Betrachtungen über den Zollstock
„Täglich geht die Sonne auf, täglich weicht die Nacht dem Licht.
Alles siehst du einmal wieder, nur verliehenes Werkzeug nicht.“
Handwerkerspruch, Urheber unbekannt
Irgendwann mal gehört
Habe ich mal im Radio gehört. Ging um das Institut für Normen. Und da wurde berichtet, dass ein Meter der 300 millionste Teil der Strecke ist, die Licht im Vakuum in einer Sekunde zurücklegt. Von dieser Information war ich sehr beeindruckt. Und ich fand auch die Angabe war sehr genau. Und wer es noch genauer wissen will, der kann ja mal bei Wikipedia nachschauen. Wenn ich wissen will, was ein Meter ist, dann nehme ich nach wie vor einen Zollstock.
Wieso heißt das Teil eigentlich Zollstock
Nun, das hat historische Gründe. Früher hat man halt anders gemessen. Zoll war der zwölfte Teil eines Fußes usw. Diese Maße finden im anglo-amerikanischen Raum auch heute noch Verwendung. Und Stock? Ja so ein Stock war damals noch das Messgerät. Verprügelt nicht der Lehrer Lempel Max und Moritz mit so einem Zollstock? Oder war das der Schneider Meck? Ich muss das noch einmal nachlesen.
Heute kennen wir Bandmaß oder auch Metermaß. Und ich will heute über den Gliedermaßstab reden, also über den Zollstock… Ups, jetzt wird es doch unübersichtlich.
Der Gliedermaßstab
Ich denke, jeder von ihnen hat schon so ein Teil in der Hand gehabt. Es ist zwar nicht das genaueste Messgerät, aber für den Heimwerker in Haus und Garten ist es absolut ausreichend. Und es ist ja auch so schön handlich. Es gibt die Teile in unterschiedlichen Längen, wobei sich die zwei Meter durchgesetzt haben dürften.
Aber haben sie sich den schon mal genauer angesehen?
Da finden sie auf den ersten Zentimetern viele Angaben. Sehen sie bei cm, 2 dieses Kästchen mit 2m? Das gibt an, wie lang das Messgerät ist. Bei einem Zollstock ist das sicherlich nicht so entscheidend. Aber bei Maßbändern ist das durchaus hilfreich. Natürlich finden sie auch Angaben über den Hersteller. Das ist aber nicht so wichtig.
Wenn sie aber einmal in das Feld bei 4 cm schauen, dann sehen sie die eingekreiste III. Und diese Zahl sagt etwas aus über die Messgenauigkeit. In der Gruppe I liegt die Messtoleranz bei 0,3 mm auf zwei Meter Länge. In der Gruppe II liegt die Toleranz bei maximal 0,7 mm auf zwei Meter Länge. In der Gruppe III, und den haben die meisten Gliedermaßstäbe, darf die maximale Abweichung schon 1,4 mm betragen. Sollte der Zollstock mit CE gekennzeichnet sein, dann entspricht er der EU-Norm und sie können sich dann auch auf diese Abweichungen verlassen
Manchmal ist auch noch das Herstellungsjahr angegeben. Dies ist insbesondere bei Zollstöcken aus Holz wichtig, weil die sich durch Einwirkung von Feuchtigkeit doch schon mal verziehen können.
Winkelmessen mit dem Zollstock
Was ich aber nicht wusste, man kann unter Umständen mit dem Zollstock Winkel messen.
Entfalten sie mal ihren Maßstab. Die meisten Zollstöcke rasten bei 90 Grad ein. Dafür brauchen sie dann noch nicht einmal eine Messskala. Es geht aber noch genauer. Sehen sie auf dem Bild diese kleine Messskala? Sie können mit diesem Teil tatsächlich auch Winkel messen. Natürlich ist die Präzision nicht so genau. Aber für mich ist das in den meisten Fällen ausreichend.
Fazit
Da benutze ich schon weit über vierzig Jahre Zollstöcke. Ich weiß nicht, wie viele ich dabei schon zerstört habe. Und heute fallen mir dann diese Details auf. Natürlich ist das für die meisten Wissen, was die Welt nicht braucht. Aber interessant finde ich das schon.
Ein Witz zum Schluss
Feierabend auf der Baustelle. Gerät schon im Schuppen eingeschlossen. Kommt Karl vorbei und da steht noch eine Schaufel. Nein nicht nochmal alles auf Anfang. Karl nimmt ein Stück Kreide und schreibt auf die Vorderseite, „Horst, kannst du die Schaufel wegschließen, ich habe sie vergessen.“ Am nächsten morgen kommt Karl zur Baustelle, steht die Schaufel immer noch da. Und auf der Rückseite ist mit Kreide geschrieben, „Tut mir leid Karl, ich habe sie nicht gesehen“.