Können wir keine Brücken mehr bauen?

In Dresden ist die Carola-Brücke eingestürzt

„Max und Moritz, gar nicht träge,
Sägen heimlich mit der Säge,
Ritzratze! voller Tücke,
In die Brücke eine Lücke“
Wilhelm Busch aus „Max und Moritz

Ein Blick nach Dresden

Vor wenigen Tagen ist ein Teil der Carola-Brücke in Dresden eingestürzt. Und es ist wieder einmal interessant, was man da so alles als Grund dafür hört. Eines dürfte allerdings sicher sein, Sabotage wie bei „Max und Moritz“ wird wohl keine Rolle gespielt haben.
Nun, die Carola Brücke wurde in den 70gern gebaut, ist also ein Kind der DDR. Genau so hat das das das ZDF berichtet. Soll das etwa heißen, dass die DDR nur billig gebaut hat? Möglicherweise ist das sogar der Fall. Ich jedenfalls glaube das aber nicht. Denn auch im Westen gibt es marode Brücken. So wurde erst kürzlich die Talbrücke Rahmede auf der A45 bei Lüdenscheid gesprengt. Auch diese Brücke war 1968 fertiggestellt worden. Und schon 55 Jahre später ist sie so marode, dass nur noch der Abriss möglich ist. Auch Autobahnbrücken über den Rhein, beispielsweise entlang der A1 bei Köln, sind mittlerweile nicht mehr voll belastbar. Und das beste Beispiel ist doch die Schiersteiner Brücke, die Mainz und Wiesbaden verbindet.
Sie sehen also, marode Brücken ist nicht allein ein Problem der ehemaligen DDR.
Ich weiß nicht wo, aber ich meine gelesen zu haben, dass unsere heutigen Brücken tatsächlich nur eine Lebenserwartung von etwa 50 Jahren haben. Ich komme da später noch drauf zurück.

Ältere Brücken

Dabei gibt es noch Brücken in Deutschland, die wesentlich älter sind. Ein Beispiel dafür ist die Müngstener Brücke, eine Eisenbahnbrücke. Sie verbindet die Städte Remscheid und Solingen. Das Bauwerk ist 107 m hoch und wurde von 1895 bis 1897 gebaut. Danach war sie fast 100 Jahre in Betrieb. 2010 – 2011 hat man die Brücke kurzzeitig gesperrt. Für eine Komplettsanierung wollte die Bahn 30 Mio. Euro investieren. Danach sollte die Brücke für weitere dreißig Jahre in Betrieb gehen. Was es am Ende wirklich gekostet hat, weiß ich nicht. Aber die Brücke ist nach wie vor im Betrieb. Ein Ende ist nicht absehbar.

Ein weiteres Beispiel ist die Rendsburger Hochbrücke. Auch hier handelt es sich um eine Eisenbahnbrücke. Sie wurde von 1911 bis 1913 gebaut. Logischerweise waren auch hier immer wieder Renovierungsarbeiten erforderlich. Aber die Brücke ist weiterhin im Betrieb und erfüllt auch nach mehr als 100 Jahren ihren Zweck. Sie ist aufgrund ihrer Bauart sogar für schwere Güterzüge geeignet. Wenn man es also richtig macht, dann spielt auch eine höhere Belastung keine Rolle.

Beton

Ich bin in den 60ern und 70ern aufgewachsen. Und da war der neue und moderne Baustoff Beton. Natürlich gab es diesen Werkstoff auch schon früher. Dass man ihn aber so massiv nutzte, das war wohl neu. Häuser, Brücken, eigentlich verwendete man für jegliches Bauwerk Beton. Leider ist Beton aber trotz allem brüchig. Insbesondere bei Zugbelastungen hat Beton so seine Schwächen. Also baut man Stahl mit ein. Da gibt es Stahlstäbe unterschiedlicher Stärke, Stahlmatten oder sogar Stahlkörbe. Man konnte so die Tragkraft von Bauwerken deutlich erhöhen. Trotzdem bleibt Beton einfach Beton.

Ich hatte einmal das Glück, die Bendorfer Brücke (A48) zu besichtigen. Wenn sie sich da im Inneren der Brücke befinden, dann spüren sie jedes Fahrzeug, was sich über ihnen bewegt. Das führt dann zu Betonabplatzungen. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn dabei nicht die Bewehrung freigelegt würde. Wenn das aber der Fall ist, dann greift die Witterung auch den Stahl an. Und sie kennen das ja. Es fängt ganz klein an und wird dann immer größer.

Ein weiteres Problem entsteht im Winter, wenn da Wasser in die feinen Risse eindringt und dann gefriert. Ich glaube nicht, dass ich ihnen die Auswirkungen detailliert beschreiben muss. Auch diese Wirkung verstärkt sich mit jedem Jahr, wo nichts gegen diese Schäden unternommen wird. Blöd ist nur, dass man diese Schäden nicht so ohne weiteres erkennt. Man kann nun mal nicht in das Innere von Beton schauen. Da sind dann schon aufwändige Röntgenverfahren nötig.
Das Non-Plus-Ultra ist Beton also auch nicht.

Warum verwendet man Beton?

Obwohl wir wissen, dass Stahlkonstruktion gewaltige Vorteile haben, verwenden wir weiterhin Beton. Grund dafür dürften die Kosten sein. Meines Wissens ist Beton deutlich billiger als Stahl. Und dafür nimmt man halt gewisse Nachteile in Kauf.

Noch ein Problem

Wenn eine Holzbrücke schwächelt, dann fängt sie irgendwann an, bei Belastung zu knarzen. Man kann dann schon häufig sehen, wo sich die Schwachstellen solch einer Brücke befinden. Oftmals reicht es dann schon aus, ein schadhaftes Teil auszutauschen.
Ähnliches gilt auch für Stahlkonstruktionen. Auch hier kann man schon durch einfache Inaugenscheinnahme Schäden erkennen. Und mit der heutigen Drohnentechnologie sollte das auch bei großen Bauwerken kaum ein Problem sein.

Bei Betonbrücken ist das allerdings anders. Da erkennen sie häufig die Schäden erst, wenn es schon zu spät ist. Und dann gibt Beton schlagartig den Geist auf. Es kündigt sich nicht unbedingt vorher an. Das war dann wohl auch der Fall in Dresden. Und die Ausrede, „gestern hat sie aber doch noch gehalten“, hilft da nicht wirklich weiter.

Konsequenzen

Brückenbauwerke sind intensiv auf ihre Sicherheit zu überwachen. Ob da Prüfintervalle von fünf bis sieben Jahren ausreichend sind, darf zumindest hinterfragt werden. Zum Zweiten braucht man für diese Überwachung eine gewisse Fachexpertise, auch auf politischer Ebene. Ob da ein Soziologe die richtige Besetzung ist, darf durchaus bezweifelt werden. Der Baubürgermeister von Dresden, Stephan Kühn (Bündnis 90/Die Grünen), ist beispielsweise Soziologe. Dass ihm als Grüner die Verkehrsinfrastruktur nicht so wichtig ist, es sei denn für Fahrräder, kommt dann noch erschwerend hinzu.
Bemerkenswert ist dabei noch, dass die Opposition, die Freien Wähler zusammen mit der AfD, schon auf diese Missstände hingewiesen hatten. Ein entsprechender Antrag wurde allerdings mit der Mehrheit von Schwarz-Rot-Rot-Grün und Piraten abgelehnt. Das Ende kennen wir.

Fazit

Ob zukünftig andere Baustoffe Verwendung finden werden, weiß ich nicht. Ich habe gestern eine Sendung gesehen, da wurde ein CO2-neutraler Beton vorgestellt. Leider hat man wieder einmal vergessen, über die Kosten zu berichten. Und ob dieser Werkstoff dann wirklich haltbarer ist, als der bisherige Beton, ist durchaus zweifelhaft. Bisher hatten alle ökologischen Ersatzstoffe erhebliche Schwächen bei der Haltbarkeit. Bei Schuhen ist das beispielsweise schon bekannt.

Der Fall Dresden war meines Erachtens eine Kombination aus Fachlicher Inkompetenz und politischer Ignoranz. Jetzt den Fehler bei mangelnder Ingenieurskunst zu suchen, ist für mich eine Unverschämtheit sondergleichen.
Und wieder einmal lässt sich feststellen, dass die Grünen die Wurzel allen Übels sind. In Dresden hatten die wohl nochmal Glück, weil die Brücke erst nach der Wahl zusammengebrochen ist.
Die Konsequenzen trägt am Ende der Bürger, wie immer.

Ein Blick in die Zukunft

Erinnern sie sich noch, als das Polcevera-Viadukt in Genua im August 2018 seinen Geist aufgegeben hat? Übrigens auch in den 60ern gebaut. Nur zwei Jahre später, am 05. August 2020 wurde die neu erbaute Brücke „Genova San Giorgio“ wieder eröffnet.
Ich bin einmal gespannt, wie lange das in Dresden dauert. Wahrscheinlich brauchen wir zwei Jahre nur um die Brücke zu planen. Ob sie dann schon genehmigt ist, bleibt abzuwarten. Den Dresdenern wünsche ich für diese Zeit sehr viel Ruhe und Gelassenheit. Vielleicht auch ein Quäntchen Humor. Der darf auch durchaus schwarz sein.

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