Die elektronische Patientenakte
„Man kann Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser mäßig genossen, ist unschädlich.“
Mark Twain
Digitalisierung im Gesundheitswesen
Ich weiß, über eine elektronische Gesundheitsakt wird schon ewig gesprochen. Getan hat sich bislang eigentlich nichts. Nun ist Corona (leider) vorbei und unser Seuchen Kalle hat nichts mehr, womit er sich in den Vordergrund spielen kann. In seinem Aufgabenbereich ausschließlich Baustellen. Und es gäbe soviel zu tun. Aber da hat er ja leider keine Ahnung von. Und beim Heeresmusikkorps brauchen sie derzeit auch keinen Trommler.
Also stürzt er sich auf diese elektronische Patientenakte. Vielleicht glaubt er, dass er da mal schnell einen Erfolg erzielen könne. Und den hat er derzeit bitter nötig.
Aber vorher eine kleine Geschichte
Meine Frau ist kürzlich unglücklich gefallen. Zunächst hatte es überhaupt keine Auswirkungen. Erst Tage später kamen dann starke Rückenschmerzen. Also am Wochenende in die Notaufnahme im hiesigen Krankenhaus. Dass man da mit ewigen Wartezeiten rechnen muss, dürfte vielen bekannt sein. Wie soll da mal ein Arzt gesagt haben? „Da haben wir aber mal Glück gehabt, dass sie jetzt drangekommen sind. Wenige Stunden später wären sie wahrscheinlich von alleine gesund geworden.“
Aber Spaß beiseite. Sie bekam also ein starkes Schmerzmittel und einen kurzen Befund. Damit ging sie dann am folgenden Montag zu ihrem Hausarzt. Dem musste sie natürlich die ganze Geschichte erneut erzählen. Und der schriftliche Befund dürfte dann beim Hausarzt in eine Art digitale Akte übernommen worden sein. Vermutlich mit Scanner. Der hat sie dann zum Radiologen Zwecks MRT überwiesen. Glücklicherweise war noch halbwegs zeitnah ein Termin frei. Also ging sie dann zwei Tage später dorthin. Die Überweisung logischerweise in Papierform.
Dort wurde sie dann untersucht. Der Radiologe besprach das Ergebnis mit meiner Frau. Der Befund sollte direkt zum Hausarzt gesendet werden. Mittlerweile sind schon wieder zwei Tage vergangen. Der Befund liegt nach wie vor nicht beim Hausarzt vor.
Einige Erklärungen
Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir noch in einer Welt leben, wo die Post mit der Kutsche transportiert wird. Alle diese Stationen, die meine Frau infolge ihres Sturzes aufgesucht hat, liegen in derselben Stadt. Und die Stadt ist nicht einmal groß. 30.000 Einwohner, vielleicht ein paar mehr. Und trotzdem liegt der Befund nach zwei Tagen nicht vor.
Dabei gibt es doch Internet. Da kann ich Daten in Sekundenschnelle in der ganzen Welt verteilen. Und in Nienburg dauert die Versendung eines Befundes mehrere Tage. Übermitteln die solche Befunde noch per Melder zu Fuß?
Und jetzt etwas zur elektronischen Patientenakte
Wie das mal in Zukunft aussehen wird, weiß ich nicht. Aber ich will dazu mal einige Ideen entwickeln.
Auf den neuen Personalausweisen ist mittlerweile ein kleiner Speicherchip. Wofür man den braucht weiß ich nicht. Ich habe meinen gesperrt, und ich habe ihn bisher auch nicht vermisst. Aber was spräche dagegen, wenn dieser Chip mit der persönlichen Patientenakte befüllt würde? Okay, der Perso ist vielleicht nicht die beste Lösung, weil der regelmäßig erneuert werden muss. Aber eine Chipkarte wäre sicherlich möglich. Und auf diesem Chip könnte ich sämtliche medizinischen Daten, die mich betreffen, abspeichern.
Die Vorteile
Ein Vorteil liegt klar auf der Hand. Egal wo ich mich aufhalte, ich habe meine Patientenakte immer dabei. Und wenn man die genauso behandelt wie den Perso, dann sollte man die auch immer dabei haben. Und jetzt stellen sie sich mal vor, sie haben einen schweren Unfall und sind nicht mehr ansprechbar. Dann sucht man ihre Patientenakte, der Notarzt sollte die einlesen können, und schon hat dieser sämtliche Informationen die er vor Ort benötigt. Eventuelle Allergien und Unverträglichkeiten, chronische Erkrankungen und was weiß ich sonst noch. Behandlungsfehler vor Ort können dadurch nahezu ausgeschlossen werden. Im Krankenhaus passiert dann natürlich das Gleiche.
Außerhalb von Notfällen gibt es aber auch Vorteile. Wenn sie, warum auch immer, umziehen und sich dann einen neuen Hausarzt suchen, dann brauchen sie nicht ihre gesamte Krankengeschichte erzählen. Sie geben ihm die komplette Akte, die er sofort in sein System übernehmen kann. Und er hat dann keine Bruchstücke, nein, er hat sofort ihre komplette Krankengeschichte. Natürlich wird er noch mit ihnen sprechen. Aber sie können sicher sein, dass nichts vergessen wird.
Die Nachteile
Nachteile sehe ich eigentlich nicht. Allerdings gibt es durchaus Gefahren im Bereich Datenschutz. Ihr Hausarzt muss nicht unbedingt wissen, was beispielsweise ihr Zahnarzt mit ihnen macht. Das könnte man aber ziemlich einfach lösen. Indem man unterschiedliche Codes vergibt. Und Zahnärzte haben eben andere Codes als die Hausärzte. Und damit sie selbst sicher sein können, dass keiner Informationen bekommt, die er nicht haben muss, kann man noch eine zusätzliche Sicherheit einbauen. Nämlich ihren persönlichen Code. Nur mit dem ihren kann der Arzt die notwendigen Dateien öffnen.
Eine Ausnahme sollte es aber in der Notfallversorgung geben. Dafür kann man aber dem Rettungsdienst oder dem Notarzt einen speziellen Code geben, der im Notfall ganz bestimmte Bereiche ihrer elektronischen Akte freischaltet.
Voraussetzungen
Natürlich muss eine entsprechende App entwickelt werden. Ich glaube aber nicht, dass das für einen halbwegs fähigen Programmierer ein großes Problem darstellen sollte. Im Parlament sollte man so einen allerdings nicht suchen. In dieser App müssen dann unterschiedliche Felder programmiert werden, die nur mit entsprechenden Codes freigeschaltet werden können. So könnte eben sichergestellt werden, dass nicht jeder alles sehen kann. Aber auch das sollte in der Programmierung nicht das größte Problem darstellen. Und die Absicherung mit der Pin des Patienten, das dürfte schon fast eine Spielerei sein. Logischerweise muss diese App auch bei den Ärzten und Krankenhäusern verfügbar sein. Wäre Deutschland in der Digitalisierung auf einem Vernünftigen Stand, dann wäre das Roll Out dieser App eine Frage von wenigen Tagen.
Die Krankenversicherer
In dieser App könnte man auch die Daten aller Krankenversicherer ablegen. Der Patient muss dann die richtige aktivieren und schon sind alle Daten für den behandelnden Arzt verfügbar. Aber braucht der die überhaupt? Eigentlich nicht. Denn rein theoretisch könnten die Abrechnungsdaten sofort über ein Netzwerk an die entsprechenden Krankenkassen gesendet werden. Und auch die Abrechnung könnte so völlig automatisch ablaufen. Ein Knopfdruck beim Arzt und die Rechnung ist bei der Kasse. Dort kurze Kontrolle, möglicherweise auch elektronisch und dann der nächste Knopfdruck, und die Überweisung ist getätigt. Natürlich auch vollautomatisch.
Gefahren
Der Patient hat natürlich diese Akte jetzt immer dabei. Das könnte aber dann auch bedeuten, dass Behörden diese Akte zur Überwachung missbrauchen. Erinnern sie sich doch nur einmal an die Corona-Krise. Was hat man da mit den Impfungen ein Unfug betrieben. Sie konnten sich ja schon da kaum wehren. Und jetzt stellen sie sich einfach mal vor, sie haben diese Informationen immer dabei. Nachher schafft man noch einen speziellen Code für die Polizei, damit die ihren Impfstatus überprüfen kann. Ich glaube zwar nicht, dass so etwas kommt. Bei der derzeitigen Regierung bin ich mir da aber gar nicht so sicher. Und allein, dass es diese Möglichkeit geben könnte…
Fazit
In diesem Bereich sehe ich noch sehr viel Luft nach oben. Aber wenn man in manche Arztpraxis hineinschaut, wieviel Zeit dort für Verwaltungsaufgaben verloren geht. Ich bin mir sicher, da kann noch einiges digitalisiert und automatisiert werden. Und in Zeiten fehlender Fachkräfte müssen digitale Systeme immer mehr Aufgaben übernehmen. Ich halte da noch vieles für möglich.
Vorausschau
Der Karl will diese elektronische Patientenakte bis Anfang 2024 verwirklichen. Ich habe aber meine Zweifel, dass er schon eine Vorstellung hat, wie das Ganze mal aussehen soll. Deshalb bin ich noch nicht überzeugt, dass wir so ein funktionierendes System in so kurzer Zeit haben werden. Und sind wir mal ehrlich. Wenn ich sehe, wie das derzeit läuft, dann ist das noch ein großer Schritt.
Ich bin aber sicher, dass die Entwicklung weitergehen wird. Ob es so schnell geht, wie der Karl sich das vorstellt, das wage ich zu bezweifeln.
Elektronische Patientenakte (ePA) gestartet | Verbraucherzentrale.de