zeit das Zehnfache. Natürlich muss der Bagger auch finanziert werden. Aber bei der gesteigerten Produktivität ist das kein großes Problem. Was sie hier schon sehen können, technische Entwicklung erhöht die Produktivität und wirkt so der Inflation entgegen. Dazu werde ich allerdings in den Folgenden Beiträgen noch etwas sagen.

Zusammenfassung

Drei Dinge sollten sie sich merken.
1. Wenn sie Inflation betrachten, dann prüfen sie immer, wielange sie arbeiten müssen, um ein vergleichbares Produkt zu kaufen.
2. Merken sie sich, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Und erinnern sie sich immer daran, auch Geld mist eine Tauschware. Und somit gilt für Geld dasselbe wie für andere Waren.
3. Die Lohnpreisspirale bedingt nicht zwingen eine Inflation. Denn wenn die Löhne mit den Preisen gleichermaßen steigen, dann ändert sich unter dem Strich nichts.

Vorschau

Im nächsten Beitrag werde ich erarbeiten, was die Inflation fördert oder beschleunigt. Und ich werde ihnen aufzeigen, was die Inflation bremst.
In einem letzten Beitrag werde ich dann diese Erkenntnisse auf die derzeitige Situation übertragen. Vielleicht können wir dann erkennen, dass es schon immer eine Inflation gab, wir sie allerding nur verschleiert haben.

Der Link zum vorangegangenen Teil

Teil 1 – Grundlagen 1

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