Elektromobilität – Wie soll der Strom verteilt werden?

“Wenn sie eine Million Ladesäulen bis 2025 in Deutschland aufstellen wollen, müssen jeden Tag 360 Stück installiert werden. Dafür gibt es nicht genügend Handwerker, ganz zu schweigen von den langwierigen Genehmigungsverfahren.”
Der Firmenchef der Elektroinstallationsfirma Hager-Gruppe, Daniel Hager, zum Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos: [Dostert, Elisabeth, Überall zu Hause, in SZ 21.1.2020]

In den letzten Tagen habe ich  zwei Beiträge zum Thema Elektromobilität veröffentlicht. Im ersten Beitrag habe ich Aussagen zu den Autos an sich gemacht. Im zweiten Beitrag habe ich mir Gedanken gemacht, woher der Strom kommen soll oder muss. Heute will ich die Reihe zur Elektromobilität abschließen. Jetzt kommt nämlich noch eine wesentliche Frage: Wie kommt der notwendige Kraftstoff zum Kunden.

Tankstellen

Wann haben sie das letzte mal getankt? Ist ihnen schon einmal aufgefallen, wieviel Tanksäulen ihre Tankstelle hat? Es gibt Tankstellen, die haben gerade einmal zwei Tanksäulen, solche finden sie häufig im ländlichen Bereich oder in Kleinstädten. Aber selbst in Nienburg haben die größeren Tankstellen schon mindestens vier Tanksäulen. Teilweise finden sie sogar spezielle Tanksäulen für LKW. Dort ist der Sprit-Durchfluß höher.
Auf Autobahnen oder in Großstädten sind 12 oder mehr Tanksäulen keine Seltenheit.
Warum ist das so? Die Ausstattung einer Tankstelle richtet sich nach dem Bedarf. Es geht um eine Durchschnittsberechnung. Das heißt, sie werden erleben, dass an einer Tankstelle nichts los ist. Genauso kann es ihnen aber passieren, dass sie anstehen müssen. Ich habe schon beides erlebt, wobei mir der erste Fall lieber ist.

Der Zeitbedarf

Wie lange brauchen sie beim Tanken? Haben sie das schon einmal beobachtet? Wenn ich tanke, dann fülle ich in mein Auto zwischen 40 und 60 Liter Diesel. Dafür benötige ich einschließlich Bezahlen ca. fünf Minuten. Mit diesem Tank komme ich dann zwischen 600 und 800 km weit.
Wie sieht das bei den elektrischen aus? Selbst wenn wir die Reichweiten außer Acht lassen, dann benötigen wir für eine komplkette Füllung mindestens 30 Minuten, also das sechsfache der Zeit eines Verbrenners.

Das hat dann auch Auswirkung auf die Anzahl der Ladesäulen an einer Tankstelle. Rein rechnerisch brauche ich die sechsfache Anzahl an Ladesäulen. Auf einer kleinen Zweisäulentankstelle werden in Zukunft für die gleiche Tankleistung 12 Ladesäulen benötigt.

Wieviele brauche ich wirklich?

Elektroautos kann man allerdings auch zuhause aufladen. Voraussetzung ist, dass ein entsprechender Ladeanschluss vorhanden ist. Insbesondere für Autos im Kurzstreckenbetrieb, der typische Zweitwagen also, wird das die bevorzugte Möglichkeit darstellen. Das hieße aber für die Zukunft, für nahezu jede Wohnung müsste mindestens ein Parkplatz mit Lademöglichkeit verfügbar sein. Und der Strom muss dort auch ausreichend ankommen.
Für den Langstreckenverkehr reicht das aber eben nicht. Auf den Autobahntankstellen müssen immer entsprechende Lademöglichkeiten verfügbar sein. Und da kommen dann auch noch LKW, die wesentlich größere Batterien haben werden. Nehmen wir mal eine solche Tankstelle, die derzeit 12 Tanksäulen hat. Die müsste in Zukunft 60 oder mehr Ladesäulen haben. Vielleicht kann man das so organisieren, dass die LKW-Fahrer das mit ihren Ruhezeiten verbinden. Dann müsste halt an jedem Parkplatz eine Säule stehen. Die 60 Säulen würden dann aber nicht reichen.

Wie lange brauchen wir dafür?

Gehen wir einmal davon aus, dass in Deutschland eine Ladesäule pro vier Einwohner benötigt wird. Es könnten sogar noch mehr sein.
Dann werden in Deutschland etwa 20 Mio Ladesäulen benötigt. Dass der entsprechende Platzbedarf, insbesondere in den Ballungsräumen, dabei knapp werden könnte, möchte ich noch nicht einmal berücksichtigen. Jetzt hat Hager (Zitat am Anfang) gesagt, wenn man bis 2025 nur 1 Mio Ladesäulen aufbauen will, dann müssten ab sofort jeden Tag 360 Säulen aufgebaut werden.
Das Ganze hat aber immer noch einen Haken. Wir wollen (wer ist in diesem Zusammenhang wir?) bis 2045 die Energiewende schaffen. Wenn wir von dem Zeitansatz ausgehen, den Hager bis 2025 setzt, dann haben wir bis 2045 noch fünfmal soviel Zeit. Leider brauchen wir aber 20 mal soviele Ladesäulen.
Wenn wir das mal umrechnen, dann müssten ab sofort mehr als 1500 Ladesäulen täglich entstehen. Na, herzlichen Glückwunsch.

Fazit

Wenn die Politik die Verkehrswende planungsgemäß bis 2045 umsetzen will, dann sollte sie jetzt sehr schnell damit beginnen. Und alle Bürger sollten sich im klaren sein, dass erhebliche Kosten auf sie zurollen.
Wie das zeitlich und finanziell geleistet werden soll, das steht leider in keinem Wahlprogramm, schon gar nicht beim den Grünen.

Ich halte es nach wie vor für absolut falsch, dass die Politik ausschließlich auf die Elektromobilität setzt. Allein aus den kleinen laienhaften Berechnungen ist das im Grunde gar nicht machbar.

Und jetzt komme ich nochmal zu einer Technologie, die ich im Vorfeld schon als abwegig bezeichnet habe, die Plug-in-Hybrid-Antriebe. Betrachten wir die einmal nicht unter dem Gesichtspunkt der Elektromobilität, sonder unter dem Gesichtspunkt eines sparsamen Verbrenners. Die meiste Energie verbraucht ein Auto beim Beschleunigen. Gleichzeitig wird beim Bremsen die meiste Energie vernichtet. Nutzen wir doch für diesen Phasen im Fahrbetrieb den Elektroantrieb zur Unterstützung. Beim Beschleunigen unterstützt ein Elektromotor, beim Bremsen wird Energie zurückgewonnen. So ähnlich funktioniert doch Kers in der Formel 1. Warum sollte das nicht auch in normalen Fahrzeugen funktioniern?
Das setzt aber voraus, dass wir die Verbrenner nicht als die CO2-Schleuder Nummer 1 betrachten. Insbesondere die Grünen müssten sich also von ihrer Religion verabschieden.

Ich hänge ihnen die Links für die beiden zugehörigen Beiträge an

https://guettis-fakten-blog.de/umweltschutz/elektromobilitaet-eine-mogelpackung/

https://guettis-fakten-blog.de/umweltschutz/elektromobilitaet-wo-soll-der-strom-herkommen/

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