Die Jagd nach Titeln

„Die Titel sind nur Zierden für Alberne; große Männer brauchen nur ihre Namen.“
Friedrich II., der Große (1712 – 1786), preußischer König, »Der alte Fritz«

Heute Morgen im MOMA

Es ging wieder einmal um Corona. Was wird der Herbst uns bringen? Und was bewirken die Impfungen? Natürlich wurden die alten Narrative gepflegt. In den ÖR wird weiterhin gelogen, dass sich die Balken biegen. Aber darum soll es mir heute gar nicht gehen.
Vorgestellt wurde eine Wissenschaftlerin von der Universität Saarland. Sie wurde vorgestellt als Infektionsepidemiologin. Als was, bitte? Infektionsepidemiologin, ja, ich habe mich nicht verhört. Aber was ist denn das?
Epidemiologen forschen zu Ursachen und Verläufen von Epidemien, wahrscheinlich auch Pandemien. Und Epidemien werden verursacht durch Infektionskrankheiten. Sehe ich das richtig? Was zur Hölle ist dann eine Infektionsepidemiologin? Ich glaube das ist wieder einmal so eine Wortkreation, die toll klingt, aber wenig aussagt.

Man sagt ja auch nicht mehr Schornsteinfeger. Heute heißt das Kaminhohlraumreinigungsingenieur. Es gibt ja auch keine Hausmeister mehr. Das sind heute Facilitymanager. Und die Tipse? Früher war das mal eine Bürokauffrau, heute ist das eine Fachkraft für Bürokommunikation. Wenn man das Geratsche in Großraumbüros so sieht, dann stimmt das zumindestens mit der Kommunikation.
Unterm Strich viel Wind um nichts. Ein Versuch, Berufe aufzubessern, ohne dass sich dahinter mehr Leistung verbirgt.

Das will ich mal zum Anlass nehmen, mich mit Titeln zu beschäftigen. Denn auch diese Doktorschwemme geht mir fürchterlich auf den Sack.

Die Schulbildung

Deutschland hat ein dreistufiges Schulsystem. Hauptschule, Realschule und die Gymnasien. Es gibt zwar noch andere Schulen, sie richten sich aber auch nach diesem dreistufigen System. Als Beispiel sei genannt die Fachoberschule, deren Abschluss der mittleren Reife entspricht.

Die Hauptschule

Die Hauptschule befähigt dann zum Beginn einer Lehre. Im Handwerk, in sozialen Berufen und was sie sich so vorstellen können. Dass heute viele Arbeitgeber keinen Hauptschüler mehr einstellen wollen liegt daran, dass das Niveau eines Hauptschulabschlusse teiweise unterirdisch ist.

Die Realschule

Die mittlere Reife, den Realschulabschluss benötigt man dann für höherwertige Lehrberufe. Als Beispiel möchte ich hier die pharmazeutischen oder medizinischen Assistenten nennen. Hier ist der Lernstoff doch sehr umfangreich, so dass der Hauptschulabschluss wohl nicht aussreichend ist.

Noch eine Ergänzung

Früher dauerte die Hauptschule neun Jahre, die Realschule zehn. Heute dauern beide Schulabschlüsse zehn Jahre. Da darf man dann durchaus fragen, wo hier noch der Unterschied ist. Mit der Aufwertung der Hauptschule hat man den Realschulabschluss abgewertet. Das hat dann dazu geführt, dass man jetzt auch noch den erweiterten Realschulabschluss kennt. Der wird erlangt mit einer zusätzlichen Prüfung. Welch ein Irrsinn.

Das Gymnasium

Die dritte Stufe ist das Gymnasium. Diese Schule wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Man erhält die allgemeine Hochschulreife. Dieser Abschluss berechtigt dann zum Besuch eines Studiums an einer Universität. Da es aber in einigen Fachbereichen zu wenig Studienplätze gibt, gilt hier ein Numerus clausus. Für mich heißt das, entweder wir haben zu viele Abiturienten oder wir haben zu wenig Studienplätze. Ich vermute Ersteres.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an die Aussage (ich glaube Merkel hat die gemacht), Deutschland habe zu wenig Abiturienten. Also hat man das Niveau gesenkt, und schon hatte man mehr Abiturienten. Allerdings sind die Universitäten nicht entsprechend mitgewachsen. So waren die dann gezwungen, durch eine Vorauswahl auszusieben, eben durch Einführung eines Numerus clausus.

Die Universität

Schauen wir einmal zurück. Früher schloss man ein Studium mit einem Diplom ab. Nach drei Semestern, oder auch mehr, machte man eine Zwischenprüfung, das Vordiplom. Das war aber kein Bildungsabschluss. Es war lediglich eine Prüfung, ob man zum weiteren Studium zugelassen werden kann. Für Lehrberufe oder Berufe im öffentlichen Bereich gab es vergleichsweise das erste und zweite Staatsexamen.
Ein wesentliches Ziel der universitären Ausbildung sollte die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten sein. Ob das noch erreicht wird, darf durchaus bezweifelt werden.

Auch hier wurde in der Merkelzeit eine Veränderung eingeführt. Jetzt gibt es nämlich zwei akademische Abschlüsse, den Bachelor und den Master. Damit einher ging eine deutlich Absenkung des Niveaus, was mir von meinen Neffen und Nichten durchaus bestätigt wird. Begründet wurde dieser Schritt seinerzeit mit der internationalen Vergleichbarkeit von Abschlüssen. Jetzt sind wir international vergleichbar, aber leider auch nicht mehr so gut. Die Amerikaner beispielsweise wissen sehr genau, was ein deutsches Diplom wert ist. Und die wissen auch, dass sie ohne deutsche Diplolmingenieure wahrscheinlich heute noch nicht auf dem Mond gelandet wären. Wernher von Braun lässt grüßen.

Dass man darüberhinaus auch noch eine Unmasse von unsinnigen Studiengängen eingeführt hat, die vielen unfähigen Abiturienten sollen ja auch noch was strudieren können, will ich an dieser Stelle nicht weiter beleuchten.
Es gibt also zwei universitäre Abschlüsse, den Bachelor und den Master.

Besonderheiten

Es gibt da noch einige Besonderheiten. Ich nehme als Beispiel mal die Polizei. In vielen Ländern hat man bei der Polizei den mittleren Dienst abgeschafft. Für den gehobenen und höheren Dienst (A9 und höher) benötigt man aber ein Studium. Deshalb gibt es jetzt keine Polizeischule mehr, sondern eine Polizeiakademie. Und das Ding heißt auch nicht mehr Ausbildung, sondern Studium. Nach drei Jahren erhält man den Bachelor. Besonders gute Schüler verlängern ein Jahr und erhalten den Master. Wissenschaftlich arbeiten können die allerdings nicht. Bin mal Gespannt wenn es den ersten Doktortitel für Polizeidienst gibt. Uah.

Nicht akademische Abschlüsse

In den anderen Bereichen geht man nach der Schule in eine Lehre. Die Lehrzeit beträgt in der Regel drei Jahre. Es gibt einige wenige Berufe, da kann das auch länger dauern. Danach macht man eine Prüfung und erhält den Gesellenbrief. Damit darf man in seinem Gewerk selbstständig arbeiten. Mittlerweile darf man mit diesem Abschluss sogar einen eigenen Betrieb führen. Allerdings ist man nicht befugt, Lehrlinge auszubilden. Dafür braucht man die Meisterausbildung. Diese dauert in der Regel noch mal ein Jahr und schließt auch mit einer Prüfung ab. Nach diesem Abschluss ist man befugt, Lehrlinge auszubilden. In einigen Berufen ist man sogar befugt baufachliche Maßnahmen zu prüfen und abzunehmen.

Darüberhinaus gibt es dann noch den Techniker. Das ist eine Ausbildung, die einem Studium zumindest fachlich schon sehr nahe kommt. Allerdings fehlt der Anteil wissenschaftliches Arbeiten.
Es gibt da einen blöden Witz. Was ist der Unterschied zwischen einem Bauingenieur und einem Bautechniker?
Beide bauen eine Brücke. Die von dem Ingenieur bricht zusammen. Und er kann genau erklären warum. Die von dem Techniker bleibt stehen. Er weiß allerdings nicht, warum.

Zusammenfassung

Folgende Berufsabschlüsse habe ich hier beschrieben:
Nicht akademisch: Geselle, Meister, Techniker. Das gilt für das Handwerk. In anderen Berufen gibt es diese Abschlüsse auch, sie heißen nur anders.

Akademisch: Bachelor, Master, ältere kennen noch das Diplom. In den Geisteswissenschaften gibt es noch vergleichbare Abschlüsse, die aber anders heißen. Magister habe ich beispielsweise schon einmal gehört.

Der Doktor und Professor

Sie suchen wahrscheinlich verzweifelt den Doktor und Professor. Sie haben sie bis jetzt nicht finden können, da es sich dabei eben nicht um Berufsabschlüsse handelt.

Der Doktortitel

Nach Abschluss ihres Studiums suchen sie sich ein Thema. Dazu stellen sie Forschungen an. Sie stellen möglicherweise eine These auf, und versuchen diese dann durch entsprechende wissenschaftliche Verfahren zu bestätigen oder zu widerlegen. Darüber verfassen sie dann eine Arbeit. Sie sollen die Arbeit im Wesentlichen eigenständig erstellen. Und das Thema soll in dieser Form vor ihnen noch nicht bearbeitet worden sein. Wie diese Arbeit aussehen muss, dafür gibt es ein Regelwerk.
Am Ende legen sie diese Arbeit einer Prüfungskommission vor. Früher bestand die mal aus drei Professoren. Ob das heute noch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Die wirkliche Prüfungsarbeit wird aber häufig von wissenschaftlichen Mitarbeitern der Professoren durchgeführt. Der Professor selbst gibt nur noch seine Unterschrift. Dann kommt noch eine mündliche Prüfung, die Verteidigung der Arbeit. Ist das alles erfolgreich, wird ihnen die Doktorwürde verliehen, sie dürfen jetzt den Titel führen.

Was ist der Titel wert?

Durch eine einzige Arbeit haben sie nachgewiesen, dass sie selbstständig wissenschaftlich arbeiten können. Aber was nützt das im Beruf? Ein Zahnarzt soll mir die Zähne reparieren. Das ist mit Masse Handwerk. Man könnte sogar schon die Frage stellen, warum muss der überhaupt studieren? Der Doktortitel sagt doch über seine Kompetenz als Zahnarzt gar nichts aus.
Und jetzt schauen sie sich mal so andere Berufe an. Der Geographielehrer, der soll Kinder und Jugendliche unterrichten. Was nützt ihm da dieser Titel?

Soll ich weiter machen? Ich glaube, das erspare ich mir. Aber wenn sie aufmerksam durch die Welt gehen, da wird ihnen sehr schnell auffallen, wie oft dieser Titel eigentlich nur Schmuck am Nachthemd ist. Über die eigentliche Berufsqualifikation sagt der Titel mal gar nichts aus.

Es gibt nur eine Ausnahme. Das ist dann der Fall, wenn die betroffene Person tatsächlich in der Forschung und Entwicklung tätig ist. Da sagt der Titel schon etwas wichtiges aus. Diese Person kann nämlich eigenständig wissenschaftlich arbeiten.

In der Politik laufen da leider einige rum, bei denen das nicht zutrifft. Seuchenkarl ist so einer. Aber die müssen doch eigentlich für alle die Doktoren, die ihren Beruf seriös ausüben, ein Schandfleck sein.

Warum legt aber die Wirtschaft soviel wert auf diesen Titel?

Ich hatte ihnen oben schon geschrieben, dass das Niveau an den Universitäten in den letzten 30 Jahren deutlich gesunken ist. Der Abschluss Master ist somit kein wirkliches Kriterium mehr. Der Abschluss Bachelor schon gar nicht. Also erwartet man in bestimmten Berufsfeldern den Doktortitel. Dass das dann allerdings zu einer Schwemme führt und somit den Titel abwertet, übersieht man dabei.

Und wenn man jetzt noch in die Politik schaut. Giffey, zu Guttenberg, und wie sie alle heißen. Wenn man sich die so alle anschaut, dann ist der Doktortitel bestimmt kein großes Qualitätsmerkmal. Eigentlich bedauerlich.

Der Professor

Mit dem Professortitel sieht es dann noch schlimmer aus als mit dem Doktortitel. Da gibt es nicht einmal eine echte Prüfungsordnung. Ein Wissenschaftler muss halt durch bestimmte Arbeiten aufgefallen sein. Er muss sich aus der Masse herausheben. Er sollte auch eine Forschungsarbeit erstellt haben. Das kann aber auch durch viele kleinere Veröffentlichungen ausgeglichen werden. KL beispielsweise muss eine Unmasse solcher Arbeiten veröffentlicht haben. Dass die qualitativ hochwertig sind, darf eher bezweifelt werden.

Darüber hinaus sollte ein Professor einen Lehrstuhl an der Universität haben. Dies kann auch ausgeglichen werden durch die Leitung eines wissenschaftlichen Institutes. Und hier kommt schon das Problem. Wer besetzt denn den Leiter eines solchen Institutes? Beispielsweise des RKI. Das machen Politiker. Da liegt doch der Verdacht nahe, dass das Parteibuch wichtiger ist als die Qualifikation. Für besonders helle halte ich diesen Prof. Dr. Wieler beispielsweise nicht.

Der Fall Lauterbach

Und bei Lauterbach ist es noch schlimmer. Da hat man an der Uni Köln tatächlich ein Institut geschaffen, welches zu seinem Studium passt. Den leitenden Posten hat er übrigens nie wahrgenommen, da er während seine Parlamentszugehörigkeit davon beurlaubt ist. Und glauben sie wirklich, dass der diesen Posten jemals antritt? Braucht er ja nicht mehr, er hat seinen Titel doch schon.

Christian Drosten

Wollen wir uns unter diesem Aspekt mal Drosten anschauen? Eine Arbeit für eine Professur soll er nie abgelegt haben. Einen Lehrstuhl hat er auch noch nie besetzt. Und Institutsleiter? In Wikipedia steht zwar, „Seit 2017 ist er Professor, Lehrstuhlinhaber und Institutsdirektor an der Charité in Berlin.“ Die Charité ist allerdings keine Universität. Welchen Lehrstuhl hat er dann da? Und welches Institut leitet er dort? Ich glaube Wikipedia ist da ziemlich großzügig. Fest steht, er hat sich um die Erforschung von SARS-Viren verdient gemacht. Er hat sich allerdings während der CoViD Pandemie häufig in Widersprüche verwickelt. Ob das wirklich für eine Professur reicht. Wenn man das richtige Parteibuch hat, dann sicherlich schon.

Fazit

Doktor und Professor sind keine beruflichen Qualifikationen. Ich kenne den einen oder anderen Doktor, denen ich hohe Achtung entgegen bringe. Professoren sind mir in diesem Zusammenhang noch nicht über den Weg gelaufen.
Allerdings erstarre ich nicht vor Ehrfurcht, wenn ich einem Menschen begegne, der einen solchen Titel trägt. Und sie sollten das auch nicht tun.
Wir sind alle nicht blöd, auch wenn der eine oder andere Doktor und Professor das glauben mag. Aber das ist dann eine andere Geschichte.

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