Am 19. Februar hatte ich mich zum Thema „Experten“ ausgelassen. In diesem Zusammenhang hatte ich berichtet, dass der bayrische Ministerpräsident einen Wissenschaftler aus dem von ihm selbst einberufenen Ethikrat rausgeworfen hatte (Link 1). Es handelte sich um Herrn Christoph Lütge, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsethik an der TU München.
Herr Christoph Lütge wurde dazu kürzlich von der neuen Züricher Zeitung interviewt, das Interview wurde am 12. Februar veröffentlicht (Link 2).
Ich möchte ihnen jetzt einige Aspekte daraus näher bringen.
Lütge hält die Verlängerung des letzten Lockdowns nicht mehr für vermittelbar. Er hält den Lockdown für völlig unnötig und nicht für verhältnismäßig. Er weist dabei daraufhin, dass man das Sterbealter der Corona-Toten nicht außer acht lassen könne. Das Durchschnittsalter läge bei 84 Jahren, und es habe sich gezeigt, dass in erster Linie alte Menschen gefährdet seien. Man müsse mit Sicherheit darüber diskutieren, ob flächendeckende Lockdowns unter diesen Umständen angemessen seien.
Ähnlich äußerte sich auch Sigmar Gabriel. Er sagte der „Heilbronner Stimme,“ Wir behandeln die Pandemie mit den Mitteln des Mittelalters. Bei der Pest wurden die Menschen auch nur weggesperrt.“
Anderen Experten, z.B. Christian Drosten, wirft Lütge eine unverantwortliche „Angstrhetorik“ vor.
In seinem Interview bewertet Lütge auch die Auswirkungen des Lockdowns. Er führt an, dass diese mehr Schaden anrichten als nutzen. Dies würde sogar von der WHO bestätigt. Darüber hatte ich schon einmal berichtet.
Auch die Begründung der Politik, die neuen Mutationen seien so gefährlich, wird von ihm aufgegriffen. Die neuen Mutationen seien zwar ansteckender, aber es ist nicht belegt, dass sie zu mehr Krankheit oder Tod führen würden. In den Herkunftsländern sinke die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle. Außerdem sehen wir auch sinkende Infektionszahlen in Ländern, in denen es keinen Lockdown gegeben habe.
Zuletzt äußerte er sich zu den ca. 60.000 Corona-Toten. Hierzu sagte er, das ein großer Teil nicht an Corona gestorben sei, sondern diese seien positiv auf das Virus getestet worden. Dieser Test sage aber nichts über die Todesursache aus, nicht einmal über eine tatsächliche Erkrankung.
Sie erinnern sich, dass Söder sich zu dieser Thematik geäußert hatte. Er sagte, dass jedes Menschenleben zähle. Lütge sagt dazu, dann müsse sich Söder aber in der gleichen Weise zu Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen äußern.
Was mich bei diesem Interview so überrascht hat, ist die Tatsache, dass ich über viele dieser Aspekte schon selbst nachgedacht hatte und zu ähnlichen Ergebnissen gekommen bin.
Trotzdem gilt es noch einige Aspekte weiter zu beobachten.
Was waren bei den Corona-Toten die wirklichen Ursachen. Gestern habe ich einen Artikel gelesen, dass ein Augsburger Pathologe ca 100 Corona-Tote obduziert habe. Dabei habe er festgestellt, dass diese zu fast 100% auch an Corona verstorben seien.
Für mich ist das nicht nachvollziehbar. Bei einem Toten, der drei und mehr Erkrankungen aufweist, und jetzt kommt Corona noch dazu, genau festlegen zu können, was die Todesursache war, halte ich für ziemlich gewagt.
Wenn es bei einer Verbrecherjagd zu einem Schusswechsel kommt, der Verbrecher erleidet mehrere Treffer und erliegt dann seinen Verletzungen, wie schwer ist es dann festzulegen, was der todbringende Treffer war. Da ist sehr viel Spekulation im Spiel, eindeutig ist es sicher nicht.
Eine weitere Frage, die sich für mich in diesem Zusammenhang aufdrängt, ist die, inwieweit muss man inkauf nehmen, dass Menschen sterben müssen, um das System als ganzes nicht zu gefährden. Diese Frage ist ein sehr heißes Eisen. Trotzdem will ich mir einmal darüber Gedanken machen. Dazu werde ich in Kürze einen Beitrag veröffentlichen.
Links
https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_L%C3%BCtge