Was ist das eigentlich – Solidarität?

„Solidarität der Bestrebungen knüpft Euch mit Bindfäden,
Solidarität der Schicksale schnürt Euch mit Stricken,
Solidarität der Verantwortungen schmiedet Euch mit Ketten aneinander.“
Arthur Schnitzler (österreichischer Arzt und Erzähler)

Immer wieder hört man von Solidarität. Ständig fordern Politiker unsere Solidarität. Merkels „Wir schaffen das“ oder Scholz mit seinem „Unterhaken“, zwei typische Beispiele. Ich kann es eigentlich schon nicht mehr hören. Aber was ist das eigentlich, diese „Solidarität“?

Der Begriff

Ich habe zunächst versucht, mich rein über den Begriff dem Thema zu nähern. Also habe ich mir die Brockhaus Enzyklopedie zur Hand genommen und den Begriff nachgeschlagen. Puh, drei Seiten Kleingedrucktes. Nein, das will ich ihnen beim besten Willen nicht antun. Eines habe ich aber dann doch herausgelesen. Solidarität hat was mit Gruppen zu tun, die durch gleiche Werte oder Interessen verbunden sind.

Nun gut, dann habe ich mal bei Wikipedia nachgeschaut. Auch hier geht es um ethische oder politische Gemeinschaften. Die Menschen dieser Gemeinschaften wären auch bereit füreinander einzustehen.

Bei Google habe ich dann noch die folgenden Definitionen gefunden
1. unbedingtes Zusammenhalten mit jemandem aufgrund gleicher Anschauungen und Ziele
„die Solidarität in, unter der Belegschaft wächst“
2. (besonders in der Arbeiterbewegung) auf das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Eintreten füreinander sich gründende Unterstützung
„Spenden für die internationale Solidarität“

Bei Wikipedia steht dann noch: „Der Gegenbegriff zur Solidarität ist die Konkurrenz“.

Die Solidargemeinschaft

Verrsuchen wir uns doch mal anders diesem Begriff zu nähern. Fragen wir uns doch einmal, was ist eine Solidargemeinschaft?

Versicherungen

Nehmen wir mal eine Versicherung. Viele Menschen zahlen in einen Topf ein. Und wenn dann ein unvorhergesehenes Ereignis geschieht, dann erhalten die Betroffen Mittel aus diesem Topf. Alle Einzahler haben letzlich ein ähnliches Interesse. Sie wollen sich vor den finanziellen Folgen eines solchen Ereignisses absichern. Also treten sie dieser, ich nenne sie mal Versicherungsgemeinschaft bei. Um noch eines deutlich zu machen. Das Unternehmen selbst ist nicht Teil dieser Solidargemeinschaft. Denn das verdient ja damit Geld. Das soll das Unternehmen ja auch tun, aber mit Solidarität hat das dann nichts mehr zu tun.

Gesetzliche Versicherungen

Jetzt haben wir festgestellt, dass Versicherungen durchaus Solidargemeinschaften sein können. Wie sieht das aber bei gesetzlichen Versicherungen aus. Nun, hier wird der Versicherungsnehmer gezwungen, in diesen Club einzutreten. Er hat letztlich keine Wahl. Dass solche Versicherungen sinnvoll sind, wird von mir auch nicht bezweifelt. Aber ist das dann noch eine Solidargemeinschaft?
Ich glaube, Solidarität kann mit Zwang nicht erreicht werden. Somit fällt es mir auch schwer, hier von einer solchen Gemeinschaft zu reden.

Vereine

Ob sie nun Sportvereine, freiwillige Feuerwehren oder andere Vereine betrachten, überall finden sich Menschen zusammen, die gleiche Interessen haben, und auch bereit sind, sich für diese Interessen in irgendeiner Weise einzubringen.
Zwei Bereiche sind dabei besonders auffällig. Da sind zum einen die passiven Mitglieder. Die zahlen freiwillig Beiträge, ohne die Leistungen des Vereins in Anspruch zu nehmen. Sie sind überzeugt, dass der Verein das richtige tut, und deshalb sind sie bereit einen Obulus zu entrichten.
Genauso wertvoll sind die vielen Ehrenamtlichen, die ihre Arbeitskraft einbringen, ohne einen Lohn dafür zu verlangen. Da gibt es Trainer, Helfer bei verschiedenen Veranstaltungen, aber auch die Vorstandsmitglieder. Sie tun es, weil ihnen diese Gemeinschaft etwas bedeutet. Der Lohn ist die Zusammengehörigkeit im Verein.
Meiner Meinung nach sind diese Vereine mit allen ihren Schwächen Solidargemeinschaften in höchster Perfektion. Bei größeren Vereinen kann sich das auch auf die Sparten begrenzen. Hier ist es Aufgabe der Vorstände einen übergreifenden Ausgleich zu schaffen.

Der Fußball

Ich gehe hier bewusst nicht in den Bereich des Profifußballes. Denn ob man da noch von Solidarität sprechen kann, wage ich zu bezweifeln. Auch wenn es durchaus Parallelen gibt.
Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass der Männerfußball die Masse der Einnahmen generiert. Letztlich stehen diese Einnahmen dann auch den Männern zu. Und trotzdem geht ein Teil dieser Einnahmen an den Frauenfußball. Wie diese Einnahmen dann verteilt werden, entscheidet der Vorstand, eventuell sogar die Mitgliederversammlung. Bei der Verteilung spielen nämlich auch die Kosten für den jeweiligen Spielbetrieb eine Rolle.

Trotzdem. Hier gibt der Finanzstärkere Teile seines Vermögens ab, um auch den Schwächeren an der gemeinsamen Idee teilhaben zu lassen.
Solche Formen der Solidarität dürfte es in vielen Sportarten geben. Die aber alle einzeln aufzuführen würde den Rahmen sprengen.

Solidarität in der Politik

Kann man eigentlich gegenüber einem Staat solidarisch sein? Ich meine nein. Wenn nämlich alle mit dem Staat solidarisch wären, dann gäbe es kein Opposition. Und mit der Regierung muss ich schon gar nicht solidarisch sein, ich habe nämlich keine der Regierungsparteien gewählt. Solidarisch erkläre ich mich lediglich mit der Verfassung unseres Staates. Diese stellt in meinen Augen nämlich die Grundfeste unserer Lebensgemeinschaft dar. Aber auch hier bekomme ich manchmal meine Zweifel, wenn ich beobachten muss welche Veränderungen unsere Politidioten da noch so vor haben.

Wenn also eine Regierung von ihrem Volk Solidarität einfordert, dann ist das definitiv merkwürdig. Solidarität kann man nämlich eigentlich nicht einfordern, sie kommt freiwillig.
Ich habe den Eindruck, dass Politiker eigentlich zwei Dinge mit dieser Solidarität erreichen wollen. Sie haben ein Problem. Und sie allein haben die Lösung. Somit verbinden sie mit Solidarität den Verzicht auf einen Einspruch. Ihre Lösung ist alternativlos. Wie oft haben wir das gehört.
Und zum Zweiten sollen Kritiker sofort in eine staatsfeindliche Ecke verschoben werden. Wer solidarisch ist , gehört zu den Guten. die Unsolidarischen sind die Bösen, oder besser noch die Rechten. Und wer will schon böse sein? Mittlerweile geht man schon soweit, dass die unsolidarischen staatsgefährdend seien und vom Verfassungsschutz überwacht werden müssen. Zumindestens sagt Faeser das.

Dieses Verhalten lässt aber darauf schließen, dass die Lösungen vielleicht doch nicht so alternativlos sind. Wieso sonst versucht man die Gegenrede zu unterdrücken.

Ein weitere Grund, Solidarität zu beschwören, kommt immer dann zum Vorschein, wenn man sich so richtig in eine Sackgasse gefahren hat. Und jetzt versucht, den Schaden auf mehrere Schultern zu verteilen. Das ist gar nicht so selten.

In der Folge möchte ich ihnen einige kurze Beispiele aufzeigen.

Die Flüchtlingskrise

Ja, es kamen viele Flüchtlinge. Und Deutschland breitete die Arme aus. Deutschland? Oder war es nur die Merkelmuschpoke?. Wie dem auch sei, es kamen immer mehr. Eigentlich war es nicht mehr zu bewältigen. Die erste Kritik kam auf. Und dann Merkels Rede in der sie sagte. „Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land.“
Eigentlich machte sie so doch jeden zum bösen Menschen, der sich gegen ihre Politik stellte.

Aber ich frage mich immer noch, warum ich mich solidarisch gegenüber Menschen zeigen soll, die von unseren Sozialsystemen profitieren und wahrscheinlich niemals einzahlen? Ich frage mich, warum ich Solidarität für Menschen entwickeln soll, die hier in Deutschland fordern, die Scharia wieder eizuführen? Ich frage mich, warum ich tolerant gegenüber Menschen sein soll, die Lehrern und Polizisten keinen Respekt entgegen bringen, nur weil es Frauen sind?

Und dann musste man feststellen, Deutschland hatte sich übernommen. Angie ging auf Europatour, forderte Solidarität. Ja, die anderen sollten ihr ein paar von denen abnehmen. Die haben ihr aber was gehustet. Auf der Ebene EU ging da nichts. Insbesondere die östlichen EU-Länder haben sehr deutlich gesagt, wir haben die Suppe nicht gekocht, warum sollen wir sie auslöffeln. Also formte man eine Gemeinschaft der Willigen. So richtig willig waren die aber auch nicht.
Wer also Solidarität fordert, der sollte sie auch Vorleben. Alleingänge sind kein Zeichen von Solidarität. Ich glaube, das hat Merkel bis heute nicht begriffen.

Die Corona-Krise

Am Anfang war es schon schwierig. Man wusste je nicht, wo das mal hingeht. Auch hier waren die Regierungsmaßnahmen alternativlos. Lockdowns, Schulschließungen, Maskenpflicht und wer weiß was noch. Und wir haben es ertragen. Sollte ja nur kurz sein. Aber dann im Sommer, spätestens im Herbst 2020 bröckelte die Zustimmung. Und schon wieder kamen aus den Regierungen die Forderung nach Solidarität. Erst ging es um Solidarität gegenüber den Alten. Selbst die unsinnigsten Isolationsmaßnahmen wurden durchgesetzt aus Gründen der Solidarität. Da sind alte Menschen einsam gestorben, weil wir so solidarisch waren. Und dann kam die Impfung. Und wieder forderte man Solidarität.

Merken sie was? Wer sich nicht impfen ließ, war unsolidarisch. Und wer unsolidarisch ist böse. Und wer seine Unsolidarität noch Ausdruck verleiht, indem er „spazieren geht“, der ist sogar rechts. Am Anfang wer das mit der Impfung vielleicht noch gerechtfertigt, die Werbung meine ich, nicht die Ausgrenzung. Aber heute. Wieder geht es um Solidarität, holt euch den nächsten Piks.

Aber mit wem zeige ich mich eigentlich solidarisch, wenn ich mir einen unwirksamen Impfstoff reinpfeife? Mit dem Karl oder vielleicht mit BionTech. Nein, ich hole mir keine Impfung mehr. Da erkläre ich mich lieber solidarisch mit den Ungeimpften, die jetzt aufgrund der Übergriffigkeit des Staates nicht mehr arbeiten dürfen. Und aus Solidarität zu den Alten fordere ich, lasst die Menschen aus dem Gesundheitswesen und der Pflege wieder arbeiten, unabhängig vom Impfstatus.

Die Energiekrise

Ja, Deutschland will CO2-neutral werden. Also raus aus der aus Kernenergie, Kohle und Öl. Gas soll als Übergangsenergie dienen, bis genug Wind und Sonne da ist. Strom wird teurer. Aber wir müssen solidarisch sein. Müssen die höchsten Energiepreise der Welt schlucken. Weil wir so solidarisch sind. Ich will das aber nicht. Ich zeige mich unsolidarisch, heize mit Öl und fahre Diesel. Basta.

Und jetzt dreht uns der Bastard aus Russland doch das Gas ab. Ich frage mich, warum sich da so viele drüber aufregen. Wir wollten das Embargo doch. Oder etwa nicht. Und da das beste Deutschland aller Zeiten das nicht hinbekommt, hilft er uns dabei. Eigentlich müssten wir jetzt doch dankbar sein. Von Solidarität möchte ich in diesem Zusammenhang nicht reden, das könnte missverstanden werden.

Und schon wieder kommen Forderungen nach Solidarität. „Frieren für den Frieden“ usw. Und wir sollen uns solidarisch zeigen. Wir sollen alle frieren. Ich frage mich wieso? Ich heize mit Öl, ich brauche kein Gas. Und nur, weil so viel dem Staat geglaubt haben, muss ich nicht frieren. Ja, ich bin richtig unsolidarisch. Ich verspüre sogar ein kleines Gefühl von Rebellion.

Die suche nach Gas

Der Robert fährt nach Katar. Blöd, da ist nichts mit Solidarität. Die können liefern, aber frühestens ab 2025 und Geld wollen die auch noch.

Schnatterlenchen fährt nach Japan. Appeliert an die Solidarität der G7. Der Japaner ist höflich, er verspricht das Gasproblem mit den G7 zu thematisieren. Solidarisch ist er in soweit, dass er sie nicht gleich hochkannt rausschmeißt.

Es wird also nichts, mit den Gaslieferungen. Also muss gespart werden. Und alle müssen solidarisch sein. Das „Frieren für den Frieden“ kommt näher. Ich bin immer noch unsolidarisch. Ich bleibe weiterhin bei Öl. Und ich friere nicht. Basta.

Die EU

Jetzt fordert sogar die EU Solidarität. Auch die anderen EU-Länder sollen Gas sparen. Die Südeuropäer sind aber auf einmal gar nicht mehr so richtig solidarisch. Die haben kein Gas aus Russland. Und warum sollen die dann sparen? Weil Deutschland sich blauäugig in die Scheiße geritten hat, sollen andere jetzt sparen. Weil Deutschland wieder einmal im Alleingang aus der Kernenergie ausgestigen ist, sollen andere sich jetzt solidarisch zeigen? Diese Forderung ist schon ziemlich arrogant.

Sparmaßnahmen

In den Medien gibt es jetzt Sondersendungen, wie man Gas sparen kann. Aus solidarischen Gründen. Versteht sich. Leider braucht die Tipps keiner. Denn diese Vorschläge hat man schon umgesetzt, bevor das Propagandafernsehen diese Ideen hatte.

Der Steinmeier zeigt auch Bemühungen zum Sparen. Das Schloss Bellevue wird nachts nicht mehr beleuchtet. Den Tipp finde ich genial. Aus Solidarität beleuchte ich mein Haus jetzt auch nicht mehr. Fällt mir nicht einmal schwer. Habe ich vorher nämlich auch nicht gemacht.

Und der Habeck duscht jetzt nicht mehr so lange. Ich frage mich, wie lange der vorher geduscht hat. Bei mir hat das noch nie länger als drei Minuten gedauert. Oder kommt jetzt auch noch „stinken für den Frieden“. Und trotzdem bin ich weiterhin unsolidarisch. Ich heize ja mit Öl. Meine Duschzeit werde ich dennoch nicht verlängern. Ich will ja nur sauber werden, nicht rein…

Derr einzige Unsolidarische ist der Finanzminister. Der hat doch auf Sylt so eine riesen Party gefeiert. Weil er doch geheiratet hat. Ich meine sogar zum zweiten Mal. Und da sind sogar Gäste mit dem Privatflieger gekommen. Aber das ist ja nicht verwerflich, der fliegt ja nicht mit Gas. Beim Buffet gab es wahrscheinlich nur kalte Platten. Wegen dem Gas, versteht sich.

Fazit

Also, wenn einer bei ihnen Solidarität einfordert, dann sollten sie hellhörig werden. Entweder sie unterstützen seine Beweggründe, dann kommt Solidarität von alleine. Oder sie unterstützen sie nicht, dann gibt es auch keine Solidarität.

Der Staat, oder besser die Regierung, fordert immer dann Solidarität, wenn sie sich mit dem Thema nicht argumentativ auseinandersetzen will. Das ist schon vom Ansatz her höchst unsolidarisch.

Solidarität muss man vorleben. Und dann kann man hoffen, dass andere folgen. Einfordern kann man sie nicht.

Ich zeige mich derzeit völlig unsolidarisch mit den Gasheizern. Und ich glaube auch nicht, dass sich das ändern wird. Stop, ich weiß natürlich, dass es auch Menschen gibt, die nichts dafür können.

Zum Schluss noch ein paar Tips zum Energiesparen

Keine Fußballspiele mehr bei Dunkelheit, da kann man Strom sparen.

Kein Motorsport mehr.

Keine E-Bikes und E-Autos mehr, solange nicht sichergestellt ist, dass die ausschließlich Ökostrom tanken.

Der Bundestag ist ab sofort nicht mehr zu beheizen. Die haben zwar ein modernes Energiemanagement und verbrauchen kein Gas. Aber aus Gründen der Solidarität fände ich das doch angebracht. Das gilt auch für die anderen Liegenschaften der Regierungen und Ministerien.

Vielleicht fällt ihnen ja auch noch was ein…

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