Das älteste Gewerbe der Welt

Das älteste Gewerbe der Welt

Prostitution – der Kunde als Straftäter

„Wir sagen, dass die Sklaverei in der europäischen Kultur nicht mehr existiert. Doch das ist nicht die Wahrheit. Die Sklaverei existiert immer noch, nur heißt sie heute Prostitution.“
Victor Hugo

Diese Woche bei MOMA

In den letzten Tagen wird bei MOMA die Prostitution wieder thematisiert. Letzte Woche kam dazu Anja Weisgerber (CSU) zu Wort, heute kam es beim MOMA zu einem Rededuell zwischen der Gesundheitsministerin Nina Warken und der Sexarbeiterin Johanna Weber. Diese ist gleichzeitig Gründerin und Sprecherin des Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen.
Dem Grunde nach ging es darum, den Kauf von Sexleistungen unter Strafe zu stellen. Das heißt, die Prostituierte selbst, die ihre Dienstleistung zu Verfügung stellt, steht nicht unter einer Strafandrohung. Der Kunde, bzw. Freier begeht allerdings eine Straftat, wenn er die Dienstleistung in Anspruch nimmt.
Die Argumentation war auf beiden Seiten denkbar schwach, so dass ich mich entschlossen habe, das Thema aus meiner sich aufzuarbeiten.

Das älteste Gewerbe der Menschheit

Prostitution dürfte es schon solange geben, wie es Menschen gibt. Ich glaube auch nicht, dass das das Problem ist. Vielmehr wird es zum Problem, wenn dabei Gewalt im Spiel ist. Und es ist in keiner Weise bestreitbar, dass es mit Masse Männer sind, die mithilfe ihrer körperlichen Vorteile Frauen gegenüber Zwang ausüben. Das ist in keinem Fall zu rechtfertigen. Dass es heute auch Frauen gibt, die ihre soziale oder wirtschaftliche Stellung dazu nutzen, Männern gegenüber Gewalt anzutun, dürfte zwar seltener vorkommen, macht die Sache aber auch nicht besser.

Dem gegenüber stehen aber Menschen, die aus freien Stücken diesem Gewerbe nachgehen und damit ihren Unterhalt verdienen. Gemäß dem statistischen Bundesamt waren im vergangenen Jahr 32.300 Prostituierte ordnungsgemäß angemeldet. 2019 sollen es sogar 40.400 gewesen sein. Männer, die sogenannten Call-Boys, gibt es übrigens auch. Zahlen darüber habe ich allerdings nicht. Für diese Menschen ist das deren Beruf. Damit finanzieren sie sich ihren Unterhalt. Ob die das alle freiwillig tun, weiß keiner. Ich halte es allerdings für falsch, bei der Prostitution grundsätzlich von Zwang auszugehen.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat einmal gesagt, dass 90 Prozent dieser Frauen das nur unter Zwang tun. Beweise dafür konnte sie allerdings nicht vorlegen. Ich halte diesen Prozentsatz für zu hoch, kann allerdings auch keine Zahlen vorlegen. Die Dunkelziffer dürfte riesig sein.

Prostitution als Beruf

Da Männer in diesem Umfeld einen deutlich geringeren Anteil ausmachen, werde ich darauf nicht weiter eingehen.
Es gibt sicherlich Frauen, die diesem Gewerbe freiwillig nachgehen. Ich glaube, dass man die im Wesentlichen in den entsprechenden Etablissements vorfinden wird. Für die ist das zunächst ein ganz normaler Beruf. Und warum sollte man diesen Beruf nicht ordnungsgemäß als Angestellte dieses Etablissements ausführen dürfen? Was ist schlimm daran? Einen Bedarf scheint es ja zu geben. Entscheidend ist hierbei die ordentliche Bezahlung. Und wenn das über ein Angestelltenverhältnis läuft, dann haben die auch ein Anrecht auf die ihnen zustehenden Sozialleistungen. Es ist letztlich doch nur darauf zu achten, dass sie ihren Job jederzeit kündigen können. Bei dieser Gruppe sehe ich eigentlich keine Probleme.

Prostitution zur Bewältigung einer Notlage

Ich war während meines Berufslebens mehrfach in Hamburg. Dabei habe ich logischerweise auch mal die Reeperbahn besucht. Entsprechende Etablissements habe ich allerdings gemieden. Ich weiß also nicht, ob ich was versäumt habe.
Ich hatte aber mehrfach merkwürdige Begegnungen. Da wurde ich beispielsweise auf der Straße von bildhübschen jungen Mädchen angesprochen, die mir ihre Dienste anboten. Ob die das unter Zwang getan haben, weiß ich natürlich nicht. Was aber sicher ist, da waren einige dabei, die Geld für ihren nächsten Schuss brauchten. Die haben also aus der Not heraus ihren Körper angeboten.

Ich bin auf solche Angebote nicht eingegangen. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon verheiratet und bin ultrakonservativ. Darüber hinaus spielt natürlich auch Gesundheit eine Rolle, AIDS war damals ein großes Thema. Dennoch wird es Männer geben, die solche Angebote nicht ausschlagen. Die bieten ihre Dienstleistung nämlich häufig unter Wert an. Und ob der Kunde am Ende auch bezahlt, dürfte nicht eindeutig zu beantworten sein. Diese Gruppe prostituiert sich also nicht, weil sie irgendjemand dazu zwingt, aber die Prostitution ist halt deren einzige Einnahmequelle.
Fest steht, dass potentielle Kunden die Notlage der „Dienstleister“ gnadenlos ausnutzen. Und da bin ich schon der Meinung, dass man dagegen vorgehen muss.

Prostitution unter Zwang

Wenn wir über Prostitution sprechen, dann haben wir meistens diese Bilder vor Augen. Da werden Frauen gegen ihren Willen nach Deutschland gebracht, die Pässe werden ihnen abgenommen, sie werden zur Prostitution gezwungen. Wenn sie nicht spuren, werden sie verprügelt, auch Drogen kommen zum Einsatz. Gleichzeitig verspricht man ihnen, dass sie das Milieu sofort wieder verlassen können, wenn sie ihre Schulden abgearbeitet haben. Allerdings werden für Miete, Verpflegung usw. so horrende Summen in Rechnung gestellt, dass die Schulden niemals weniger werden. Wenn man hier von Versklavung spricht, sagt man sicherlich nichts Falsches. Und gegen diese Verhältnisse muss man gnadenlos vorgehen.

Strafbarkeit

Der dreizehnte Abschnitt im Strafgesetzbuch beschäftigt sich ausschließlich mit Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Insgesamt sind hier 33 Straftatbestände aufgeführt. Und letztendlich ist jede sexuelle Handlung strafbar, wenn sie gegen den Willen eines Sexpartners erzwungen wird. Die Gesetzeslage ist eigentlich ausreichend. Die Durchsetzung ist das eigentliche Problem.
Auch ein neues Gesetz wird dabei kaum helfen.
Der Bund plant allerdings genau das. Er will, ähnlich wie in den skandinavischen Ländern, das Kaufen sexueller Dienstleistungen unter Strafe stellen. Damit wird der Kunde zum Straftäter.

Der Kunde als Straftäter

Wenn ich also in ein Etablissement gehe, und mit einer Prostituierten anbandle, dann werde ich nach dieser Idee zum Straftäter. Ich kaufe eine sexuelle Leistung. Obwohl das Angebot nicht unter Strafe steht, kommt das für die Prostituierte einem Berufsverbot gleich. Damit löst man vielleicht das eine Problem, schafft aber Tausend neue. Wie sollen diese Damen in Zukunft ihren Lebensunterhalt gestalten? Für diejenigen die aus einer Notlage heraus prostituieren, lösen sich die Ursachen ja auch nicht einfach in Rauch auf. Die müssen sich dann andere Geldquellen suchen. Und ob die mit Gewalt erzwungene Prostitution damit ausgetrocknet wird, davon ist kaum auszugehen. Man kann ja jetzt schon nicht alle Verstöße ermitteln. Und wenn dann tatsächlich mal ein Zuhälter-Ring auffliegt, dann ist das doch meistens nur die Spitze des Eisberges.

Argumentation der Politik

Bisher habe ich kein schlagendes Argument aus der Politik gehört, was für eine Kundehaftung spricht. Es wird immer nur darauf verwiesen, dass die skandinavischen Länder das auch machen. Für mich wäre aber viel entscheidender, ob durch diese Gesetzgebung die Zwangsprostitution merklich zurückgegangen ist. Leider gibt es darüber allerdings keine Zahlen. Scheint sich wieder einmal zu um reine Symbolpolitik zu handeln. Und dass, wie Julia Klöckner sagt, Deutschland der Puff Europas sei, halte ich für ein Gerücht. Ich weiß, dass Tschechien ein deutlich größeres Problem mit Sex-Tourismus hat. Auch die kämpfen da wohl gegen Windmühlen.

Kundenhaftung

Ich möchte die Problematik einer Kundenhaftung mal an einem anderen Bild deutlich machen. 2035 sind in Deutschland Verbrenner verboten. Man weiß allerdings, dass mit dieser Vorschrift die Industrie zu Grunde geht. Also greift man zu einem Taschenspielertrick. Man verbietet den Unternehmen nicht den Bau von Verbrennern, sondern man verbietet potentiellen Kunden den Kauf dieser Autos. Das heißt, wenn sie jetzt bei einem Händler ein Auto kaufen, dann begehen sie die Straftat, nicht der Händler. Halten sie das für richtig?

Genau das will man aber bei Sex-Dienstleistungen machen. Angeblich sollen so die Frauen vor Gewalt geschützt werden. Und genau das halte ich für einen Witz. Wie will ich Menschen schützen, denen ich die Lebensgrundlage entziehe? Und was im Dunkeln passiert, wissen wir doch heute schon nicht. Wahrscheinlich wird dieser Raum dann noch ein wenig dunkler. Den Frauen wird es jedenfalls nicht helfen.

Zusammenfassung

Von einem Gesetz, wo der Kunde zum Straftäter wird halte ich mal gar nichts. Er wird allerdings zum Täter, wenn der Sex-Anbieter minderjährig ist. Das könnte bei denen, die sich aus einer Notlage heraus prostituieren, durchaus der Fall sein. Und das ist schon strafbewehrt.
Auch wenn die Prostituierten unter Zwang dem Geschäft nachgehen, macht die Bestrafung des Kunden keinen Sinn. Der Kunde ist ja nicht der, der den Zwang ausübt, er ist ja nicht der Zuhälter. Und Zuhälterei steht schon unter Strafe.

Was mit dem Gesetz allerdings erreicht wird, ist, dass auch die ordnungsgemäß angemeldeten Dienstleister, ich gehe da mal von Freiwilligkeit aus, ihren Job verlieren werden. Und das soll Frauenschutz sein?

Vielmehr sollte man dafür sorgen, dass dieses Gewerbe nur noch in entsprechenden Etablissements erlaubt ist. Diese lassen sich durchaus von den Ordnungsbehörden überwachen. Wie man mit entsprechenden Escort-Services umgeht, ist dabei noch eine andere Frage.

Quellen

Weisgerber zum Sex-Kaufverbot – Morgenmagazin – ARD | Das Erste

ZDF-MOMA-Duell Warken-Weber

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