„Der Heiligenschein mancher Leute ist nichts anderes als eine Notbeleuchtung.“
Ernst Ferstl (*1955), österreichischer Dichter und Aphoristiker
Im Rahmen meiner täglichen Recherchen bin ich gestern auf einen Artikel gestoßen, der tatsächlich überschrieben war mit „Vettel wählt Grün“.
Zunächst habe ich ja geglaubt, da will mich einer verarschen.
Ich habe dann gegoogelt und bin dabei auf unzählige Artikel mit dem gleichen Thema gestoßen. Als ich dann bei „Die Welt“ ein Interview von Ulf Poschardt mit Cem Özdemir und Sebastian Vettel gefunden habe, war mir klar, dass es sich nicht um Fake handeln kann.
Jetzt bin ich einigermaßen sprachlos. Einer, der eine Sportart ausführt, die alles andere als Umweltschonend ist, der bekennt sich zu den Grünen. Vettel versucht sogar, zu begründen, dass Formel 1 und Umweltschutz kein Widerspruch ist. Da schlägts doch dem Fass den Boden aus.
Deshalb will ich mich unter diesem Gesichtspunkt mit dem Thema Formel 1 beschäftigen. Danach werde ich mich mit der Person Vettel befassen.
Die Formel 1
In diesem Jahr finden an unterschiedlichen Orten weltweit 23 Rennen statt. Insgesamt nehmen 12 Teams mit jeweils 2 Fahrzeugen teil.
Spritverbrauch
Für das Rennen dürfen pro Fahrzeug maximal 105 kg getankt werden. Das entspricht ca. 140 Liter Benzin. Diese werden auf einer Strecke von etwa 300 km verbraucht. Das entspricht einem Durchschnittsverbrauch von etwa 48 Litern pro 100 Kilometer. Allein am Renntag werden knapp 3000 Liter Sprit verfahren.
Auch KERS, das ist so was ähnliches wie ein Plug-in-Hybrid, ändert daran nichts, weil es ausschließlich zur Leistungssteigerung genutzt wird. Ich denke, da bleibt ein gewaltiger CO2-Abdruck.
Jetzt finden auch noch diverse Trainings (in der Regel 3 pro Rennwochenende) und das Qualify statt. Da wird auch noch Sprit in die Luft geblasen.
In diesem Zusammenhang habe ich dann das Argument gehört, dass sei im Verhältnis zum Luftverkehr gar nicht so viel. Allein ein Flugzeug verbrauche auf einem Flug von Deutschland nach Amerika mehr Treibstoff als die Formel 1 in einer ganzen Saison. Und da hat es mir dann die Schuhe ausgezogen. In diesem Flugzeug sitzen bis zu 200 Passagiere, die aus den unterschiedlichsten Gründen dahin müssen. In einem Formel 1-Boliden sitzt nur einer, und der fährt sinnlos im Kreis.
Weitere Energiefresser
Für jedes Rennen stehen den Teams 20 Reifensätze zu Verfügung. Die werden auch alle aufgebraucht. Nach dem Rennen landen die auf dem Müll. Rundumerneuerte gibt es in der Formel 1 nicht. Und für zivile Autos sind diese Gummis auch nicht verwendbar.
Sollen wir mal rechnen?
80 Reifen pro Team, das heißt 960 Reifen pro Rennwochenende. Bei 23 Rennen sind das insgesamt 22.080 Reifen in einer Saison. Die müssen alle produziert werden. Und Reifenproduktion ist energieintensiv.
Und die Teams müssen ja auch noch zu den Rennstrecken reisen. Von Europa nach Asien, Amerika oder Australien. Ich bin mir sicher, das machen die alle mit dem Fahrrad. Gelächter.
Natürlich wird geflogen. Dass da ein Flugzeug pro Team reicht, wage ich zu bezweifeln.
Egal wie man es dreht, CO2-Neutralität wird man da nie erreichen. Allerdings ist ja das Verständnis von sparen in der deutschen Politik sehr merkwürdig. Im Finanzwesen sprechen deutsche Politiker schon von Sparen, wenn sie weniger Schulden machen als im Vorjahr.
Das gleiche gilt wohl auch für Vettel. Er spricht schon von Umweltschutz, wenn die PS-Boliden weniger Sprit verbrauchen als vorher. Unter Umweltschutzaspekten bleibt die Formel 1 dennoch völlig inakzeptabel.
Betrachten wir kurz noch die Formel E
Da fahren batteriebetriebene Elektroautos im Kreis. Die brauchen zwar keinen Sprit, die Batterien werden aber mit dem verfügbaren Strommix geladen. Das sind in Deutschland immer noch 50% aus fossilen Energieträgern. In anderen Ländern ist das Verhältnis noch schlechter.
Darüberhinaus benötigt die Formel E für jeden Fahrer zwei Autos. Das liegt an der Reichweite der Batterien. Nach der Hälfte der Strecke sind die Leer. Der Fahrer wechselt dann beim Boxenstopp nicht die Reifen, sondern das ganze Auto. Klimafreundlich ist definitiv etwas anders.
Zusammenfassung
Wer in der Formel 1 Umweltschutz sucht, der wird ihn nicht finden. Das gleiche gilt auch für die Formel E und alle anderen Motorsportveranstaltungen.
Wie Vettel diesem Sport einen grünen Touch anhängen will, ist mir schleierhaft.
Sebastian Vettel
Vettel ist mehrfacher Millionär und wohnt mit seiner Frau und drei Kindern in der Schweiz. Er hat noch einen Wohnsitz in Deutschland und darf in Deutschland wählen. Sollten die Grünen tatsächlich an die Macht kommen und viele Dinge verteuern, dann betrifft es ihn nicht, er wohnt ja in der Schweiz. Und selbst wenn er in Deutschland lebte, ihn würden die Verteuerung nicht einmal stören, er hat ja Geld genug.
Und jetzt besitzt er noch die Dreistigkeit zu behaupten, er fahre ja elektrisch. Er habe ein kleines Elektrofahrzeug, was mit Masse von seiner Frau genutzt werde, so sagt er. Daneben habe er aber auch noch einen Kleinbus, der genutzt wird, wenn die ganze Familie unterwegs ist. Für mich heißt das: gerade dann wenn Kilometer gemacht werden, dann wird der Verbrenner genutzt.
Außerdem nehme ich ihm das nicht ab. Im Internet habe ich nämlich Bilder von Vettels Fuhrpark gefunden. Wenn man das ins Verhältnis zu seinen Aussagen stellt, dann ist das an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten.
Schlußurteil
Ist Vettel nun naiv oder einfach nur dumm? Da setzt er sich als Formel 1 Fahrer für den Umweltschutz ein. Wenn das glaubhaft rüberkommen soll, dann muss er sofort diesen Beruf aufgeben. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Sein Verhalten ist an Verlogenheit jedenfalls nicht mehr zu überbieten.
Wie dem auch sei, ob naiv oder dumm, in beiden Fällen passt er gut zu den Grünen und Geld bringt er denen auch noch mit.
Und was hat sich Özdemir dabei gedacht? Welches Klientel will er damit ansprechen? Glaubt der wirklich, Fans des Motorsports würden jetzt Grün wählen? Mit dieser Naivität passt er gut zu Schnatterlenchen.
Zum Schluss
Ich bin kein Gegner der Formel 1. Ich bin aber auch kein Grüner. Und ich glaube auch nicht an die massiven Auswirkungen des CO2-Ausstoßes. Aber wenn dann einer aus dem Formel 1-Fahrerlager aufsteht und für die Grünen Werbung macht, dann setzt es bei mir aus.
https://www.quarks.de/technik/mobilitaet/ist-die-formel-1-wirklich-eine-umweltsauerei/
https://www.tz.de/sport/formel-1/sebastian-vettel-tempolimit-formel-1-weltmeister-bundestag-wahl-gruene-umwelt-elektro-schweiz-zr-90838831.html
https://www.welt.de/sport/plus232275783/Vettel-und-Oezdemir-im-Gespraech-Ich-bin-da-ein-bisschen-ein-Heuchler.html?icid=search.product.onsitesearch
(leider nicht für jeden lesbar – Bezahlschranke, leider)
[…] hatte schon einmal über diesen Volltrottel berichtet, als groß verkündete, er wähle die Grünen. Jetzt taucht in einem Bericht bei NTV auf, […]