Notwendig oder doch nur Geldmacherei?

Gedanken zu routinemäßigen Untersuchungen

„Routine erspart das Denken und verhindert das Nachdenken.“
Walter Ludin

Gestern beim Arzt

Ich war wieder einmal beim Arzt. Nicht um mich untersuchen zu lassen. Ich habe einfach nur zwei Rezepte abgeholt. Blutdruck und Cholesterin, Dauermedikation. Jedes Quartal dasselbe, man bekommt halt nur den Quartalsbedarf verschrieben. Und einmal im Jahr muss ich dann zur Untersuchung. Man macht einen Bluttest und ein 24-Stunden Blutdruck. Jedes Jahr. Aber ist das notwendig? Denn seit vier Jahren gibt es keine Veränderung. Und trotzdem renne ich Jahr für Jahr zum Arzt. Ich komme noch einmal darauf zurück.

Inspektionen

Haben sie ein Auto? Ich bin mir fast sicher. Und wie oft bringen sie es zur Inspektion? Wahrscheinlich einmal im Jahr. Muss das sein?
Mit meinem ersten Auto musste ich häufig zur Inspektion. Ich glaube alle 5.000 km war empfohlen. Und jedes Mal ein Ölwechsel dabei. Ging im Allgemeinen noch, die Preise waren erträglich. Nun, die Öle waren teilweise noch schlecht, auch die Motorentechnik entsprach nicht dem heutigen Standard. Da war der Abrieb im Motor noch wesentlich höher. Und auch die Verbrennungsrückstände im Öl waren definitiv mehr. Es waren halt mit Masse noch Saugmotoren.

Mit dem Fortschritt der Technik wurden auch die Wartungsintervalle größer. Erst einmal alle 10.000 km. Später sogar nur noch alle 20.000 km. Bei meiner Fahrleistung müsste ich da maximal alle 2 ½ Jahre zur Inspektion. Ich bin mir sicher, das würde mein Auto verkraften. Und den modernen synthetischen Ölen machen diese längeren Intervalle auch nichts. Aber da kommt ja noch der Winter. Und bei Kälte könnten die Öle eventuell verharzen. Sagt man so. Also besser eine Inspektion jedes Jahr.

Aber haben die synthetischen Öle nicht gerade den Vorteil, dass sie nicht mehr verharzen? Wieso dann nach wie vor einmal jährlich zur Inspektion? Zum TÜV muss ich doch auch nur alle zwei Jahre.

In den ersten fünf Jahren habe ich das nicht hinterfragt. Da sind diese Inspektionen nämlich notwendig um die Garantie zu erhalten. Aber danach? Im Moment denke ich tatsächlich darüber nach, das Inspektionsintervall auf zwei Jahre auszudehnen.
Bei meinem Motorrad habe ich schon ewig keine Inspektion mehr gemacht. Und das Teil schnurrt nach wie vor wie ein Kätzchen. Okay, wie eine große Katze. Motorrad halt.

Zurück zum Arzt

Treu und brav werfe ich mir täglich meine Medikamente ein. Die Pharma-Industrie hat mich abhängig gemacht. Bei Blutdruck- und Cholesterinsenkern ist das nämlich so, dass man sie nicht mehr absetzen kann, wenn man einmal damit angefangen hat. Und natürlich überprüft man hin und wieder, ob die Werte noch stimmen. In den letzten vier Jahren hat sich keine Veränderung ergeben. Blutwerte und Blutdruck fast wie bei einem Schuljungen. Jedes Jahr das Gleiche. Warum soll ich das so oft überprüfen?
Ich glaube, ich werde auch hier das Intervall auf zwei Jahre ausdehnen. Bin mal gespannt, ob mein Hausarzt reagiert. Bei meiner Frau, ich glaube, da liegt die letzte Untersuchung schon 2 ½ Jahre zurück, klebte jetzt ein Zettelchen auf dem Rezept. Sie möge doch mal beim Arzt vorstellig werden. Sie hat sich das auch fest vorgenommen. Für den Herbst. In welchem Jahr? Das bleibt zunächst offen. Sie ist trotzdem kerngesund.

Fazit

Routinen sind gut. Zumindest teilweise. Sie ersparen einem das Denken. Trotzdem sollte man sie hin und wieder überprüfen. Denn Routinen kosten unter Umständen Geld. Und wenn bei Überprüfungen jahrelang die gleichen Ergebnisse auftreten, dann könnte man doch die Prüfungsintervalle verlängern.
Ich werde das jedenfalls tun.
Ob sie es tun, ist ihre Sache. Vielleicht gibt es ja einen guten Grund für ihre kürzeren Intervalle. Aber darüber nachdenken sollten sie schon einmal.

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