Wird jetzt der Strom knapp?

„Wenn wir es schaffen, mit der Energiewende deutlich zu machen, dass wir unsere Wettbewerbsfähigkeit verteidigen und den Wohlstand steigern können, wird die Energiewende zu einem Exportschlager Deutschlands in allen Teilen der Welt.“
(Peter Altmeier im Jahr 2012)

Damals war man noch optimistisch, mehr noch, blauäugig. Heute haben wir Angst, der Strom könnte knapp werden. So sagte Olaf Scholz im Vorfeld zur Bundestagswahl, unter Umständen müsse man den verfügbaren Strom zuteilen. Rationieren wäre wohl der richtige Ausdruck. Jetzt gehen wir wohl auf Verhältnisse zu, wie wir sie beispielsweise aus Venezuela kennen. Das Industrieland Deutschland muss Verhältnisse wie in Entwicklungsländern fürchten. Das ist der helle Wahnsinn. Naja, zumindest ist Altmeier jetzt zurückgetreten, war irgendwie überfällig.

Und um dem ganzen noch eine Krone aufzusetzen, schaltet Deutschland Ende 2022 die letzten Atomkraftwerke ab. Es wird dunkel in Deutschland.

Die alternativen Energiequellen

Nicht nur Deutschland, auch andere Länder in Europa versuchen immer mehr auf alternative Energien umzustellen. Die EU hat ja festgelegt, bis Ende 2045 muss Europa CO2-neutral sein. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Windenergie und Photovoltaik. Blöd ist dabei nur, dass nicht immer Wind weht. Und auch die Sonne scheint nicht immer, nachts in der Regel überhaupt nicht. Habe ich irgendwo gehört. die Grünen scheinen es nicht zu wissen.
Dann fehlt es an Strom. Dieser Mangel muss mit konventionellen Kraftwerken aufgefangen werden. Biomasse spielt nur eine untergeordnete Rolle. Also bleiben Kohle, Öl und Gas. Die Kohleverstromung wurde in den letzten Jahren deutlich zurückgefahren. Das gilt auch für andere europäische Länder. Das gleiche gilt aber auch für Öl. Verbleiben als Backup-Systeme nur die Gaskraftwerke.

Das Problem mit dem Gas

Jetzt hatten wir aber im Sommer verhältnismäßig wenig Sonnentage, und auch der Wind blies nicht so wie sonst. Daher musste schon früh auf die Gasreserven zurückgegriffen werden. Das hat zur Folge, dass derzeit die Gastanks in Deutschland gerade einen Füllstand von gut 60 % aufweisen. Und die Wintersaison kommt erst noch.
Und sie kennen ja das Prinzip: Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Zur Zeit ist das Gasangebot knapp. Damit steigen die Preise ins Uferlose.

Auswirkung der Energiepreise

Wenn dann die Energiepreise steigen, steigen logischerweise auch andere Preise. Die Produktion aller Artikel wird dadurch teurer, die Firmen legen das auf die Preise um. Bezahlen wird der Verbraucher. Mittlerweile haben wir eine Inflation von über vier Prozent, ein Ende ist nicht absehbar.

Auswirkungen in der Landwirtschaft

In der chemischen Industrie, diese ist sehr energieintensiv, stellen Unternehmen schon den Betrieb ein. Bei diesen Energiepreisen ist eine wirschaftliche Produktion nicht mehr machbar. Dies betrifft unter anderen auch Düngemittelhersteller. Wenn aber Düngemittel nicht mehr hergestellt werden, dann können die Bauern nicht mehr wirtschaftlich produzieren. Die Erträge werden deutlich geringer ausfallen als sonst. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Lebensmittelepreise. Bezahlen wird der Verbraucher.

Den Grünen müssten eigentlich jubeln. Endlich alles Öko. Tiere gibt es auch nicht mehr, ohne Strom kann man die Ställe nicht mehr betreiben. Der Haken, es gibt dann von allem viel zu wenig. Die Preise werden notgedrungen steigen. Der grünen Klientel ist es aber egal, da ist Geld in der Regel kein Mangel.

Die Kohle

Jetzt könnte man ja stillgelegte Kohlekraftwerke reaktivieren. In Hamburg Moorburg steht ja sogar ein ziemlich modernes und hocheffizientes Kohlekraftwerk. Aus politischen Gründen wurde das nur relativ kurz in Betrieb genommen, gerade einmal sechs Jahre. Man glaubte, es gäbe genug Strom. Eine ältere Dreckschleuder in Wedel hat man aber in Betrieb gelassen. Ja, das ist grüne Umweltpolitik.

Ich bin überzeugt, dass man das Kraftwerk Moorburg rein technisch schnell wieder ans Netz bringen könnte. Allerdings hat man zwei Probleme.
Für den Betrieb braucht man Personal. Da man aber schon seit Jahren den Ausstieg aus der Kohle betreibt, ist dieses Personal nicht mehr da.
Das zweite Problem ist die Verfügbarkeit der Kohle. Da immer weniger Kohle gebraucht wurde, haben die Kohleförderunternehmen ihre Kapazitäten zurückgefahren. Das Prinzip Angebot und Nachfrage kann auch zur Reduzierung des Angebotes führen. Und glauben sie mir, eine stillgelegte Zeche fahren sie nicht in vierzehn Tagen wieder hoch. Das dauert unter Umständen Jahre. Quintessenz ist also, selbst wenn wir Kohlekraftwerke wieder anfahren möchten, es gibt zu wenig Kohle. Und die ist teuer, richtig teuer.

Nochmal zurück zum Gas

Jetzt wird Gazprom, Russland, gerne vorgeworfen, sie würden zu wenig Gas liefern. Das stimmt so nicht. Russland garantiert die vertraglich festgelegte Gasmenge. Und ich bin überzeugt, die liefern sie auch, aber eben nicht mehr. Nur diese Menge reicht im Augenblick nicht. Wenn wir also mehr haben wollen, dann stehen wir in Konkurrenz mit Staaten wie beispielsweise China. Und glauben sie wirklich, dass Russland Deutschland so lieb hat, und deshalb auf ein Geschäft mit den Chinesen verzichtet? Ich glaube das nicht. Aber hier sieht man wieder einmal die Blauäugigkeit der deutschen Politik.

Was kann man also tun?

Kohle wird kurzfristig nicht machbar sein. Öl auch nicht. Und die Problematik mit dem Gas habe ich gerade erläutert.
Beschleunigter Ausbau der Alternativen ist auch wenig hilfreich. Denn wenn kein Wind weht, dann hilft auch die doppelte Anzahl an Windmühlen nicht. Und auch das braucht natürlich Zeit, viel Zeit.

Bleibt letztendlich nur die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. Ob das in der derzeitigen politischen Konstellation möglich ist, wage ich zu bezweifel. Zumindest die FDP macht sich dafür stark (siehe Link 1). Allerdings sehe ich für die nahe Zukunft keine Alternative.

Auch für die ferne Zukunft hätte man auf die Atomkraft setzen müssen. Denn diese ist die einzige wirklich CO2-freie und witterungsunabhängige Form der Energiegewinnung. Und hier ist weltweit die Entwicklung weitergegangen. Es gibt mittlerweile Reaktoren, die die Abfälle aus den herkömmlichen Atomkraftwerken weiter verwerten können. In China sollen in Kürze die ersten ans Netz gehen. Deutschland hat sich leider aus dieser Entwicklung ausgeklinkt. Dafür muss man den Grünen dankbar sein.

Selbst wenn wir wieder in die Atomkraft einsteigen wollen, dann benötigen wir Zeit. Bis die notwendigen Techniker und Wissenschaftler verfügbar sind, da vergehen mindestens 15 Jahre. Und bis dann die ersten Kraftwerke in Betrieb gehen, dürfte es genauso lange dauern.

Fazit

Ja, es könnte in Deutschland dunkel werden. Beschissen sind die, die aufgrund deutscher und europäischer Umweltpolitik gezwungen waren, beispielsweise Wärmepumpen zum heizen einzubauen. Denn bei Stromausfall gehen die auch nicht. Dann ist es nicht nur dunkel, sondern auch kalt. Willkommen im Mittelalter.

Ich glaube nicht, dass wir die Zukunft ohne Atomkraft bewältigen können. Auch der Ausstieg aus den Fossilen wird so schnell nicht vonstatten gehen. Trotzdem befürworte ich diesen. Nicht wegen Klimaschutz, sondern vielmehr wegen der begrenzten Verfügbarkeit. Allerdings glaube ich nicht, dass das bis Ende 2050 machbar ist. China beginnt damit sowieso später, wenn überhaupt.

Was mache ich

Ich war tatsächlich am überlegen, ob ich auf Wärmepumpe oder Erdwärme umsteigen soll. Das habe ich mittlerweile verworfen. Ich bleibe bei Heizöl.
Natürlich brauche ich für eine Öl-Zentral-Heizung auch Strom. Dafür beschaffe ich mir ein Notstromaggregat, Diesel betrieben natürlich. Das kann ich dann im Notfall auch mit Heizöl betreiben. Der Stoff ist das Gleiche, nur die Besteuerung ist eine Andere. Ich glaube nicht, dass das bei einem Black-Out irgend jemanden interessiert. Obwohl, in Deutschland bin ich mir da gar nicht so sicher.

Und es hat noch einen weitern Vorteil. Im Notfall bleibe ich mit meinem Dieselauto mobil, der nimmt nämlich auch Heizöl.
Wenn mich jetzt einer eine Umweltsau nennt, dann bitte schön. Aber lieber Umweltsau im warmen als als moralischer Sieger im Kalten. Das weiß ich nämlich sicher, Moral wärmt nicht wirklich.

Noch eins zum Schluss

Die ersten Billiganbieter für Strom und Gas sind schon gezwungen Verträge zu kündigen. Sonst droht die Pleite (siehe Link 2). Aber kein Problem, die Großen übernehmen die Lieferung, allerdings zu Tagespreisen, derzeit richtig teuer. Gott sei Dank bin ich bei einem Großunternehmen.

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