Erwirken Sanktionen möglicherweise das Gegenteil?

„Wer gegen den Strom schwimmt, der muss mehr Abwässer schlucken.“
Ulrich Erckenbrecht alias Hans Ritz (deutscher Schriftsteller)

Rückblick

Vor einigen Tagen habe ich mir schon einmal darüber Gedanken gemacht, ob die Sanktionen gegen Russland überhaupt Sinn machen. Eine wesentliche Aussage dabei war, „Sanktionen machen nur dann Sinn, wenn sie dem Gegner mehr schaden als mir“. Vielleicht erinnern sie sich noch. Was ist aber, wenn sie dem Gegner nicht schaden, sondern möglicherweise sogar nützen?

Das Ölembargo

Die westliche Welt will Russland schaden, indem sie den Bezug von Öl einstellt. Die Annahme ist, dass er dadurch so starke wirtschaftliche Einbußen hinnehmen muss, dass er den Krieg nicht weiter finanzieren kann.

Was bedeutet das aber für die Weltwirtschaft. Der Rohstoff wird künstlich verknappt, und die Preise steigen. So haben sich die Rohölpreise in den letzten sechs Wochen mindestens verdoppelt. Und der Preisanstieg ist noch nicht gebremst. Das heißt, die Erdölexporteure erzielen derzeit auf dem Weltmarkt Preise, von denen sie im Januar noch nicht im Entferntesten geträumt haben.

Was aber bedeutet das für Russland?

Lasst uns wieder einmal rechnen. Ich will sie nicht mit Millionen von Barrel pro Tag langweilen. Außerdem sind solche Zahlen für uns Normalsterbliche gar nicht greifbar. Und zum Verständnis reichen auch kleinere Zahlen. Die von mir verwendeten Zahlen entsprechen auch nicht der Realität. Ich will ihnen ja auch nur etwas veranschaulichen.

Gehen wir einmal davon aus, Russland produziert täglich 1.000 Liter Öl. Derzeit bringt der Liter auf dem Weltmarkt zwei Dollar. Das macht also eine Einnahme von täglich 2.000 Dollar. Jetzt greift Russland die Ukraine an. Die EU und auch die Amerikaner finden das mal gar nicht so gut. Die kaufen jetzt kein Öl mehr von Russland.

Ich kenne jetzt nicht die realen Zahlen. Aber gehen wir mal davon aus, dass die sanktionierenden Staaten etwa die Hälfte des Russischen Öles gekauft haben. Also kann Russland derzeit nur noch 500 Liter Öl täglich verkaufen. Es gibt nämlich Länder, die sich nicht an den Sanktionen beteiligen. Aufgrund der vermeintlichen Verknappung steigen gleichzeitig die Weltmarktpreise. Bei Öl gehen wir in meinem Beispiel mal von einer Verdopplung aus. Der Liter kostet jetzt also vier Dollar. Das heißt, jetzt bekommen die Russen für die 500 Liter, die sie täglich verkaufen immer noch 2.000 Dollar. Wo ist also jetzt der Schaden?

Und was passiert aber mit den übrig gebliebenen 500 Litern?

Dafür suchen die jetzt neue Kunden. Im Falle Russlands ist da Indien eingesprungen. Denen machen die sogar ein Sonderangebot. Machen wir einfach mal weiter mit dem Zahlenspiel. Sie verkaufen denen Öl zum Preis von drei Dollar je Liter. Damit liegen sie sogar noch 25 Prozent unter dem Weltmarktpreis. Aber sei es drum. 500 Liter mal 3 Dollar ergibt eine Einnahme von 1.500 Dollar. Und wenn wir jetzt die 2.000 Dollar mit den 1.500 Dollar aufsummieren, erhalten wir eine Gesamteinnahme von 3.500 Dollar. Ups, dann macht Russland infolge der Sanktionen sogar einen Gewinn.

Selbst wenn Russland sein Öl nicht mehr komplett verkaufen kann, aufgrund der Preisentwicklung dürften die finanziellen Verluste überschaubar bleiben.

Der Transport

Jetzt hat die EU allerdings beschlossen, dass Schiffe die unter der Flagge eines EU-Landes fahren, kein russisches Öl mehr transportieren dürfen. Das passt aber den griechischen Reedern beispielsweise gar nicht. Die sind davon in einem großen Maße abhängig. Und so ein Tanker verursacht gewaltige tägliche Kosten. Außerdem ist es schnell möglich, ein Schiff umzuwidmen und unter einer anderen Flagge fahren zu lassen. Diese Forderung der EU dürfte wieder einmal so ein zahnloser Tiger sein. Wie sagte schon Bertolt Brecht? „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“

Weiter Aspekte

Und es gibt auch EU-Länder, die aufgrund der Vergangenheit noch erheblich von russischem Öl abhängig sind wie beispielsweise Ungarn. Auch die werden die Sanktionen nicht so ohne weiteres unterstützen können. Und die sind jetzt sogar gezwungen, die höheren Preise zu zahlen. Dass Orban das seinem Volk nicht zumuten will, ist für mich absolut verständlich.

Wir Deutschen sind da anders. Wir lieben es, wenn der Staat uns piesackt. Hauptsache wir sind Moralweltmeister. Sie brauchen sich doch nur die Wahlergebnisse anschauen. Die Deutschen wählen genau die, die sie am meisten ärgern, die Roten und die Grünen. Sind wir vielleicht doch Masochisten?

Einige Worte zum Gas

Bei Gas dürfte das Spiel ähnlich sein. Hier ist die Verteuerung derzeit noch deutlich stärker als bei Öl. Allerdings ist das hier mit dem Transport ungleich schwerer. Und Schiffe für Flüssiggas sind auf dem Weltmarkt auch begrenzt. Deshalb frage ich mich auch, woher Habeck so kurzfristig Schiffe her hat, die dann für Deutschland fahren sollen? Ich glaube, er hat von vier Schiffen gesprochen. Wahrscheinlich wieder einmal so ein magic Move.

Allerdings dürfte die eine oder andere Gasleitung von Russland nach China schon stehen. Und China braucht die Energie. Also auch das Gasembargo dürfte dem Russen deutlich weniger schaden, als bei uns angenommen.

Was könnte man also tun?

Eigentlich müsste man den Weltmarkt mit Öl und Gas fluten. Der Preis müsste ins bodenlose fallen. Das könnte Wirkung erzeugen. Allerdings dürften da die anderen Öl- und Gasexporteure nicht mitspielen. Eigentlich verständlich.

Und wer profitiert am Meisten?

Durch das Embargo sind die Öl- und Gaspreise auf dem Weltmarkt explodiert. Logisch ist also, dass die entsprechenden Exporteure daran verdienen. Das dürften die arabischen Länder sein, aber sie sind es nicht allein. Für den Amerikaner wird das auch ein ganz großes Geschäft. Der kann jetzt sogar sein teures Flüssiggas zu Preisen nach Europa verkaufen, die das Fracking plötzlich wirtschaftlich machen.

Und nicht nur die Amerikaner verdienen. Födern nicht England und Norwegen auch Öl? Ich glaube, die klagen auch nicht über die hohen Ölpreise. Aber dass man am Krieg Geld verdienen kann, ist ja nicht neu.

Fazit

Alles hat zwei Seiten. Das gilt auch für Sanktionen. Auf diese Überlegungen bin ich nicht von alleine gekommen. Ich hatte da mal irgendwas gelesen, ich weiß allerdings nicht mehr wo. Wie dem auch sei, ich halte diese Überlegungen durchaus für plausibel. Wie groß diese Auswirkungen aber sind, vermag ich nicht zu beurteilen.

Warum macht aber die EU und natürlich die deutsche Politik da mit? Nun dann beobachten sie doch mal die Statements unserer Regierung. Diese Krise wird doch jetzt dazu genutzt, die Erneuerbaren mit Gewalt auf den Weg zu bringen. Es heißt doch immer wieder, man könne die Gaslücke mit Windenergie schließen. Und Wind sei doch auch billiger. Leider ist Windenergie nicht grundlastfähig. Das wird aber verschleiert. Möglicherweise ist sogar diese unsinnige grüne Politik der Hauptkriegsgewinnler.

Quo vadis Germania?

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