Wenn Vergleiche hinken

Vergleiche werden gerne da gezogen, wo geistiger Konkurs droht.
Erhard Blanck (*1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler

Wann immer der Staat oder eine Interessensgruppe versucht ihre Ansichten zu begründen, dann werden Vergleiche herangezogen. Diese sind aber teilweise so irrsinnig, dass eigentlich jeder halbwegs gescheite Bürger erkennen sollte, was da für ein Spiel getrieben wird, eigentlich. In dieser vermaledeiten Corona-Krise wird das besonders deutlich. Ich möchte ihnen das an zwei Beispielen verdeutlichen.

Sie wissen sicherlich, dass es in Deutschland eine Gruppe von Wissenschaftlern gibt, die eine Null-CoViD-Strategie favorisieren. Was meinen die damit. Man müsse Deutschland in einen totalen Lockdown versetzen, die Bewegungsfreiheit auf null reduzieren. Wenn dann in einer Region das Virus nicht mehr nachweisbar ist, kann man von dort aus die Maßnahmen lockern. Diese Insel würde dann nach und nach größer, bis ganz Deutschland frei ist von SARS-CoVid-19. Interessanterweise gehört auch Lauterbach zu diesen Wissenschaftlern, wenn auch in abgeschwächter Form.
Als Beispiel führt man dann gerne Neuseeland an, wo genau das gemacht wurde. Auf diesem Wege hat man es dort geschafft, CoViD-19 auf gerade einmal 2372 Infizierte und 26 Tote zu begrenzen.

Vergleichen wir jetzt einmal die Situation Neuseeland mit der in Deutschland.
Neuseeland hat ca. 4,9 Mio Einwohner, Deutschland dem gegenüber 83 Mio. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte in Deutschland von 233 Menschen pro qkm und in Neuseeland von 18 pro qkm. Das heißt, in Neuseeland ist die Distanz schon von alleine gegeben, es bedarf gar keiner zusätzlichen Maßnahmen.
Die größten Städte in Neuseeland haben zwischen 200 und 300 tsd Einwohner, und Deutschland? Wir brauchen das nicht weiter zu verfolgen.
Neuseeland ist darüber hinaus eine Insel, diese verfügt gerade einmal über drei Flughäfen mit internationalem Flugverkehr. Dort werden ca. 19 Mio Passagiere pro Jahr abgefertigt. Deutschland, allein Frankfurt fertigt jährlich 70 Mio Passgiere ab (2019). Ich glaube, selbst unter Corona-Bedingungen werden in Frankfurt mehr Passagiere abgefertigt als in Neuseeland insgesamt.

Kosequenz: der totale Lockdown hätte in Deutschland ganz andere Auswirkungen als in Neuseeland. Und die totalen Grenzschließungen (wir sind halt keine Insel) wären kaum durchsetzbar. Und sinnvoll wäre eine solche Maßnahme sowieso nur, wenn die Nachbarn mitspielen würden.
Wissenschaftler, die trotzdem diese Meinung vertreten, werden allerdings nicht als Verschwörungstheoretiker ins Abseits geschoben.
Trotzdem ist diese Idee des totalen Lockdowns für Deutschland in das Reich der Utopien zu verbannen. Für Vertreter dieser Ansicht haben unsere Rettungsdienste Jacken an Bord, die auf dem Rücken geknöpft werden.

Wenn es um die Betrachtung der Infizierten und Toten geht, zieht man in Deutschland gerne die USA als Vergleichsgröße heran. Allerdings vergisst man dann gerne, dass in den USA 328,2 Mio Menschen leben, also vier mal so viele wie in Deutschland. Richtig ist, dass die Zahl der Infizierten und Toten dort auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl deutlich höher ist als in Deutschland (etwa doppelt so hoch). Allerdings ist dort die Situation in den Großstädten eine deutlich andere. So erinnern sie sich wahrscheinlich, dass in New York, einer Stadt mit 8,4 Mio Einwohnern, insbesondere die Armenviertel von der Pandemie betroffen waren. Hier ging es um das nackte Überleben, Krankenversicherungen gab es für die meisten nicht. Da spielen Coronaverordnungen, Abstandsregeln und Quarantänemaßnahmen definitiv keine Rolle. Das gleiche gilt übrigens auch für die großen Städten Brasiliens, beisielsweise Rio (6,7 Mio), Sao Paolo (12,3 Mio) usw.
Wir können froh sein, dass solche soziale Brennpunkte in Deutschland zwar existieren aber bei weitem keine solche Bedeutung haben.

Würde man Deutschland mit Schweden vergleich, käme man zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Infektionen im Verhältnis zur Bevölkerung dort etwa doppelt so hoch, die Zahl der Toten aber nur das 1,5 fache betragen. Berücksichtigt man hierbei, dass Schweden gerade zu Beginn im April 2020 einen hohen Preis gezahlt hat, dann muss man feststellen, dass Deutschland leider kontinuierlich aufgeholt hat, und das trotz einschneidender Maßnahmen. In Schweden stehen solche zum Teil auch jetzt noch nicht zur Debatte.
Das wird in den Medien so gut wie gar nicht kommuniziert, von unseren politischen Eliten ganz zu schweigen. Was sie davon halten, überlasse ich Ihnen gerne selbst.
Ich halte diese Art von Informationspolitik für Propaganda, die als einziges das Ziel hat, die getroffenen Maßnahmen zu rechtfertigen.

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