Elektromobilität – Wo soll der Strom herkommen?

„Wer Wind macht, erzeugt lange noch nicht Energie. Das Licht wird manchem nie aufgehen.“
Raymond Walden (*1945), Kosmopolit, Pazifist und Autor

Der Energiemix

Wenn derzeit über die Verkehrswende gesprochen wird, wird regelmäßig behauptet, dass batteriebetriebene Elektrofahrzeuge kein CO2 ausstoßen. Das mag vordergründig richtig sein, allerdings muss dabei beachtet werden, woher der Strom eigentlich kommt. Das folgende Bild zeigt ihnen, aus welchen Ressourcen in Deutschland Strom gewonnen wird.

Etwa die Hälfte der Stromproduktion erhalten wir aus regenerativen Energiequellen. Allerdings kann ein Großteil dieser Quellen nicht gleichbleibend sicher Strom erzeugen. Windkraft erzeugt nur Strom, wenn auch Wind da ist, und Photovoltaik erzeugt nur Strom, wenn die Sonne scheint. Das heißt, knapp 40 Prozent der Stromerzeugung ist nicht zuverlässig verfügbar. Speicherkapazitäten sind äußerst begrenzt. Möglich wäre dies im Bereich Wasserkraft in sogenannten Pumpspeicherwerken. Bei einem Anteil von nur 3,7 Prozent ist das aber vernachlässigbar.
Diese Problemstellung habe ich schon an anderer Stelle behandelt (siehe Link 1)

Bedeutung für die Elektromobilität

Ich gehe einmal davon aus, dass Menschen in der Regel tagsüber ihr Fahrzeug nutzen. Dann muss in der Nacht geladen werden. Und genau da fällt dann ein Teil der Regenerativen aus. Wenn es dann auch noch windstill ist, dann fehlt mehr als die Hälfte der Erneuerbaren. Das war es dann mit der CO2-Bilanz.

Der gleiche Effekt gilt natürlich auch tagsüber. Auch am Tag scheint nicht immer die Sonne und weht nicht immer der Wind. Genau dafür brauchen die Energieunternehmen Backup-Systeme.
EON garantiert beispielsweise, dass sie jederzeit genug Strom zu Verfügung stellen kann, auch im Falle einer steigenden Elektromobilität. Ob der dann aber CO2-neutral ist, dazu sagt EON nichts. Im Zweifelsfall wird dieser Strom nämlich aus den Nachbarländern eingeführt. Und die setzen bekanntlich noch erheblich auf Atomenergie. Deutschland ist da ja ausgestiegen.

Was bedeutet das für die Zukunft

Wenn wir wirklich CO2-neutral Strom erzeugen wollen, dann müssen wir sogar jetzt schon die Kapazität bei den Regenerativen verdoppeln. Gleichzeitig müssen wir Speicherkapazitäten so ausbauen, dass Ausfallzeiten bei den Energiequellen sicher überbrückt werden können.

Das ist die Situation für den Stand jetzt. Will man aber die Elektromobilität auf 100 Prozent bringen, dann steigt der Strombedarf erheblich. Je nach dem, wer die Studie finanziert, geht man von einem Mehrbedarf an Strom zwischen 15 und 30 Prozent aus. Das heißt, die Kapazitäten für die Erneuerbaren müssten mindestens verdreifacht werden.
Solange das nicht geschehen ist, sind auch Elektrofahrzeuge alles, nur nicht CO2-neutral.

Gegenargumente

Es gibt sogar Studien, die die CO2-Neutralität von Elektrofahrzeugen gänzlich in Abrede stellen. Dort wird wie folgt argumentiert: der derzeitige Energiemix versorgt alle derzeit angehängten Verbraucher. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn jetzt noch zusätzliche Verbraucher hinzukommen, müssen zusätzliche Ressourcen geschaffen werden. Derzeit geht das mit Regenerativen kaum. Daher müssen Kraftwerke in Betrieb gehen, die sich auf fossile Brennstoffe abstützen. Kernenergie haben wir ja abgeschafft. Das hätte also zur Folge, dass sich jeder zusätzliche Verbraucher auf fossile Brennstoffe abstützen muss. Das beträfe dann auch die Elektromobilität (zusätzliche Verbraucher). Und damit gute Reise CO2-Neutralität.

Weitere Argumentationen

Befürworter der E-Mobilität bringen auch gerne vor, dass Verbrenner nur einen geringen Wirkungsgrad hätten. Das ist richtig, soweit man sich ausschließlich auf den Fahrbetrieb beschränkt.
Zum Wirkungsgrad gehören aber auch Verluste beim Tanken. Dieser ist bei einem Verbrenner gleich Null. Die Energiemenge, die aus der Zapfsäule kommt, ist zu hundert Prozent im Tank. Bei Batterien, abhängig von der Art der Batterie, habe ich schon beim Tanken Verluste zwischen 15 und 30 Prozent. Und auch bei der Entladung des Akkus kann ich nicht die volle Ladung abrufen. Dazu kommen dann noch Selbstentladungseffekte bei Nichtbenutzung.
Bei einem Verbrenner wird der Tank nicht leerer, wenn das Auto steht.
Wenn man diese Aspekte alle berücksichtigt, dann ist der Wirkungsgrad bei den Elektrischen doch nicht so eklatant höher.

Fazit

Wenn Deutschland wirklich klimaneutral (auch so eine Wortschöpfung der grünen Szene) werden will, dann müssen die Kapazitäten der Erneuerbaren nahezu verdreifacht werden. Und solange das nicht der Fall ist, sind auch Elektrofahrzeuge nicht wirklich CO2-neutral.
Wie die so tollen Parteien das bis 2045 schaffen wollen, ist mir schleierhaft. Immerhin kann man den Strom aus dem Ausland importieren. Wir sind dann die Saubermänner*innen, die Schweine sind ja die im Ausland.
Oder die „Alten Umweltsäue“, wenn man dem WDR glauben darf.

Ein kleiner Hinweis an meine Freunde von FFF

Schaut mal in die Garage von eurem Papa. Wenn ihr da einen großen Diesel-SUV findet, dann könnt ihr den eintauschen gegen ein Fahrrad. Aber bitte kein E-Bike, denn ihr wisst schon, die sind auch nicht CO2-neutral.
Ach so, und ihr steigt bitte nur in einen Bus ein, wenn der elektrisch ist. Ansonsten geht ihr bitte zu Fuss.
In Berlin geht das teiweise schon. Aber nur Vormittags. Nachmittags werden wieder Diesel-Busse eingesetzt, weil bei den Elektrischen der Strom alle ist. Ja, das ist Berlin.

Ein Hinweis für sie

Im letzten Link (Bundesministerium für Umweltschutz) wird behauptet, es gäbe genug alternative Energie für Elektroautos. Es wird verschwiegen, dass man diese bei den anderen Verbrauchern abzwackt. Also wenn ich den Herd benutze, dann nutze ich Kohle-Strom, wenn ich mein Auto lade, dann ist es Windenergie. So kann man jede Bilanz schönrechnen. Ich halte das allerdings für abartig verlogen.

https://guettis-fakten-blog.de/umweltschutz/warum-ist-strom-in-deutschland-so-teuer/

https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/medieninformationen/2020/zusaetzlicher-strombedarf-hebelt-klimavorteile-von-e-autos-aus/

https://www.bmu.de/themen/luft-laerm-verkehr/verkehr/elektromobilitaet/strombedarf-und-netze/

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