Inflation – kommt die wirklich so überraschend?

Teil 4 – Inflationsbremser

„44 % der Jugendlichen wissen nicht, was Inflation ist. Sie würden sich aber dagegen impfen lassen.“
Urheber unbekannt

Ein Blick zurück

Nun sind doch schon einige Tage vergangen, seit ich mit dieser Themenreihe begonnen habe. Aber es ist halt viel passiert. Heute soll die Reihe fortgesetzt werden. In den Teilen eins und zwei habe ich einige Grundlagen aufgearbeitet. Im Teil drei habe ich einige Inflationstreiber betrachtet. Diesen Teil will ich Überlegungen widmen, wie man Inflation verhindern kann.

Erhöhung der Produktivität

Egal was passiert, wenn ich die Produktivität erhöhe, ohne die Arbeitsleistung zu steigern, wirkt sich das preissenkend aus. Ich erreiche damit also einen höheren Ausstoß an Produkten, ohne dass ich die Arbeitsleistung erhöhen muss. Trotzdem muss ich dabei berücksichtigen, die Nachfrage nach meinen Produkten darf sich dabei nicht verändern. Denn sonst produziere ich auf Halde. Und wenn ich meine Produkte nicht verkaufen kann, dann gehe ich irgendwann Pleite. Aber gehen wir in der Folge einfach davon aus, dass der Bedarf gleich bleibt, bzw. sogar größer wird.

Mechanisierung

Natürlich kann ich meine Produktivität durch den Einsatz von Technik erhöhen. Betrachten wir doch einmal die Bauern der Vergangenheit. Ganz zu Beginn ihrer Entwicklung haben die Menschen noch kleine Felder per Hand beackert. Die Ergebnisse reichten gerade dazu, die eigene Familie über die Runden zu bringen. Schon der Einsatz von Zugtieren brachte eine erhebliche Ertragssteigerung. Und so konnte der Bauer einen Teil seiner Erträge verkaufen. Und heute sind unzählige Trecker im Einsatz. Es ist kaum zu glauben, welch große Flächen heute eine einzelne Person bewirtschaften kann.

Googeln sie einfach mal „Getreideernte Kanada Bilder“. Da sehen sie mehrere Mähdrescher zeitgleich auf einem Feld. Und die Schnittbreiten der Fahrzeuge sind mit den Unsrigen auch nicht zu vergleichen.

Automatisierung

Parallel zur Mechanisierung kam dann auch die Automatisierung. Heute werden viele Arbeitsschritte in der Industrie von Maschinen gemacht. Da gibt es tatsächlich Produktionsstätten, da sehen sie kaum noch Menschen. Das senkt natürlich die Preise, ohne dass es den Gewinn des Produzenten schmälert. Im Gegenteil.

Das Problem

Um solche Maschinen finanzieren zu können, braucht man Geld. Und da gibt es mehere Möglichkeiten. Man leiht es sich bei der Bank. Das muss man aber leider wieder zurückzahlen. Solange der zusätzliche Gewinn aber höher ist als die Kreditkosten, ist das kein Problem. Die höheren Kosten fange ich durch die höhere Produktivität wieder aus.

Eine zweite Möglichkeit sind Aktien. Hier werden die Geldgeber zu Anteilseignern meines Unternehmens. Aber auch die wollen dann von meinen Gewinnen etwas abhaben.

Egal wie ich es mache. In dem Moment, wo ich mir auf dem Markt Geld beschaffe, gibt es Leute, die etwas von meinen Gewinnen abhaben wollen, ohne dass sie dafür etwas produzieren. Und wie wir wissen, sind das Inflationstreiber.
Und nochmals, wenn das in einem vernünftigen Verhältnis bleibt, ist das durchaus Okay.

Personalintensive Arbeitsbereiche

Jetzt gibt es aber immer wieder Bereiche, für die man bisher noch keine Maschinen oder Roboter entwickelt hat. Das heißt, hier müssen weiterhin Menschen eingesetzt werden. Mit wachsendem Erfolg des Unternehmens wollen die Mitarbeiter aber mehr Lohn. Sie wollen auch was ab vom Kuchen, mit Recht. Das macht die Produkte aber wieder teurer. Sie erinnern sich an die Lohn-Preis-Spirale, einen Inflationstreiber.

Um das zu umgehen, lagert das Unternehmen diese Bereiche in Länder aus, wo das Lohnniveau deutlich niedriger ist. Wir kennen das insbesondere aus der Textilbranche. Auch wenn dadurch höhere Transportkosten entstehen, unter dem Strich lohnt es sich trotzdem. Die Produkte, die ich hier verkaufen will, kann ich nach wie vor günstig verkaufen. Dieses Verfahren wirkt also einer Inflation entgegen. Oder etwa nicht?

Wir sollten dabei zwei Dinge nicht vergessen. Selbst wenn die Ware günstig ist, kann sie nur verkauft werden, wenn entsprechende Finanzmittel zu Verfügung stehen. Ein Arbeitsloser kauft bestimmte Waren nicht. Also darf ich meine Produktion nicht komplett auslagern.
Und zum Zweiten mache ich mich abhängig von sogenannten Lieferketten. Wenn diese ausfallen, werde ich gezwungen sein, wieder hier mit teueren Arbeitskräften zu produzieren. Und dann kommt es schlagartig zu einer Verteuerung. Sie merken, mit der Auslagerung von personalintensiven Produktionsschritten habe ich dann die Inflation nicht verhindert, sondern lediglich verzögert.

Digitalisierung

Das Thema Digitalisierung habe ich bisher noch nicht betrachtet. Ich will das auch nicht tun, auch wenn man mit Digitalisierung die Produktivität steigern kann. Ich muss es allerdings immer auch im Zusammenhang mit einer voranschreitenden Automatisierung sehen. Das Thema Robotik spielt hier natürlich eine große Rolle.
Allerdings ermöglicht uns die Digitalisierung durch gewisse Überwachungsfunktionen zielgenauer zu produzieren. Damit produzieren wir weniger Ausschuss. Natürlich führt auch das zu niedrigeren Preisen. Ausschuss, der nicht produziert wird, der kostet auch kein Geld. So einfach ist das.

Zusammenfassung

Der Inflation entgegen wirkt einzig und allein die Steigerung der Produktivität. Allerdings müssen auch hier immer die Mechanismen von Angebot und Nachfrage beachtet werden. Denn Produktivität können nur funktionierende Firmen erreichen. Gerade bei Gütern, die einer hohen Nachfrage unterliegen, kann der Ausfall eines Werkes schon eine hohe Inflationswirkung bedeuten.

Vorschau

In den folgenden Beiträgen, es werden wohl noch zwei werden, versuche ich dann, die bisherigen Erkenntnisse auf unsere derzeitige Situation zu übertragen.

Teil 1 – Grundlagen 1,
Teil 2 – Grundlagen 2
Teil 3 – Inflationstreiber

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