Jetzt also doch

Ampel hält 2 Atomkraftwerke in Reserve

„Es soll sich die Politik zum Teufel scheren, die – um welcher Prinzipien auch immer – den Menschen das Leben nicht leichter zu machen sucht.“
Willy Brandt (ehem. deutscher Bundeskanzler)

Zwei Atomkraftwerke werden nicht abgeschaltet

Gestern verkündete Habeck, dass die Kernkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim nicht wie geplant vom Netz gehen sollen. Sie sollen als Reservekraftwerke zunächst bis April weiterlaufen. Das AKW Emsland geht allerdings wie geplant am 31.12. vom Netz.
Übrigens, fällt ihnen was auf? Neckarwestheim liegt in Baden-Württemberg und vom grünen Kretschmann kommt kein Protest. Erstaunlich, oder vielleicht doch nicht?

Die Reaktion der Grünen

Dass die Grünen damit ein Problem haben, war vorauszusehen. Sehen die doch ihren so heiß geliebten Atomausstieg in Gefahr. Und das geht ja gar nicht. Krampfhaft sucht man Argumente gegen die Atomenergie. Am besten ist noch der Bundesvorsitzende Omid Nouripour. Übrigens auch einer aus der Fraktion „Kein Berufsabschluss“. Zehn Jahre studiert, unterschiedliche Fächer ausprobiert und am Ende nichts geschissen bekommen.
Der zieht nämlich als Beispiel Frankreich heran. Die hätten nämlich voll auf Atomkraft gesetzt und müssten jetzt Strom aus Deutschland importieren. Das würde beweisen, dass die Atomkraft keinen Nutzen brächte.
Was er dabei allerdings vergisst, ist die Tatsache, dass ein Großteil dieser Kraftwerke am Ende des Jahres wieder am Netz ist und dann im Winter wieder Energie liefert. Soweit kann Nouripur allerdings nicht gucken.

Die FDP und die CDU

Für die FDP, aber auch die CDU greift die Entscheidung zu kurz. Denn der Ausbau der Alternativen geht bekanntlich nicht schnell genug vonstatten. Also müsse man den Atomausstieg generell noch einmal überdenken. Das hat man in den letzten Monaten aber schon häufiger gehört. Ich frage mich allerdings, wo die heftigen Debatten im Bundestag zu diesem Thema bleiben. Vielleicht kommen sie noch. Wer weiß.

Die technische Frage

Die beiden verbleibenden Atomkraftwerke sollen also in die Reserve. Sind also nicht so richtig am Netz. Sie sollen dann zeitweise einspringen, wenn der Strom knapp ist. Ansonsten bleiben diese Kraftwerke offline. Die Grünen glauben jetzt wohl, dass diese Kraftwerke dann nur einfach so da sind. Und wenn dann der Strom knapp ist, legen die den Schalter um und liefern Strom. Ja, das glauben die Grünen. Ist aber leider nicht so.

Wie funktioniert also ein Atomkraftwerk?

Ich will ihnen jetzt nicht die Kernspaltung erklären. Das würde zu weit führen.
Also, Kern eines solchen Kraftwerkes ist der eigentliche Atommeiler im Zentrum der Anlage. Darin sind die Brennstäbe. Und in diesem Meiler flitzen dann Neutronen hin und her, spalten Atomkerne und erzeugen so eine große Hitze. Diese Hitze wird von Wasser in einem Primärkreislauf aufgenommen und zu einem Wärmetauscher geführt. In diesem Wärmetauscher wird wiederum Wasser erhitzt, vielmehr verdampft. Und mit diesem Dampf treibt man dann eine Turbine an. Die erzeugt Strom.

Um also ein Atomkraftwerk hochzufahren muss ich erst den Spaltprozess einleiten. Dieser erhitzt das Wasser im Primärkreislauf. Und dann wird über einen Wärmetauscher das Wasser im Sekundärkreislauf verdampft. Ab dann kann die Anlage Strom produzieren. Wie lange dauert der Prozess? Ich weiß es nicht genau. Aber ich denke, dass es mindestens vier Stunden dauert, bis das Kraftzwerk zuverlässig Strom produziert.

Das Problem

Wenn also das Atomkraftwerk kurzfristig Strom liefern soll, dann muss es immer in der Lage sein, innerhalb weniger Minuten in den Volllastbetrieb zu gehen. Das heißt, eigentlich produziert das Kraftwerk ununterbrochen Wärme, ohne damit Strom zu produzieren. Wenn der Dampfdruck im Kessel zu hoch wird, dann wird über ein Ventil einfach Druck abgelassen.

Im Ergebnis arbeitet das Kraftwerk, ohne dann eine Leistung abzugeben. Und die Leistung muss trotzdem bezahlt werden. Wer bezahlt? Natürlich der Kunde. Damit es auch jedem klar wird, der Kunde bezahlt für Strom, der nicht ins Netz eingespeist wird.

Reservekraftwerke

Das gilt übrigens auch für alle anderen Kraftwerke, die sich in einem Reservebetrieb befinden. Die Frage ist dabei nur, wie lange brauchen die diversen Kraftwerke, um aus dem Ruhezustand in den Volllastbetrieb zu wechseln? Da haben tatsächlich Gaskraftwerke erhebliche Vorteile. Die haben zum einen nur einen Wasserkreislauf und zum andern liefern die sofort Energie, wenn das Gas entzündet wird. Bei Kohle dauert das schon länger.
Atomkraftwerke liegen da wohl irgendwo dazwischen. Genau weiß ich es allerdings nicht.

Fazit

Die Stromversorgung scheint wohl doch nicht so sicher zu sein, wie von unserem Philosophen und seinen grünen Genossen behauptet wird. Also muss doch wieder die Kernkraft her. Aber wie erklärt man es seinem Klientel, wenn man doch schon seit der Gründung der Partei die Atomenergie verteufelt. Also macht man Zugeständnisse. Eins schaltet man ja doch ab. Und die anderen beiden behält man lediglich im Reservebetrieb. Dass das bedeutet, die Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen, muss man den ungebildeten Parteigenossen ja nicht verklickern. Und mit Technik hatten es die Grünen ja noch nie so.

Vielleicht steht die Regierung aber auch noch unter  dem Druck der EU Partner. Die Niederlande haben nämlich angekündigt, dass sie nicht gewillt seien, Gas zu liefern, falls Deutschland endgültig aus der Kernenergie aussteigt. Solidarität gehe nämlich nicht nur in eine Richtung. Ich glaube, da muss unsere Politik noch einiges Lernen.

Ist das jetzt der Ausstieg vom Ausstieg?

Ich weiß es nicht. Immerhin ist Habeck gezwungen, einen großen Schritt in eine Richtung zu tun, den seine Grünen nie wollten. Wer weiß, wo es hingeht.
Vieles hängt da wohl auch vom Verhalten der FDP ab. Ob die bereit ist, die Koalition aufs Spiel zu setzen? Wenn überhaupt, dann frühestens im September des kommenden Jahres. Denn dann sind die Minister zwei Jahre im Amt und berechtigt Übergangsgelder zu erhalten. Solange wird die FDP stille halten. Dann kann es aber schon zu spät sein. Aber vielleicht passieren auch unerwartete Dinge. Dieser Koalition ist alles zuzutrauen.

Sie wissen ja, Unmögliches erledigen wir sofort, nur Wunder dauern etwas länger.

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