„Zusammenkommen ist ein Gewinn, Zusammenbleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein Erfolg.“
Henry Ford
Meine Tochter hat gebaut. In Elze, einem kleinen Ort in der Nähe von Hildesheim. Es soll Leute geben, die behaupten, Elze sei ein Wald mit Postleitzahl. Ein wenig größer ist der Ort aber dann doch.
Vor einer Woche ist sie mit ihrer Familie dort eingezogen. Es gibt noch viel zu tun. Also fährt Opa und Oma öffters dort hin, um zu helfen.
Ein Spaziergang durch das Neubaugebiet
Gestern gingen wir dann mal durch das Neubaugebiet spazieren. Ich weiß nicht, wieviele neue Wohneinheiten dort entstehen. 30, 40, vielleicht 50, ich weiß es wirklich nicht. Auf jeden Fall eins, zwei, drei, ganz viele. Angeblich sind schon alle Bauplätze vergeben. Der Bedarf ist heute so hoch, dass solche Bauplätze per Losverfahren vergeben werden. Und alle bauen gleichzeitig. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass Handwerker derzeit knapp sind, dann kann man sich vorstellen, dass die nicht alle aus der Umgebung kommen können.
Ein Handwerker aus Nienburg
Bei unserem Spaziergang sind wir dann an einem Neubau vorbei gekommen. Da stand ein Transporter (Sprinterklasse) vor der Tür mit der Aufschrift „Fuchs“. Nun, Fuchs heißen wohl viele Leute. Aber als ich dann noch sah, dass das Auto zu einem Unternehmen Gas, Wasser Sch…, äh, ich meine Heizung gehörte, stutzte ich zwei bis dreimal (frei nach Heinz Erhardt). Also habe ich mir das genauer angesehen. Und ja, er hatte das Kennzeichen vom Landkreis Nienburg. Das Fahrzeug gehörte tatsächlich zum Unternehmen „Fuchs“ aus Drakenburg.
Von Drakenburg bis nach Elze sind es knapp 100 km. Die Mitarbeiter fahren jeden Tag hin und auch wieder zurück. Das sind pro Tag 200 km. Ich weiß nicht genau, was sie da gemacht haben. Aber heute ist Fußbodenheizung ja das Non Plus Ultra. Gehen wir noch davon aus, dass das Unternehmen auch noch Wasser und Abwasser installiert hat, dann dürften die mindestens drei, wahrscheinlich vier Tage dafür gebraucht haben. Das heißt, die sind für diesen Auftrag fast 1.000 km durch die Gegend gegurkt und haben dabei möglicherweise 80 -100 Liter Diesel verbraten.
Hotelübernachtung
Jetzt könnte man ja fragen, warum die nicht im Hotel übernachtet haben? Nun rechnen sie doch einfach mal. 3 Mitarbeiter mal 3 Nächte mal 35,00 Euro. das sind dann 315,00 Euro an Übernachtungskosten, wenn sie für diesen Preis überhaupt eine Unterkunft finden. Da sind dann die 100 Liter Diesel tatsächlich noch günstiger. Selbst bei den heutigen Preisen. Möglicherweise machen die dann aber auch Überstunden, so daß man nur an zwei Tagen fahren muss.
Erinnerungen an Berlin
Ich war vor Jahren einmal mit meinen Kindern in Berlin. Wir hatten dort in einem Hotel gewohnt, in dem es auch noch Einzelzimmer mit Dusche und Toilette auf dem Flur gab. Für diese Zimmer waren die Preise so, dass sie auch von vielen Handwerkern genutzt wurden. Abends war der Hotelparkplatz immer voll. Alles solche Kleintransporter von unzähligen Firmen. Elektriker, Klempner, Maler und was sie sich sonst noch so vorstellen können. Und morgens ab halb acht waren die alle wieder in Berlin unterwegs. Ja gerade in Großstädten war der Handwerkermangel schon vor 20 Jahren zu merken.
Sicherlich wollen sie wissen, wo die alle herkamen. Bedauerlicherweise weiß ich das nicht mehr so genau. Aber ich kann mich noch erinnern, dass da welche dabei waren, die sogar aus Hessen oder Nord-Rhein-Westfalen angereist sind. Da sind dann Strecken von über 500 km dabei, auch wenn die nur einmal die Woche fahren.
Wieso beschäftigt mich das?
Immer wieder hört man das Gequake über die Energiewende. Und je weniger Ahnung, um so lauter wird gequakt. Die E-Mobilität soll es richten. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass wirklich viele glauben, dass man mit E-Autos die Welt retten kann. Und selbst wenn es Argumente dagegen gibt, wirklich schwerwiegende, denn muss man noch fester dran glauben und lauter schreien. So sind sie halt, unsere Grünen.
Wo sehe ich jetzt Probleme?
Bei den Tagesreisenden sollte man berücksichtigen, dass es für den einen oder anderen nicht möglich ist, mit einer E-Ladung hin und zurück zu kommen. Die Reichweiten sind nun mal begrenzt. Und diese Handwerkerautos sind nun mal schwer. Die brauchen ordentlich Energie.
Habe ich am Wochenende erlebt. Ich hatte einen Anhänger für den Umzug hinten dran. Da zieht auch mein Auto ordentlich Kraftstoff. Die Reichweite eines E-Autos dürfte sich da schnell um mindestens 30% verringern.
Jetzt ist in solchen Baugebieten der Strom eh knapp und teuer, Baustrom halt. Und jetzt hängen wir an jeden Baustromverteiler noch ein bis zwei Autos zum Laden dran. Na, herzlichen Glückwunsch.
Grüne können das allerdings nicht wissen. Die kommen in der Regel aus gut situierten Familien, da wird schlüsselfertig gebaut. Und den Umzug macht ein Unternehmen. Vielleicht mit einem E-Lastwagen? Ist ein Scherz.
Und bei den Wochenreisenden, die in Hotels übernachten, da muss das Hotel Ladestationen einrichten. Zwei oder drei reichen da nicht. Da müssen es dann schon 20 oder sogar 30 sein. Insbesondere in Berlin, die wollen ja in Kürze frei von Verbrennungsmotoren sein, könnte das schwierig werden. Blöd ist nämlich, dass es dort im letzten Jahr schon 1700 Stromausfälle, wenn auch nur kurzzeitig, gegeben haben soll, so die Berliner Morgenpost vom 24.03. Mit einem Anstieg des Strombedarfs durch E-Mobilität dürfte das nicht besser werden.
Zusammenfassung
Es ist schon der Wahnsinn, was da an Energie verpulvert wird, nur um an die Arbeitsstätte zu kommen. Allerdings habe ich da keine Lösung, die diesen Zustand verbessern könnte. Ich glaube eher, dass sich der Zustand aufgrund des Fachkräftemangels eher noch verschärft.
Wie unsere Grünen das alles ohne fossile Energieträger hinbekommen wollen, ist mir ein Rätsel. E-Mobilität wir da definitiv nicht die Lösung sein. Da dürfte schon allein die Strommmenge zum Nadelöhr werden.
Und ob die Unternehmen das mit E-Autos leisten können, ist fraglich. Wenn die möglicherweise schon bei der Anfahrt Zeit verlieren, weil sie zweimal laden müssen.
Ich würde daher in Zukunft fragen, was der Auftraggeber wählt. Für Wähler aus dem links-grünen Spektrum sollte man einen Umweltzuschlag von 50% aufschlagen. Und von vorne herein einen Zeitaufschlag in gleicher Höhe kalkulieren. Für den Fall, dass halt mal kein Strom da ist.
Ich jedenfalls habe ein Dieselaggregat. Und das werde ich nicht verschrotten, niemals.
PS.: Und über das Thema „europaweite Ausschreibungsverfahren“ habe ich mir dabei noch nicht einmal Gedanken gemacht.