Verteidigungspolitik im Auge der Ukrainekrise

Beschaffung von Großgerät

„Der Motor des Panzers ist ebenso seine Waffe wie die Kanone.“
Heinz Guderian

Einführung

In diesem Abschnitt meiner Betrachtungen will ich keine Überlegungen darüber anstellen, was die Bundeswehr an Waffen braucht. Ich will auch nicht darüber sprechen, wieviel Waffen die Bundeswehr braucht. Ich will ihnen aber näherbringen, warum es zum einen so lange dauert, bis neues Material die Truppe erreicht. Und ich will ihnen erläutern, warum militärisches Material häufig sehr teuer ist. Dabei werde ich den unglaublichen Dschungel der militärischen Beschaffung nur am Rande streifen. Denn den bis ins Detail zu verfolgen, könnte heute schon fast eine Doktorarbeit sein. Dennoch muss ich sie darauf hinweisen, dass meine Erkenntnisse einige Jahre zurückliegen. Ich gehe aber davon aus, dass sich die Situation nicht verbessert, sondern eher verschlechtert hat.

Probleme der Industrie

Wenn VW ein Auto entwickelt, dann kostet das Geld. Gehen wir einfach einmal davon aus, es kostet eine Milliarde. Diese Kosten müssen dann aber auf die Autos umgelegt werden. Nehmen wir einmal an, dass von dem neuen Auto insgesamt eine Million Autos verkauft werden sollen. Dann würde der Entwicklungsanteil pro Auto genau 1.000 Euro betragen. Bei einem Preis von 30.000 Euro entspräche das gerade einmal gut drei Prozent des Gesamtpreises.

Wenn die Industrie allerdings einen Panzer entwickelt, dann sieht das deutlich anders aus. Zum einen sind die Entwicklungskosten deutlich höher. Es müssen ja auch Komponenten entwickelt werden, die bei unserem VW überhaupt keine Rolle spielen. Obwohl, einen VW-Golf mit 20 mm-Kanone, manchmal würde ich mir das wünschen.

Die Stückzahlen

Stückzahlen bei Panzern sind logischerweise deutlich geringer. Die Bundeswehr verfügte in den Spitzenzeiten des Kalten Krieges über etwa 3.500 Kampfpanzer. Die Industrie wusste also, dass sie von diesem Panzertyp genau diese Anzahl produzieren wird. Natürlich wurde auch der eine oder andere Panzer in das Ausland verkauft. Vielleicht kam also die gleiche Anzahl noch einmal hinzu. Gehen wir einfach mal davon aus, dass es sich möglicherweise um 10.000 Panzer handelt. Heute ist die Anzahl deutlich geringer. Heute verfügt die Bundeswehr meines Wissens gerade einmal über gut 300 Panzer.
Darüber hinaus werden solche Fahrzeuge auch deutlich länger genutzt als so ein VW. Eine Lebensdauer von dreißig Jahren ist da keine Seltenheit. Mittlerweile dürften Fahrzeuge bei der Bundeswehr zum Teil älter sein als ihre Fahrer.

Das heißt, die Industrie baut etwa 10.000 Panzer für einen Zeitraum von dreißig Jahren. Das heißt, im Durchschnitt laufen etwa 300 Panzer jährlich vom Band. Heute natürlich weniger.
Und dazwischen werden letztlich nur Ersatzteile produziert.

Kosteneinflüsse

Die Entwicklung des Kampfpanzers Leopard 2 sollen sich auf etwa 359 Millionen Euro belaufen. Übertrage ich das auf die 300 Kampfpanzer der Bundeswehr, dann wären das etwa 1 Million Euro Entwicklungskosten für jeden einzelnen Panzer. Gott sei Dank baut die Industrie nicht nur für die Bundeswehr. Dadurch dürfte sich dieser Betrag pro Panzer halbieren. Je nach Abnahmemenge sollen diese Panzer dann um die 5 Millionen Euro kosten. Das heißt, hier schlagen die Entwicklungskosten mit 10 Prozent der Gesamtkosten zu. Damit haben wir schon einmal den einen Kostentreiber entdeckt.

Ein zweiter Kostentreiber versteckt sich hinter den langen Entwicklungs- und Erprobungszeiten. Innerhalb dieser Zeiten verändern sich häufig die Grundlagen, so dass man die ursprüngliche Forderung nachbessern muss. Und das passiert gar nicht so selten. Für die Entwicklung bedeutet das in Einzelfällen einen Neubeginn. Das treibt die Kosten logischerweise zusätzlich an.

Politische Wünsche

Dass ahnungslose Politiker dann immer noch mit speziellen Wünschen kommen, ist auch nicht neu. Nur ein Beispiel. Beim Schießen entsteht Feinstaub. Der dringt beim Schützenpanzer auch in das Innere des Fahrzeuges. Und da hat seinerzeit die Pfuschi von der Lüge gefordert, dass in die Schützenpanzer Feinstaubfilter eingebaut werden müssten. Und der Feinstaubgehalt dürfe die Grenzwerte für Schwangere nicht überschreiten. Als ob die Bundeswehr Schwangere mit ins Gefecht genommen hätte. Und die Soldaten selbst haben im Kampf ganz andere Sorgen als Feinstaub. Aber dir Forderungen wurden umgesetzt. Haben ein Schweinegeld gekostet. Eigentlich für nichts. Naja, die Pfuschi hat sich ja dann in die EU verpisst.
Hier könnte man sich fragen, warum die Truppe sich nicht wehrt. Das liegt einzig und allein an der Auswahl der Generalität. Wer da nicht spurt, der fliegt. Und sie glauben nicht, wie geil so ein General auf einen zusätzlichen gelben Stern sein kann. Die werden dem Minister, bzw. der Ministerin niemals widersprechen.

Die Bundeswehr soll kriegstüchtig werden

Die Bundeswehr hat derzeit etwa 300 Panzer im Bestand. Die sind zum Teil aber schon etwas in die Jahre gekommen. Eigentlich müssten die komplett ergänzt werden. Gehen wir davon aus, dass so ein Panzer nicht nur 5, sondern 10 Mio. Euro kostet. Dann geht es hier um einen Betrag von 3 Mrd. Euro. Das wäre doch mit dem Sondervermögen machbar gewesen. Sicherlich hätte die Produktion eine gewisse Zeit benötigt. Aber ein entsprechender Vertrag mit den Rüstungsunternehmen wäre mit Sicherheit machbar gewesen.
Für Schützenpanzer dürfte das Gleiche gelten. Wären die nächsten 3 Mrd. Euro verplant. Auch das wäre machbar. Okay, eine Fregatte für die Marine ist deutlich teurer. Auch ein Jagdflugzeig bekomme ich nicht für 10 Mio. Aber von dem Sondervermögen sind ja auch noch 94 Mio. übrig.
Wenn man aber schon kurz nach der Einrichtung dieses Sondervermögens dieses dazu nutzt, um den laufenden Haushalt der Streitkräfte zu finanzieren, dann verpufft das natürlich im Sande.

Kaufen von der Stange

Ich habe mir häufig die Frage gestellt, warum die Streitkräfte nicht schauen, ob nicht handelsübliche Fahrzeuge auf dem Markt zu haben sind. Gerade bei den LKW war für mich eine Sonderentwicklung für die Streitkräfte überflüssig. Klar kommen dann die Militärs mit dem Argument „Geländegängigkeit“. Aber haben sie schon mal gesehen, wohin Baustellenfahrzeuge so alles fahren? Und wenn es wirklich nicht mehr weitergeht, dann werden Gleitschutzketten aufgezogen. Das ist sogar bei militärischen Fahrzeugen erforderlich. Ich bin überzeugt, da könnte man eine ganze Menge Geld sparen.
Auch für den Nahbereichsfunk wäre das denkbar. Bei Reichweiten unter fünf Kilometern spielt Abhörsicherheit keine Rolle.

Ein besonderes Beispiel

Die Bundeswehr verfügte einmal über Panzerjäger. Die hatten damals als Fahrzeug den Jagdpanzer Jaguar. Anfangs noch mit Kanone ausgestattet hatte der später zwanzig Lenkraketen an Bord. Damit konnte er Feindpanzer in einer Entfernung von 4.000 Meter bekämpfen. Der Leo hatte nur eine Kampfentfernung von knapp 2.000 Metern. Allerdings war der Jaguar zu langsam, zu unbeweglich. Und da kam dann die Idee eines Panzerabwehrhubschraubers. Und es sollte schnell gehen.

Man hat also einfach mal auf den Markt geschaut, was der an Hubschraubern so bietet. Und man fand den Hubschrauber Bo 105 von Messerschmitt-Bölkow-Blohm. Das war ein Hubschrauber, der im zivilen Bereich schon in vielen Versionen unterwegs war. Da hat man dann die Zelle verstärkt. Er bekam noch ein zusätzliches Radar. Dann hat man ihm an jede Seite drei Raketen drangehängt, es waren die gleichen wie beim Jaguar, und fertig war der Panzerabwehrhubschrauber.
Ich glaube, das war eines der schnellsten Rüstungsprojekte, die es bei der Bundeswehr jemals gab. Und das Teil hat der Bundeswehr mindestens 20 Jahre gute Dienste geleistet. Einigen Hubschraubern hat man später die Waffenanlagen abgebaut und so ist dieses Teil auch heute noch als Verbindungshubschrauber unterwegs. Und wie sie sehen, es geht doch.

Zusammenfassung

Rüstungsgüter sind teuer. Über die Gründe könnte man ganze Bücher schreiben. Ein wesentlicher Grund ist aber die geringe Stückzahl beim Großgerät. Und die Produktion von Rüstungsgütern kostet Zeit. Wer jahrelang nichts bestellt, darf sich nicht wundern, wenn die Industrie nicht mal so eben ein paar Panzer produzieren kann.
Wenn man jetzt also die Armee kriegstüchtig machen will, dann sollte man so allmählich damit anfangen, die Truppenteile voll auszustatten. Das benötigt Zeit und Geld. Geld wäre meines Erachtens genügend da, wenn, ja wenn…

Und wenn wir jetzt damit Anfangen würden, ich meine ernsthaft anfangen, dann könnten wir in etwa zehn Jahren wieder eine schlagkräftige Armee haben. Wir sollten halt mehr für unsere eigene Sicherheit tun, anstatt unser Geld in aller Welt für irgendwelche schwindlige Projekte rauszuwerfen.

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