Ein schlechter Deal

Der Preis für den Frieden in Gaza

„Auf das Gute muss man hoffen. Auf das Schlechte kann man sich verlassen.“
Stefan Schütz

Mehr als ein Jahr ist es her

Am 7. Oktober überfallen die Hamas Israel und richten in schändlichster Weise ein Blutbad an. Dabei nehmen sie weit über 100 Geiseln.
Israel reagiert mit Härte. Greift den Gaza-Streifen an mit dem Ziel, die Hamas-Organisation total zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien. Die Lage gestaltet sich schwierig, da die Hamas öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser als Militärbasis nutzen. Kollateralschäden sind unvermeidlich. Die Zivilbevölkerung ist logischerweise erheblich betroffen. Aber was ist da überhaupt Zivilbevölkerung? Auch so eine Frage, die man nur schwer beantworten kann. Denn es gibt viele, die mit der Hamas sympathisieren. Schlimmer noch, das UN-Flüchtlingswerk für Gaza UNRWA ist Teil des Problems, ist tief in die Hamas-Aktivitäten verstrickt.

Israel geht also mit der nötigen Härte vor, versucht aber trotzdem die Zivilbevölkerung so weit wie möglich zu schonen. Trotzdem kippt irgendwann die Stimmung, und Israel muss sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, man würde gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen.

Ein Frieden ist nahe

Lange bemüht man sich um einen Frieden. Inwieweit Israel zu Verhandlungen mit der Hamas bereit ist, weiß ich nicht. Ich könnte aber verstehen, dass Israel kein Interesse daran hat, mit einer Terroristenorganisation zu verhandeln. Und nicht anders ist die Hamas. Also benötigt man Vermittler. Für Israel tritt die USA an, für die Hamas der Staat Katar. Die Kriegsführenden Parteien sind nicht unmittelbar an den Verhandlungen beteiligt. Inwieweit die USA allerdings die Interessen Israels vertritt, darüber kann man streiten. Vor allem auch deshalb, weil noch die Biden-Administration den Deal ausgehandelt hat. Und die steht nun einmal nicht ganz uneingeschränkt hinter Israel.
Trotzdem, endlich hat man ein Ergebnis. Was es bringen wird bleibt abzuwarten.

Der Zeitpunkt

Merkwürdig ist der Zeitpunkt. Gerade einmal drei Tage vor der Amtseinführung von Trump kommt man zu einem Ergebnis. Da stellen sich dann doch Fragen. Fest steht, dass Trump klare Drohungen gegen die Hamas ausgesprochen hat, falls die Geiseln nach seinem Amtsantritt noch nicht freigelassen sind. Möglicherweise hat das seitens der Hamas tatsächlich die Bereitschaft erhöht, Zugeständnisse zu machen. Mit der Biden-Administration ist möglicherweise ein besserer Deal zu erreichen. Ich halte das sogar für wahrscheinlich. Und auf der anderen Seite will Biden noch ein Erfolgserlebnis. Denn das gönnt er Trump sicherlich nicht. Auch wenn das einfach nach Eitelkeiten klingt, unmöglich wird es dadurch nicht.
Wie dem auch sei. Drei Tage vor der Amtseinführung Trumps hat man ein Ergebnis.

Das Ergebnis

Das Ganze besteht aus drei Phasen. In der ersten Phase, die soll 42 Tage dauern, sollen 33 Geiseln freigelassen werden. Frauen, Kinder und ältere Menschen. Was wie eine Selbstverständlichkeit aussieht, ist keine. Denn die Hamas hat Forderungen. Für jede freigelassene Geisel muss Israel 30 palästinensische Strafgefangene freilassen. Wir werden nachher noch einmal rechnen.

In der zweiten Phase sollen dann auch Soldaten freikommen. Hier ist das Verhältnis dann eins zu fünfzig. In einer letzten Phase sollen dann auch die Toten, bzw. das, was von denen noch übriggeblieben ist, übergeben werden. Die Gedanken, die mir da kommen… Dazu später mehr.

Lassen sie uns rechnen

Bevor wir die Mathematik bemühen noch eine Bemerkung. Die Hamas lässt Geiseln frei. Das sind Menschen, die unrechtmäßig in die Gewalt dieser Terrororganisation gelangt sind. Dass es da überhaupt eine Gegenleistung gibt, ist schon absurd. Absurder ist aber, dass im Gegenzug Verbrecher freigelassen werden, die in einem freiheitlichen Rechtsstaat rechtskräftig verurteilt worden sind.

Nun aber zu Rechnung. Für die 33 Geiseln werden also 33×30 palästinensische Verbrecher freigelassen. Es ist nicht davon auszugehen, dass die jetzt ein friedliches Leben führen werden. Die werden sich ganz schnell wieder der Hamas anschließen. Denn die Zerschlagung dieser Organisation ist den Israelis leider nicht gelungen. Auch aufgrund internationaler Widerstände.
Nun, so kommen also 990 Verbrecher frei. 990 Männer, das gibt ein sattes Infanteriebataillon. Im Gaza-Streifen leben derzeit etwa 2 Mio. Menschen. Das hieße, die Stadt Hamburg hätte vergleichsweise ein eigenes Infanteriebataillon, bestehend ausschließlich aus Verbrechern.

Jetzt könnte man sagen, die müssen ja auch bezahlt werden. Nun, da hilft die internationale Gemeinschaft kräftig mit. Auch die Deutschen sind da sehr großzügig. Baerbock behauptet dabei sogar, das deutsche Geld käme nur humanitären Zwecken zu Gute. Wer´s glaubt…

Es geht noch weiter

Wie viele Geiseln noch in der Hand der Hamas sind, weiß keiner so genau. Aber selbst, wenn es nur noch 30 oder 40 sind, die Hälfte davon Soldaten, dann ist davon auszugehen, dass Israel schätzungsweise weitere 1.000 Strafgefangene freilassen muss. Ein weiteres „Bataillon“. Und ich glaube nicht, dass die an ein friedliches Nebeneinander mit Israel interessiert sind.

Böse Gedanken

In diesem Zusammenhang kommen mir richtig böse Gedanken.
Beispielsweise über den Wert von Menschen. Legen wir einfach einmal die Modalitäten dieses Deals zugrunde. Dann ist ein Israeli so viel Wert, wie 30 bzw. 50 Palästinenser. WOW. Warum nehmen wir dann in Deutschland Millionen von arabischen Flüchtlingen auf? wäre es nicht sinnvoller, wir würden 200.000 Israelis willkommen heißen? Aber die wollen ja gar nicht zu uns.
Oder noch so eine Frage. Dieses Austauschverhältnis war, wenn ich die Medien richtig ausgewertet habe eine Forderung der Hamas. Wäre auch logisch, denn den Israelis nützt das ja nichts. Gilt dieses Verhältnis dann auch für die Toten? Für jeden israelischen Toten 30…
Stopp jetzt, jetzt wird es pietätlos. Aber manchmal überkommt es mich halt.

Ein guter Deal

Einen guten Deal hat man, wenn beide Seiten einen Vorteil haben. Das sind die sogenannten Win-Win-Situationen. In diesem Falle handelt es sich meines Erachtens um einen schlechten Deal. Denn alle Vorteile, die sich Israel hart erkämpft hat, sind mit einem Schlage zunichte gemacht. Und trotzdem stimmt Israel der Geschichte zu. Auch wenn unsere Medien anderes berichten, Einigkeit besteht in der israelischen Bevölkerung darüber nicht.

Ein Blick in die Zukunft

Die Handlanger des Iran dürften trotz allem eine gewisse Schwächephase durchleben. Entscheidend ist aber, dass es nach wie vor genügend Menschen gibt, die bereit sind für die Hamas oder Hisbollah zu kämpfen. Waffen und Munition werden auch wieder einen Weg in die Region finden. Und die UN wird es wieder nicht verhindern. Kann und will sie nicht.
Es ist also keine Frage, ob es wieder zu solchen Angriffen kommen wird. Es ist lediglich die Frage, wann?
Dem israelischen Geheimdienst empfehle ich weiterhin Wachsamkeit. Und wenn einer hinter den Israelis steht, dann ist es Trump. Auf die Deutschen sollte Israel jedenfalls nicht vertrauen. Nicht, solange Rot-Grün-Gelb-Schwarz an der Regierung ist.

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